Ich schwimme mitten in Kirgistan auf 1.600 Metern im herrlich warmen Yssykköl, dem „kirgisischen Meer“, und schaue dabei auf schneebedeckte Berge. Mit 182 Kilometern Länge ist es der zweitgrößte Hochgebirgssee der Welt, nach dem Titacacasee. Er wird von unterirdischen Thermalquellen gewärmt.
Nach mehreren eigenen Reisen durch Kirgistan fühle ich mich diesem kleinen, wunderschönen Land und seinen Menschen sehr verbunden. Länder wie Kirgistan, oder auch Georgien, Albanien, die Mongolei, Rumänien oder Bulgarien – die alle früher hinter dem so genannten „eisernen Vorhang“ lagen – werden auch heute noch sehr oft bei den Reisewünschen vieler unserer Gäste „übersehen“. Dabei gibt es gerade dort so viel Wunderschönes zu entdecken, man trifft auf so tolle Menschen und erlebt eine besonders herzliche Gastfreundschaft!
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Weite Natur mit wunderschönen Landschaften
Von Kirgistan hatte ich auch selbst früher kaum Bilder im Kopf, und dann bin ich das erste Mal hingekommen und es hat mich buchstäblich umgehauen: Da stehen schneebedeckte Siebentausender vor saftig-grünen Bergwiesen. Das Tien-Shan- und das Pamir- Gebirge gehören zu den höchsten der Welt. Da sind Gletscher, Wüsten und Hochgebirgsseen. Auf den weiten, grünen Grasflächen um den See Song Kul stehen zahlreiche Jurten und es weiden Schafe, Kühe und Pferde. Man kann hier wunderbar wandern und unterwegs bequem in Jurten übernachten. Kirgistan ist wirklich ein Paradies für naturbegeisterte Wanderer!
Wer übrigens geglaubt hat, das Edelweiß gehöre in die Alpen und sonst nirgendwohin, wird in Kirgistan eines Besseren belehrt: Auf zahlreichen Wanderungen schreitet man über weite Wiesen voll der silbrigen Blumen. Wohl auch deshalb wird Kirgistan manchmal „orientalische Schweiz“ genannt.
Im „Fairytale- Canyon“ in einem Seitental südlich des großen Yssykköl wandern wir durch eine leuchtende orange-braun-gelbe Märchenlandschaft. Unweit davon gehen wir dann durch herrliche Tien-Shan-Fichtenwälder.
Ein Adlerjäger erklärt uns das Aufziehen und Abrichten der majestätischen Vögel. Beeindruckend fand ich, dass diese Adler dann nach einigen Jahren Jagd mit den Menschen wieder in ihr ursprüngliches Leben zurückkehren und dort auch rasch einen Partner finden. Dem Adlerjäger bleiben sie auch danach weiter verbunden.
Auf vielen unserer Reisen bauen wir als Teamwork mit unserer Gruppe gemeinsam eine Jurte auf, das ist zugleich lustig und lehrreich.
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Die Menschen in Kirgistan: Aufgeschlossen und gastfreundlich
Die Menschen in Kirgistan erlebte ich auf all meinen Reisen als sehr offen, extrem hilfsbereit und entspannt. Ich komme jedes Mal beeindruckt und schwärmerisch von meinen eigenen Reisen nach Kirgistan zurück und auch beim Feedback unserer WWW-Reisegäste höre ich viel Begeisterung.
Ich hab dort auf meinen Reisen wirklich sehr viele wache, offene, sehr lebendige und oft auch sehr gebildete Menschen getroffen. Und auch eine besonders herzliche Gastfreundschaft erlebt. Der Präsident ist im Übrigen eine Künstler und verfasst Gedichte….
Man ist die ganze Zeit erstaunt über die verschiedenen Begegnungen in diesem Land. Noch in den entlegensten Winkeln, wo man es nicht erwarten würde, trifft man Agrarökonomen, Krankenschwestern, lauter gut ausgebildete Leute. Auch, wie selbstbestimmt diese sind und wie viel Drive sie haben. Das ist wohl noch ein Erbe der Sowjetherrschaft, besonders bei den Frauen ist mir das aufgefallen. Ich führe das auf die Förderung von Bildung der Frauen und der Gleichberechtigung in der Sowjetzeit zurück. Ich will natürlich nichts schönreden: Da gab es furchtbare Gräueltaten, vor allem während der Zeit von Stalin. Aber eben auch eine hohe Gleichberechtigung in Bildung und bei Arbeitsplätzen.
