Der Hammer an Kuba: Wenn man vorher auf den Fotos diese Oldtimer aus den 1950er und 60er Jahren sieht und diese Buena Vista Social Club-Musik hört, dankt man, naja, das ist halt eine Tourismus-Kulisse. Und dann kommt man hin und wirklich schmücken tausende dieser Straßenkreuzer die Straßen. Art Déco-Bauten bröckeln malerisch vor sich hin, und Musik ist allgegenwärtig. Den greisen Soneras und Soneros zuzusehen, wie sie zu fortgeschrittener Stunde voller Eleganz das Tanzbein schwingen, lässt einem das Herz aufgehen. Neben Havanna mit seinem Hauch einer glorreichen Vergangenheit – und traumhaften Stränden fast vor der Haustür! – sollte man auch die Kolonialstädte Santiago, Trinidad und Camaguey besuchen.
Dabei ist der Alltag der KubanerInnen mühsam, die Wirtschaft liegt am Boden. „Kuba ist ein wunderschönes, aber auch ein sehr kompliziertes Land”, wiederholte unser Guide Hector auf meiner letzten Reise durch Kuba einige Male (übrigens einer der besten Salsatänzer, die ich getroffen habe). Umso mehr verblüffen die Gelassenheit, die unbändige Lebensfreude und Improvisationskraft. Auch das Bildungsniveau und die medizinische Versorgung sind sehr hoch.
Aus Reisesicht hat Kuba den Vorteil, dass das Land nicht so groß ist, sodass man in zwei Wochen wirklich sehr viel sehen kann. Dabei wird Kuba zwar viel besucht, aber wenig bewandert – eine Verschwendung bei diesen Naturlandschaften: Vinales, Mil Cumbres, Topes de Collantes mit teils subtropischen Urwäldern.
Und es lässt sich durchaus gut bergwandern. Kubas höchster Berg, der Pico Turquino (1.974 m), liegt in der Sierra Maestra, wo auch das berühmte Rebellenlager der Revolutionäre rund um Ernesto Che Guevara sowie Fidel und Raúl Castro lag. Man bricht zwischen Baumfarnen und seltenen Orchideen auf in Richtung Gipfel, und von dort geht’s wieder runter bis auf Meereshöhe.
Als eine der schönsten Landschaften Kubas gilt das Tal von Viñales. Zurecht: Die üppig bewachsenen Kegelfelsen, die „Mogotes“, zeigen sich gern in Nebelschwaden gehüllt. Dazu die Höhlen, das Orgelpfeifengebirge und Tabakfelder, so weit das Auge reicht (Tabak- und Kaffeebauern sollte man unbedingt einen Besuch abstatten).
Zwei Tipps noch: Wer vorher einen Salsa-Grundkurs besucht und etwas Spanisch lernt, hat noch mehr von seinem Aufenthalt. Hasta luego, mi Cuba!
Beste Reisezeit: Nach Kuba kann man das ganze Jahr über reisen.
Beste Wanderung: Idyllisch ist im Tal von Viñales, die Besteigung des Pico Turquino eindrucksvoll.
Besonderheiten? Die mit der Sierra Maestra verbundenen Revolutionsgeschichte
Literatur & Film: Gebrauchsanweisung für Kuba, Das Havanna-Quartett: 4 Kriminalroman von Leonardo Padura, Der Mann, der Hunde liebte von Leonardo Padura; CD & Film: Buena Vista Social Club / Ry Cooder
Aufpassen: Nicht jede/jeder, der/die Touristen anredet hat Gutes im Sinn. Hier einfach mit Hausverstand agieren. Zigarrenfälschungen sind beliebt, aber illegal.
Geheimtipp: Zielloses Stadtwandern durch Havanna ist großartig, Salsatanzen in Santiago sehr temperamentvoll.
Reiseinfo: https://www.weltweitwandern.at/amerika-und-ozeanien/kuba/
Fotos: https://www.facebook.com/pg/Weltweitwandern/photos/?tab=album&album_id=10151306912932030
„Cuba ist ein wunderschönes, aber auch ein sehr kompliziertes Land…“,
wiederholte unser Guide Hektor einige Male auf unserer unvergesslichen Reise durch Cuba…
Nachdem ich also gerade aus Cuba zurück nach Graz gekommen bin, möchte ich ein paar persönliche Eindrücke ganz frisch und unzensuriert festhalten:
Diese Reise war für mich ja in mehrfacher Hinsicht sehr speziell:
1. Es war meine erste Weltweitwandern-Reise als ganz normaler Reiseteilnehmer.
Alle vorigen Reisen hatte ich entweder als Führer einer Gruppe oder als Erkundigungsreise ohne Gruppe unternommen.
Ich hab das ganz bewußt so gemacht, weil ich es für wichtig halte auch die Perspektive unserer Gäste einzunehmen um so unsere Reisen aus dem Blickwinkel zu verbessern.
Kurzes Fazit: Ich habe auf die Art wirklich eine Menge gelernt.
