…wenn unsere Gäste aus Marokko heimkommen leuchten die Augen und die begeisterten Reiseschilderungen zeigen, daß die Reise sie wirklich berührt hat.
Wie kommt das?

Unser heutiges Firmenkonzept ausschließlich auf gut qualifizierte, örtlich verwurzelte Guides zu setzen und keine „Reiseleiter“ aus Österreich oder Deutschland einzufliegen „wurzelt“ in Marokko.

Das Ganze kam folgendermaßen.

Bei meiner ersten Marokko-Reise im März 2000 begleitete ich meine Reisegruppe als wohlvorbereiteter und sehr engagierter „Reiseleiter“.
Gewappnet mit vielen Kultur- und Kunstdetails (die ich mir ua. aus dem „Du Mont Kunstreiseführer“ herausgelesen hatte)  erklärte ich meiner Gruppe wortreich viele Details und hielt laaaange Monologe ÜBER Marokko.

Der 2. Begleiter unserer Reisegruppe – meinen inzwischen langjähriger Freund und Partner Lahoucine Taha – machte hingegen sehr selten den Mund auf und war sehr ruhig. Ich lernte Lahoucine bei dieser ersten gemeinsamen Tour als sehr umsichtigen, verläßlichen – aber eben auch „verdächtig“ ruhigen Reisebegleiter kennen.

Lahoucine als alleinigen Reiseleiter der Gruppe konnte ich mir damals wirklich beim besten Willen nicht vorstellen! („Der redet ja nichts, wie soll der eine Gruppe führen.“, dachte ich mir)

Mein langjähriger Freund und Partner in Marokko: Lahoucine Taha

Weltweitwandern ohne „Reiseleiter“?

Beim nächsten Termin für Marokko im Herbst 2000 gab es dann nur 4 Anmeldungen.
Die Entscheidung lief dann darauf hinaus, die Reise:
a) entweder abzusagen oder
b) die Reise verändert durchzuführen: Ich selbst würde aus Kostengründen nicht als Reiseleiter mitkommen und diese Tour würde „nur“ mit der örtlichen Reiseleitung von Lahoucine durchgeführt werden.

Die 4 TeilnehmerInnen informierte ich vor der Abreise persönlich und ehrlich.
Ich bereitete sie auf den äußerst schweigsamen Guide vor und meinte noch, es gäbe  eigentlich keine „richtige“ Reiseleitung. Die Gäste sollten sehr selbstständig agieren und sich vor allem einen guten Reiseführer in Buchform mitnehmen…
(Dass die Organisation der Reise selbst vor Ort wirklich sehr liebevoll und perfekt erfolgte, darauf konnte ich ja vertrauen!)

Nach zwei (für mich sehr bange) Reisewochen mit häufigen Anrufen bei Lahoucine und seiner Partnerin Brigitte kamen restlos begeisterte Reisegäste zurück nach Österreich:
„So einen tollen Führer hätten sie ja noch niemals erlebt!“ „Es sei halt schon vieeeel besser das Land von einem Einheimischen gezeigt zu bekommen!“ Usw…

Mhmmmm. Moment mal. Das verblüffte mich.
Bei weiteren Touren waren dann die Rückmeldungen ähnlich begeistert.

Diese Erfahrungen markierten  dann der Beginn unseres heutigen „Konzeptes“ bei Weltweitwandern-Reisen fast ausschließlich auf lokal verwurzelte Guides zu setzen.

Ein örtlich verwurzelter Guide kennt das Land vom eigenen Aufwachsen her. Er zeigt viele kleine „Zwischentöne“, Details aus seinem“normalen“ Leben, Geheimtipps, Bräuche, uvam.
Vor allem „lebt“ der örtlich verwurzelte Guide das Leben vor Ort und ist selbst ein Teil des besuchten Landes. Das ist für unsere Gäste ein sehr großer Wert!

Ich selbst finde zudem, daß ein zu dominanten „Reiseleiter“, der zu viel redet, auch oftmals schlecht für das Gemeinschaftsklima in der Gruppe sein kann.
Wir sehen unsere kleinen Weltweitwandern-Gruppen eher als Teams.
Alle in der Gruppe zusammen sind beteiligt am Erfolg der Reise, nicht nur ein wortreicher „Reiseleiter“.
Bei einem aktiven „Meineinander“, bei dem alle ein wenig Anteil nehmen/haben wird eine Reise viel emotionaler erlebt und bewegt jeden Einzelnen mehr!
Wir werden daher das Vokabel „Reiseleiter“ aus unseren Texten streichen.