Unsere Wanderführerin Begaim zum Beispiel war ursprünglich Opernsängerin in der Hauptstadt Bischkek. Staunend haben wir an einem Abend am Lagerfeuer von ihr erfahren, dass es in Bischkek neben einer staatlichen Oper inklusive Ballet auch ein philharmonisches Orchester gibt – mitten im Gebirge in Zentralasien hätte man das nicht unbedingt erwartet. Doch Begaim hat das Singen aufgegeben, sie liebt die Berge und kennt sich in der Natur unglaublich gut aus. Zugleich kann sie gut Menschen führen. Beim Singen bleibt sie aber konsequent: Selbst wenn alle um das Lagerfeuer sitzen und Liedchen anstimmen – von Begaim wird man da keinen Ton hören.
Auch unsere anderen, tollen Wanderführerinnen bei den Weltweitwandern-Reisen wie zum Beispiel Aida, Aksamai und andere sind alle starke Frauen: Ruhig, gebildet, wach, sehr aufmerksam und das mit einer großen inneren Stärke. Ich habe in Kirgisistan bei vielen Begegnungen eine große Leichtigkeit und Freundlichkeit erfahren und die Kirgisen insgesamt als sehr lebensbejahend empfunden.
Im Reiseführer hab ich dann gelesen, das Kirgistan, so wie die Nachbarländer Usbekistan und Kasachstan während der russischen Zarenzeit und dann auch während der Sowjetzeit überaus multikulturelle und beliebte Auswanderungs-Länder waren. Neben einem großen russischen Bevölkerungsanteil lebten zum Beispiel auch mehrere 100.000 Deutsche, neben vielen anderen Nationen bis zur Wende in Kasachstan und auch in Kirgistan. Im Norden des Landes gibt es noch heute deutsche Ortsnamen und Sprachinseln!
Auch heute noch leben in Kirgistan viele verschiedene Ethnien. Der Islam spielt im öffentlichen Leben eine eher untergeordnete Rolle. Man feiert zwar die traditionellen muslimischen Feste, trinkt dabei aber gern ein Bier oder besser einen Wodka. Am Land tragen die älteren Frauen zwar Kopftücher, aber eher aus der Tradition und wegen des Sonnenschutzes. Vor allem in Bischkek trifft man auf äußerst freizügig bekleidete Frauen, und selbst während des Fastenmonates Ramadan sind die Restaurants auch tagsüber gut besucht.
Kirgistan großer Reichtum liegt neben den wunderbaren Menschen vor allem in seiner landschaftlichen Schönheit. Leider ist das Land heute nach wie vor wirtschaftlich recht arm, weil es sehr wenige Bodenschätze oder industrielle Ressourcen besitzt. Die beiden großen Nachbarn Kasachstan und Usbekistan haben da viel bessere Einnahmequellen aus ihren reicher vorhandenen Rohstoffen.
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Städtebau-Geheimtipp Hauptstadt Bischkek
Als ausgebildeter Architekt war ich in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek ganz aus dem Häuschen: Die Stadt ist eine Art Open-Air-Museum für gelungenen sowjetischen Städtebau, auf dem Reißbrett entworfen. Da finden sich anspruchsvolle Betonarchitektur aus der Zeit der frühen Moderne, Plattenbauten mit orientalischen Motiven, weitläufige Parks und Alleen. All das bietet auch heute noch eine hohe Lebensqualität. Da sind wahre Blüten hinter dem früheren Eisernen Vorhang zu entdecken. Die Parks und Boulevards sind voller Spaziergänger, aus Lokalen tönt Livemusik von traditionell bis Rock. Tolle Livemusikclubs gibt es hier wirklich viele!
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Durch den noch recht unbekannten Süden von Kirgistan.
Bei meiner letzten Reise habe ich den noch immer recht unbekannten Süden von Kirgistan zum Pamir hin für die neue WWW-Reise: Kirgistans wilder Süden erkundet.
Eine recht gut ausgebaute Straße führt von der Hauptstadt Bischkek 11 Fahrstunden / 600km weit Richtung Süden nach Osh, der zweitgrößte Stadt von Kirgistan. Man fährt da lange Zeit über weite und ausgedehnte Hochebenen, die von sanften runden Berg und Hügeln umrahmt sind.
Große Herden von Tiere weiden hier, man sieht überall viel Grün, es wirkt wie eine riesengroße Hochalm und als Kontrastpunkte erblickt man mittedrin viele blütenweiße Nomadenzelte.
Man kommt dann etwas tiefer unten dann durch schöne Bauerndörfer mit Feldern und Obstbäumen. Bei einer Familie im Dorf übernachten wir und bekommen so einen wertvollen Einblick ins Leben der Menschen hier am Land. Von hier aus startet dann auch unser erstes Trekking. Man kommt dabei in mehreren abwechslungsreichen Tagen durch Wälder, Almen mit Jurtencamps und wandert vorbei an schönen Seen.
