Seit 1980 bereise ich die Welt, war häufig in Afrika, Südamerika, im Hochland von Tibet und in den asiatischen Tropen.
Ich war unterwegs fast nie krank und komme immer viel gesünder und fitter nach Hause, als ich abgereist bin.
Wieso ist das bei mir so?
Ich beherzige einige wenige einfache Gesundheits-Verhaltensregeln wirklich sehr streng.
Diese teile ich gerne in diesem Artikel mit Ihnen, damit auch Sie immer gesünder werden auf unseren Weltweitwandern-Reisen… ;-)
Vieles klingt für Sie eventuell trivial oder lapidar, wie zum Beispiel mein Ratschlag sich unterwegs sehr oft die Hände gründlich mit Seife zu waschen. Aber bitte glauben Sie mir: Es sind oft genau diese kleinen, einfachen Dinge, die den riesengroßen Unterschied machen zwischen gesund bleiben oder krank werden!
Meine felsenfeste Überzeugung lautet: Wer auch nur meine Tipps 1-3 für bedenkliche Reiseländer wirklich konsequent anwendet, hat schon 98% aller möglichen Risiken ausgeschaltet!
Tipp 1: Häufiges Hände waschen
Bakterien hassen es, mit Seife und warmem Wasser in Kontakt zu kommen. Häufiges, gründliches Händewaschen – vor jedem Essen, nach jedem Toilettgang, aber auch zwischendurch – mit normaler oder noch besser mit Desinfektionsseife ist daher das einfachste und probateste Mittel, das Erkrankungsrisiko auf Reisen so gering wie möglich zu halten. Beim Händewaschen auch zwischen den Fingern einseifen und waschen.
Leider muß man hier gegen Gewohnheiten zu Hause arbeiten, denn sich über 10 mal pro Tag die Hände gründlich zu waschen ist man nicht gewohnt. Aber glauben Sie mir: Das ist DAS Mittel gegen viele Krankheiten!
Meine persönlichen Erfahrungen: Seit wir das Thema „häufiges Händewaschen“ bei unseren Marokkoreisen recht streng eingeführt haben, an vielen Stellen im Camp Waschmöglichkeiten aufstellen und unsere Guides unsere Gäste häufig liebevoll erinnern kommen „Reisedurchfälle“, aber auch „Verkühlungen“, etc. nur mehr extrem selten vor.
Tipp 2: Cook it, peel it – or forget it!
„Koch es, schäl es oder vergiss es!“, lautet meine einfache Grundregel fürs Essen und Trinken vor allem in tropischen Ländern mit bedenklicher Hygiene. Daher: Gar kein rohes, ungeschältes Gemüse, keine Salate und kein ungeschältes Obst essen!
Vorsicht auch bei Torten, Milchspeisen, Cremes, Speiseeis, Mayonnaise oder ähnlichem – auch wenn dies Ihnen in gehobenen Lokalen angeboten wird oder in Plastik verpackt ist.
Achtung bei Meeresfrüchten, Fisch, Fleisch und Eiern!
Konsequent nichts essen, was nicht gut durchgebraten oder gekocht ist!
Tipp 3: Kein Wasser aus der Wasserleitung oder unsicheren Bächen
Gilt für alle tropischen Ländern mit fragwürdiger Hygiene:
In vielen Ländern besteht auch bei Wasser aus der Wasserleitung ein Gesundheitsrisiko.
Meiden Sie daher dort jedes ungekochte oder ungefilterte Wasser. Eiswürfel sind dann ohnehin absolut tabu.
In bedenklichen Ländern bitte ausschließlich Mineralwasser aus versiegelten Flaschen trinken.
Sicheres Trinkwasser muß dort 3 Minuten verlässlich abgekocht sein – in größeren Höhen viel länger!
(Info dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Abkochen)
Es gibt für unterwegs Wasserdesinfektionsmittel in Tablettenform (Micropur) oder als Tropfen (Aqua Venture)
Für längere Reisen bewähren sich auch spezielle Wasserfilter. Sehr gute Erfahrungen haben wir mit den Produkten der Schweizer Firma „Kathadyn“ gemacht: https://www.katadyn.com/de/de
Zähneputzen mit Leitungswasser finde ich hingegen meist unbedenklich.