;-)))

Den „Herr Reiseleiter“ (oder die „Frau Reiseleiter“) gibt es bei Weltweitwandern nicht!

Der Rest war und ist ein gutes Stück gemeinsame Arbeit: Sorgfältige Auswahl der richtigen Guides, wertschätzendes & faires Arbeitsklima, Sprachausbildungen und Weiterbildung vor Ort und bei Besuchen in Österreich, gemeinsame Workshops, viele Entwicklungen in enger Partnerschaft mit unserem Gästen, usw…

Marokko: Eine gelungene Reisegruppe ist immer "Teamwork"!

Daher hier ein RIESENGROSSES Dankleschön:
An unsere großartigen Guides, an unsere tollen Gäste, PartnerInnen und MitarbeiterInnen!

 

 

Comments ( 4 )

  • Brigitte Zahner

    Lieber Christian

    …ja einige Dinge sollten sich die Gäste selbst entdecken dürfen…. Ihr begleitet sie kundig und achtsam bis und nach ihrer Reise, wir stellen Route, Team und Infrastruktur: den Rest der Reise machen sie, unsere Gäste, selbst. Die Guides sind Karawanenführer in nun eben etwas anderer Form. Nach Marrakech und interessanter Stadtführung und Informationsrunde mit der „Blablatante aus der Schweiz“ sind alle Gäste froh, einen vielleicht etwas weniger gesprächigen Guide und viel Natur um sich zu haben….. Und wir schmunzeln über die ersten Reisen, während denen regelmässig Christian „am Draht war“……. Toll, hat sich eine gewisse Routine nur in Bezug auf Organisation und Infrastruktur eingestellt. Wunderbar berührend, dass die Begegnungen ein jedes mal wirklich von Herzen gestaltet werden und die Arbeit mit Freude getan wird. Wir freuen uns auf Deinen Besuch – und der „etwas schweigsamere“ auf ein herausforderndes abwechslungsreiches mehrtägiges Trekking mit Dir und dem Marokko Guide- und Kochteam im Hohen Atlas. Nun suchen wir ein Taxi und fahren zur Informationsrunde mit den Gästen der Tour: „Unterwegs mit der Nomadenfamilie“. Khira und Idir begleiten mich. Sie kennen sich ja aus, mit dem Wandern in den Bergen… herzlich Brigitte

    • Christian Hlade

      Schön, daß Du Dich da aus Marokko fast „live“meldest, Brigitte!
      Wie Du siehst bin ich in Gedanken schon sehr intensiv bei euch in Marokko.
      Ich betreib grad ein wenig „Spurensuche“, hab auch 2 neue tolle Bücher gefunden und gelesen…
      Die Vorfreude und Vorbereitung ist auch für mich ein wichtiger Teil einer Reise.
      Ich freu mich schon.
      Werden sehen, wie ich die geplanten 10 Stunden Erkundigungswanderungen schaffen werde…. Ich trainiere eh schon….
      Bis sehr bald!

  • inka

    Ich finds großartig, dass Du so selbstkritisch warst und zugeben kannst, dass Deine eigenen Leitung nicht so optimal war wie die eines örtlichen Guides, obwohl Du Dich ja sehr gut vorbereitet hattest. Respekt, das können nicht viele. Das Konzept finde ich supertoll, und würde mein Geld lockerer in meiner Tasche sitzen, hätte ich sicher schon längst bei Euch gebucht. ;)
    Nach den letzten Reisen steh mir jedenfalls etwas mehr der Sinn nach Gruppenreisen denn nach alleine Reisen – zumindest in Länder, die mir von den Gebräuchen total fremd sind.
    LG /inka

    • Christian Hlade

      Liebe Inka!

      Ja früher dachte ich mir: Je mehr ich meine Reisegäste mit Infos bequatsche, desto toller wird deren Reiseerlebnis…
      Ich hab da viel von Lahoucine, Tashi und unseren anderen tollen Guides gelernt.
      Allein wie sich die bewegen erzählt schon mehr über das Land als viele Worte….

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