Am Ende dieser mehrtägigen Trekkingroute liegen den die beeindruckenden Walnusswälder von Arslanbob. Es sind die allergrößten der Welt! Sogar Alexander der Große soll hier gewesen sein er soll von hier „unsere“ Wallnussbäume für Europa mitgenommen haben. Diese Walnusswälder sind so groß dass man tagelang dort unterwegs sein kann. Die mächtigen, alten Bäume erzeugen Räume wie Kathedralen unter sich.
Die Stadt Osh ist eine der ältesten Siedlungen von Zentralasien und seit dem 8. Jh als wichtiger Handelsort entlang der Seidenstraße bekannt. Auch heute ist das noch ein wichtiger Ort im sehr fruchtbaren Ferganatal, Das ist die Gemüse- und überhaupt fruchtbare Anbauregion von Kirgistan im Süden des Landes. Toll ist auch heute noch der riesige Markt von Osh, den wir natürlich besuchen. Kirgistan teilt sich dieses fruchtbare Gebiet mit Usbekistan und Tadschikistan mit einem Bevölkerungsgemisch auf allen Seiten.
Die Fahrt von Osh weiter hinunter in den Süden zum Pamir und dem Pik Lenin ist dann schlichtweg spektakulär! Intensive Farben der Berge, die zwischen ocker, rot und schwarz changieren. Dazu kommt ab Spätsommer das leuchtende Gelb der trockenen Gras- und Getreideflächen. Die Straße führt entlang von Flussläufen und windet sich immer wieder über Pässe mit schönen Weitblicken.
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Der Pamir: Eine gewaltige Gebirgswand hinter einer Hochebene
Nach ein paar Stunden Fahrt weitet sich hinter dem letzten Pass unser Blick auf eine riesige weit ausgedehnte Hochebene unter uns. Dahinter steht wie ein Gigant von links nach rechts im 180° Panorama die gewaltige Gebirgskette das Pamir.
Der Blick auf den Pamir hinter der weiten fast flachen Hochebene, wo sich die über 7.000 m hohen Gipfel und schneebedeckten Gebirgszüge tausende Meter über einer Hochebene auftürmen ist der Hammer! Dieser Blick über die weiten Hochebene auf eine so lange Bergkette am Horizont die mehrere 1000 hm aufragt, war für mich – mit all meiner langjährigen Reise Erfahrung – ein weltweit einzigartiges Naturwunder!
Für Bergsteiger:innen aus der damals kommunistischen Welt war hier das gelobte Land, weil der Himalaya ja damals nicht erreichbar war. Wandern in der Pik Lenin Region erinnert ja tatsächlich schon ein wenig an den Himalaya.
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Dazwischen – und das gibt’s nicht im Himalaya – wie Farbflecken weiße Jurtencamps mit den dazugehörenden Tierherden.
Das Basislage für die Bergsteiger:innen (in dem auch wir bei den WWW-Reisen übernachten) ist eine große und gut organisierte Zeltstadt: Hier stehen in unterschiedlichen Lagern verschiedener Anbieter die Zelter ordentlich in „Reih und Glied“… Man bekommt in gemütlichen großen Jurten nahrhaftes Essen und kann an den Zeltwänden Fotos und Texte von ehemaligen Bergsteiger:innen bewundern.
Von hier aus führen Tages- und Mehrtageswanderungen in die wunderschönen Gletscher- und Berglandschaften des Pamir.
Von hier aus führen Tages- und Mehrtageswanderungen in die wunderschönen Gletscher- und Berglandschaften des Pamir.
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Naturtourismus als Chance auf mehr Wohlstand
Ein gut organisierter, nachhaltiger Natur-Tourismus würde Kirgistan eine sehr gute Chance auf einen größeren Wohlstand bedeuten. (So wie das ja auch bei uns in Österreich ein sehr wichtiges Standbein ist!) Ich sehe da unglaublich viel Potential für sanften, nachhaltigen Naturtourismus. Die Landschaften des Lands sind Bilderbuch-wunderschön und oft auch spektakulär! Die Blicke schweifen über saftig-grüne Wiesen mit Wildblumen, Pferden, Kühen und Schafen. Dazu gibt’s viele größere und kleinere tiefblaue Seen – und am Horizont stehen schneebedeckte Gebirgszüge.