Den Tipp zwar Leitungswasser zu trinken aber dazu dann immer wieder einen Schluck Whiskey oder ähnliches hochprozentiges halte ich für NICHT zielführend.
Gilt für ALLE Wanderungen, weltweit:
Wasser aus offenen Gewässern, wie Bächen oder Seen zu trinken ist auf der ganzen Welt ein Risiko, auch bei uns in den Alpen!
Man kann nie wissen, ob nicht ein verwesendes Tier oder Fäkalien das Wasser verunreinigt haben.
Reines Berg-Quellwasser ist hingegen meist ok.
Tipp 4: Ausreichend und das Richtige trinken
- Auf meinen Wanderungen im Hochland von Tibet oder Nepal habe ich in den ersten Jahren immer wieder arge Kopfschmerzen bekommen. Ich dachte schon, ich würde die Höhe schlecht vertragen. Dabei kam ich dann aber durch den Rat eines erfahrenen Freundes drauf, daß ich einfach zu wenig getrunken hatte. Man schwitzt zwar, aber durch die extrem trockene Luft ist die Haut immer trocken und man bemerkt den großen Feuchtigkeitsverlust gar nicht.
- Je nach Temperatur und Höhenlage braucht der Körper drei bis sechs (!) Liter Flüssigkeit pro Tag – je heißer es ist und je höher die Route, desto mehr. Die besten Durstlöscher sind sauberes Trinkwasser oder (lau-)warmer Tee.
- Trinken Sie lieber öfter kleine Schlucke als große Mengen auf einmal.
- Wenn man an heißen Tagen sehr schwitzt, dann braucht der Körper eine extra Zufuhr von Elektrolythen, wie z.B. von „Peeroton“.
- Magnesiumpulver in Wasser aufgelöst (z.B. Magnosolv) beugt Muskelkrämpfen vor!
- Auch Suppen sind gute Elekrolythlieferanten.
Tipp 5: Schutz vor der Sonne
Insbesondere in heißen Ländern oder größeren Höhen darf man die Intensität der Sonne nicht unterschätzen. Ein Sonnenstich löst Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen aus, ein Sonnenbrand kann zu Fieber und schweren Hautschäden führen.
Mein Tipp: Sonnenschutz ist mehr als nur Sonnencreme! In sonnenintensiven Bergregionen ist zusätzlich zur Creme mit hohem Lichtschutzfaktor ein helles, langärmliges Hemd wichtig, außerdem eine Sonnenbrille mit gutem UV-Schutz (inkl. einer stabilen Brillenhülle zum Schutz derselben im Rucksack). Tragen Sie immer auch eine Kopfbedeckung, die auch den Nacken schützt (z.B. ein Wanderhut), um einen Sonnenbrand oder Sonnenstich im Nacken zu vermeiden. Die Kopfbedeckung schützt auch vor Wind und Nieselregen und erspart Ihnen vielleicht Kopfschmerzen am Abend. Ein Trekkingtuch ist zusätzlich vielfältig einsetzbar: Als Wind- und Sonnenschutz oder Stirnband.
- Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor über 25
- helles Langarm-Wanderhemd
- Sonnenbrille (+Brillenbox!)
- Wanderhut oder -kappe mit Nackenschutz
- Trekkingtuch
Meine persönliche Erfahrung: Wer nicht hören will, …
Als Student unternahm ich einmal eine Frühjahrs-Hochgebirgswanderung mit meiner damaligen WG-Mitbewohnerin Susanne, die selbst aus einer Bergregion stammte. Es war ein strahlender Tag und es lag zum Teil noch Schnee. Ich empfahl Ihr daher unbedingt einen Kopfbedeckung, Sonnenbrillen und ein langärmliges Hemd zu tragen. Mit einer schnippischen Antwort: “Ich stamme aus den Bergen, mir macht die Sonne ohnehin nichts aus” ignorierte sie meine Ratschläge.
Schon am Nachmittag – wir waren da zum Glück schon im Tal – hatte sie dann arge Kopfschmerzen. Die nächsten Tage mußte sie wegen Augenreizung im abgedunkelten Zimmer verbringen und die gerötete Haut schälte sich in Schichten herunter inkl. Hautblasen….Also bitte die Sonne – vor allen in den “kühlen” Bergen – niemals unterschätzen!
Dazu kommt – in größeren Höhen – dass die Symptome eines Sonnenstichs, denen einer beginnenden Höhenkrankheit sehr ähnlich sind. Man schwächt auch den Körper durch zu viel Sonne und wird dann viel anfällig für andere Reise-Krankheiten.
Tipp 6: Ruhe zu Beginn, Pausen unterwegs
Klima- und Zeitumstellungen brauchen Zeit. Besonders, wenn die Ab- und Anreise lang und anstrengend war, empfehle ich, sich am Urlaubsort erst etwas auszuruhen, bevor man sich in anstrengende Unternehmungen stürzt. Nicht gleich am ersten Tag mit vollem Programm losstarten, sonst steigt das Risiko späterer Unpässlichkeiten.
Auch unterwegs immer wieder mal einen Rasttag, bzw. stundenweise Pausen einlegen. Man braucht ohnehin auch Zeit, um die neuen Eindrücke zu verarbeiten und der Körper braucht Pausen zum Regenerieren!
Meine persönlichen Erfahrungen: Der oft unvermeidliche Stress zu Hause und auch vor der Abreise ist ein nicht zu unterschätzender „Krankmacher“. Der Körper steht während der Arbeit und vor der Abreise unter ständigem Adrenalinspiegel, wenn dieser dann im Urlaub runtergeht werden viele krank. Dem kann man durch ein paar ruhigere Tage zum „Runterkommen“ und „Umschalten“ gezielt entgegenwirken.
Tipp 7: Schutz vor Mücken & Co
Nicht jedes Tierchen im Urlaubsland freut den Reisenden. In tropischen und subtropischen Regionen gilt: Kleidungsstücke und Schuhe, die am Fußboden abgelegt wurden, vor dem Anziehen kräftig ausschütteln! Bei Reisen in Regionen mit Malaria-Risiko gilt es, eine Malaria-Prophylaxe gut abzuwägen: Die Nebenwirkungen sind nicht ohne und haben schon vielen Reisenden den Urlaub vermiest. Die konsequente Verwendung von wirksamen Antimücken-Lotionen (z.B. „Nobite“) sowie heller, langärmlige Kleidung helfen das Risiko zu verringern, von Insekten gestochen zu werden, die Malaria übertragen können. Auch unter einem eigenen Moskitonetz (ohne Löcher!) zu schlafen hilft in den Tropen sehr, Stiche zu vermeiden.
Was Vierbeiner betrifft: Auch wenn sie noch so süß sind, rate ich dringend zur Vorsicht beim Streicheln. Abgesehen von Tollwut können Hunde und Katzen auch Parasiten und Krankheiten übertragen.
Mein Tipp: Für tropische, malariagefärdeten Länder unbedingt Mückenschutz-Produkte mit einem hohen Anteil am Wirkstoff „DEET“ kaufen. Ich empfehle aus meiner langjährigen Erfahrung die Marken „NOBITE“ oder „ANTIBRUMM FORTE“. Beide erhältlich über/in Apotheken. Viele andere Mittel erwiesen sich bei mir als praktisch wirkungslos!
Zusätzlich langärmlige / langbeinige, helle Kleidung tragen.
Von „NOBITE“ gibt es auch ein sehr empfehlenswertes Spray mit dem man die Kleidung vor der Reise mückenabweisend imprägnieren kann. Ich persönlich ziehe fast immer diesen „aktiven Schutz“ dem Einnehmen von chemischen Malariamitteln vor. Aber das ist und bleibt immer ihre persönliche Entscheidung, die gut abgewogen werden muß!
Tipp 8: Die richtigen Impfungen
Hepatitis, Gelbfieber & Co.: Für die Einreise in viele Länder werden spezielle Impfungen verlangt oder zumindest empfohlen. Ihr Arzt, ein tropenmedizinisches Institut oder das Gesundheitsamt berät Sie, welche Impfungen Sie für Ihre Fernreise benötigen.
Tipp 9: Krankmacher Klimaanlage
In heißen Ländern sind Klimaanlagen gefürchtete Schnupfenbringer. Man sollte sie daher, wenn möglich, im (Hotel-)Zimmer über Nacht ausschalten. In heißen Regionen auch immer ein wärmeres Kleidungsstück extra mitführen: Wenn im Bus, in Geschäften oder Restaurants Klimaanlagen laufen, rasch etwas überwerfen – schon bevor einem kalt wird.