In den sich langsam entwickelnden Tourismus setzen die Kirgisen daher auch große Hoffnungen. Mittlerweile gibt es auch eine wirklich gut funktionierende touristische Infrastruktur, wie die Übernachtungsangebote des „CBT“ (Community Based Tourism). Im Ort Kochkor zum Beispiel bringt der aufkommende Tourismus einer Familie ein direktes Einkommen: Unsere ganze Weltweitwandern Gruppe hat im großen Familienhaus gut Platz, die Gästezimmer verfügen allesamt über eigene Badezimmer. Diana, die Frau des Hauses, war früher Krankenschwester. Beim hervorragenden Abendessen mit Teigtaschen, Lammgerichten und Gemüse erzählte sie uns, dass die Pension gering und sie daher froh sei, das Familieneinkommen durch das Bewirten von Touristengruppen aufbessern zu können. Es gibt in Kirgistan noch viele weitere Arten für sanften Tourismus, die wir bei unseren WWW-Reisen auch gerne nutzen: in Jurten übernachten, bei Familien essen oder mit Nomaden durch die Berge wandern. Auch unsere örtlichen Guides sind perfekt geschult und unglaublich nett und hilfsbereit.
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Unser großartiges Kirgistan-Team
Es hat für uns von Weltweitwandern zwar viele Jahre gebraucht vor Ort die für uns richtigen Guides und Partnerschaften für unsere Wanderreisen nach Kirgistan zu finden und aufzubauen. Mit dem uns inzwischen aber schon seit vielen Jahren freundschaftlich verbundene Kirgistan-Team rund um Anvar, Aksaamai und Aida haben wir nun wunderbare Partner:innen vor Ort gefunden: Unser Team in Kirgistan hat kurz ausgedrückt das Herz am richtigen Platz!
Mit Guide Aida war ich gemeinsam in Kirgistan und im Rahmen unseres Guidetrainings auch in den österreichischen Alpen unterwegs, 2024 reist sie zum Guideaustausch mit einer WWW-Gruppe nach Marokko.
Anvar und sein Team engagieren sich sehr für Nachhaltigkeit und initiieren viele vorbildhafte lokale Tourismusprojekte. Bei unserer Reise gibt es zum Beispiel fast immer Trinkwasser aus wiederbefüllbaren großen Wasserspendern und übernachtet wird oft in schönen, familiengeführten Unterkünften, nahe am Leben der Menschen.
Unsere Zentralasien Reisen werden mit liebevollen Details, nachhaltig, nahe am Gastland und sehr persönlicher Führung in einer kleinen, familiären Gruppe durchgeführt. Für unsere Gäste eröffnen sich so beim Wandern in der Natur von Kirgistan immer wieder besondere Zugänge vor Ort.
Ich wünsche diesem Land uns seinen Menschen von ganzem Herzen eine wirtschaftlich bessere Zukunft als die aktuell recht fragile wirtschaftliche Lage mit der noch immer großen Abhängigkeit von Russland und den großen, rohstoffreicheren Nachbarländern.
Planung
Die beste Reisezeit ist für mich…
Wenn man Wanderungen in die Berge unternehmen möchte, muss man im Sommer = Juni –September kommen.
Die beste Wanderung die ich dort gemacht habe ist …
Tageswanderungen im Pamir, eine fünftägige Überschreitung im Tien-Shan-Gebirge zum Yssykköl-See, Wanderungen bei Karakhol, Alm-Rundwanderungen beim Songköl-See und im Tal der Blumen“ mit seiner berühmten roten Jety-Ögüz-Felsformation am Taleingang“, die wir alle auch bei Weltweitwandern im Programm haben.
Was macht die Wanderung besonders?
Meist sehr wenige anderen Wanderer, Übernachtungen bei einheimischen Familien in Jurten.
Toll finde ich diesen Wanderführer, diese Karte, diese Bücher
Den Kirgistan – Reiseführer vom Verlag „Trescher“ finde ich gut.
Romane: Dshamilja, Kindheit in Kirgisien, Ein Tag länger als ein Leben, Abschied von Gülsary von Tschingis Aitmatov
Auf was muss man aufpassen?
Kirgistan für mich ist ein wirklich sicheres und zauberhaftes Reiseland! Man will nach einer ersten Reise dann unbedingt nochmals dorthin!
Mein persönlicher Geheimtipp:
Mein großes „Aha – Erlebnis“ war die Hauptstadt Bischkek, mit zahlreichen gemütlichen Cafes, schönen Parks und einem erstaunlichen städtischen Sozialleben mit Musikgruppen und vielen Spaziergehern. Das Schwimmen im warmen Yssykköl – See mit Blick auf die Schneeberge ist auch extrem toll!
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