Tipp 10: Erste Hilfe Set & Reiseapotheke
Erste Hilfe:
- Alu-Rettungsdecke
- Dreiecktuch
- elastische Binde, 2 Verbandspäckchen, Mullbinden, Wundauflagen
- Pflaster
- Wunddesinfektion (z.B. Betaisodona)
- „Leukoplast“ 2,5 cm & „Kompeed“-Blasenpflaster
- ev. Bepanthene Wundsalbe (Für mich persönlich sehr gut bei wunder Haut)
- Ich nehme ein starkes Schmerzmittel zur Schockbekämpfung für mich mit
Mein Tipp: Es gibt von einigen Firmen spezielle Erste Hilfe-Rucksacksets
Reise-Apotheke:
- Empfohlene Arzneimittel gegen Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen, Erkältung, Fieber, Allergie, Juckreiz, Insektenstiche, Sonnenbrand, Kreislaufbeschwerden, etc.
- Je nach Bedarf: Wasserdesinfektion (z. B. Micropur / Aqua Venture), Vitamintabletten, Mineralstofftabletten (Magnesium), Elektrolytpräparate, Zwieback, Teebeutel
- persönliche Medikamente
- ev. Insektenschutzmittel, ev. Moskitonetz
Mein Tipp: Eine Standard-Reiseapotheke gibt es nicht. Generell sollte man die nötigen Arzneimittel noch zu Hause kaufen – schon allein wegen der verständlicheren Beipacktexte und der gesicherten Qualität. Vor allem in Asien gibt es gar nicht so selten Fälle von Medikamentenfälschungen ohne Wirkstoffen!
Tipp 11: Mittel gegen Durchfall und Verstopfung
Klimaveränderung und fremde Kost machen dem Körper gerade am Beginn einer Reise oft zu schaffen. Häufig sind Durchfall oder Verstopfung die Folge. Nicht sehr angenehm, aber auch nicht unbedingt schlimm. Sollte es dich erwischt haben, ist Schonkost angesagt: Reis, Zwieback, Tee usw. Bei Durchfall viel trinken und gegebenenfalls Elektrolyte einnehmen, damit dein Körper nicht dehydriert. Verzichten aber, wenn möglich, auf Medikamente wie Imodium & Co.: Die Ursachen werden dadurch nicht behoben und häufig sind Verstopfungen die Folge. Wenn Letzteres eintritt, hilft ballaststoffreiches Essen (Getreide, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse), viel trinken und Bewegung.
Tipp 12: Die richtige Höhenanpassung
Seit fast 40 Jahren reise ich selbst regelmäßig in hochgelegene Gebiete zwischen 3.000 und 6.000 m Seehöhe. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es für eine gute Höhenanpassung SEHR auf das persönliche Verhalten in den ersten Tagen ankommt.
Sie selbst können sehr viel dazu beitragen, eigene Höhenprobleme auf Ihrer Reise zu vermeiden!
Einige unserer Gäste, die sich in den ersten Tagen NICHT höhengemäß verhalten, bekommen später Probleme.
In einem eigenen Blogbeitrag habe ich meine Erfahrungen und Praxistipps geteilt, wie sich die Anpassung an große Höhen meistern lässt, und auf welche Zeichen Ihres Körpers Sie achten müssen.
Hier der link: https://blog.hlade.com/?p=4030&preview=true
Weitere Tipps
NEU sind meine YOU TUBE – Tutorials, in denen ich meine persönlichen Wandertipps & Reisetricks verrate.
Gesundheitstipps, Packlisten, usw. finden Sie auf unserer Webseite www.weltweitwandern.com unter der Rubrik „Tipps und Tricks“, oder auch in diesem Blog: bog.hlade.com
Hier finden Sie z.B. meine Praxistipps für die Ausrüstung für eine Tageswanderung: https://blog.hlade.com/2018/07/16/20-tipps-fuer-den-perfekt-gepackten-rucksack/
Hier gebe ich Tipps zum Packen für eine längere Wanderreise: https://blog.hlade.com/2018/07/23/einpackliste-und-tipps-was-soll-ich-fuer-eine-reise-einpacken/
Ich hoffe meine Tipps sind für Sie hilfreich!
Über Kommentare und Rückmeldungen freue ich mich sehr –
Ihr Christian Hlade
Ich finde es ganz toll, dass sie ihre Erfahrungen teilen. Vielen Dank!