(…und ich kann nun Weltweitwandern auch aus Sicht eines Teilnehmers echt voll weiterempfehlen – die machen echt total gute Reisen!! ;-)))
2. Cuba ist – ähnlich wie der Iran (den ich vorigen Herbst bereisen durfte) – ein Land, das von einem sehr freiheitseinschränkenden Regime bestimmt wird.
Umso erstaunlicher die Lebensfreude und Improvisationskraft in beiden Ländern. Auch das Bildungsniveau und die medizinische Versorgung sind in beiden Ländern sehr, sehr hoch!
In Cuba kommt noch die allgegenwärtige Musik und das karibische Lebensgefühl dazu.
Und: Bei beiden Ländern fallen auf alle Fälle ein großer Haufen Vorverurteilungen und Vorurteile weg, wenn man erst mal dort war. Gerade auch aus dem Grund finde ich Reisen so wichtig.
UND: Bei beiden Ländern hat sich vor der jetzigen sehr speziellen politischen Situation die USA ganz massiv eingemischt und hat auf unverschämte Art Diktaturen gestützt. Beide Länder haben daher heute das starke Gefühl gegen die USA = gegen eine Einmischung von außen ankämpfen zu müssen.
Ein wichtiger Reisegrund für mich heuer war, dass sich im vergangenen Jahr haben unsere Buchungen dorthin verdoppelt haben. Ich denke das liegt an dem tollen Land und sicher an den guten Rückmeldungen und der „Mundpropaganda“.
Ganz entscheidend ist für viele ist auch, dass man ja nicht weiß wie es mit Cuba politisch weitergehen wird und es schon gut ist JETZT hinzufahren.
Die Route führte sowohl in die wichtigsten Städte von Cuba: Havanna, Trinidad, Cienfuegos, Camaguey, Santiago – also auch in echt tolle Naturlandschaften in Vinales, Sierra Maestra, Mil Cumbres, Topes de Collantes.
Projektbesuche stehen genausso am Programm, wie Einkehrschwung zum Kaffee bei Bauern und auch Strandtage.
Für mich in der Perspektive eines Reisegastes war das Programm echt absolut perfekt.
Blitzlichter:
In den 2 Reisewochen kriegt man echt eine Menge mit.
Nicht nur die Schokoladenseiten der Insel sondern auch viel vom sehr mühsamen und komplizierten Alltag der CubanerInnen. Umso mehr verblüfft die große Gelassenheit und die unbändige Lebensfreude unter solch „verschärften“ Lebensumständen. Beeindruckend ist auch die landschaftliche Schönheit und die weltweit ganz einzigartige Kultur.
Die einzigartige Mischung aus prachtvollen Kolonialgebäuden (Cuba besitzt hier einen einzigartigen historischen Reichtum) mit bröckelnden Fassaden, uralten Straßenkreuzern aus den 50er-Jahren und der karibischen Lebensfreude ist echt faszinierend. Diese fast schon klischeehaften Bilder sind dabei nicht nur ein kleiner Ausschnitt von einer besonderen Straßenecke. Tausende Autos aus den 50er und 60er Jahren schmücken Cubas Straßen und neben der riesigen Altstadt von Havanna gibt’s noch die Kolonialstädte Santiago, Trinidad, Camaguey und viele andere.
Die Geschichte und auch die aktuelle Realität ist höchst komplex: Eine fixe Verurteilung im Sinne „böser Kommunismus“ und „gute Demokratie“ (nach USA – Vorstellungen) ist auch nicht ganz zulässig. Der Mut der Rebellen unter Fidel Castro und Che Guervarra in den 50er- Jahren ist auf alle Fälle echt zu bewundern: Der Mafia und den USA gestützten Unterdrückern die Stirn zu bieten. Selbstbestimmung für ein bislang ausgebeutetes und von den USA gesteuertes Land zu erlangen. Cuba schaffte daraufhin ein hohes Bildungsniveau, ein tolles Gesundheitssystem mit der höchsten Lebenserwartung der Hemisphäre.
Das Land ist andererseits heute erschreckend arm und die Infrastruktur und Häuser sind vielfach extrem baufällig. Die Nachbarinseln Haiti, Jamaika und die Dominikanische Republik sind allerdings noch ärmer.
Schwarz-weiß Bilder der aktuellen Situation sind schwer möglich.
Für eine Einteilung in Gut – Böse ist die historische und weltpolitische Situation zu kompliziert.
Auf alle Fälle merkt man auch hier (und da sind wir wieder auch bei der Situation im Iran), dass die weltweite Machtpolitik der USA mit Unterstützung von Diktaturen in der Vergangenheit bis heute gewaltige Schatten auf der Welt wirft…
Cuba hat heute sicher KEIN optimales politisches System. Die persönliche Freiheit ist extrem eingeschränkt, die Wirtschaft liegt am Boden. Aber irgendwie ist auch heute noch ein wenig zu bewundern, dass dieses kleine Land sich von den USA nicht einschüchtern lässt…
Alles nicht so einfach in Gut-Böse auszudrücken.
Kurzzusammenfassung:
Die Reisegruppe war echt extrem toll und bestätigt dass wir bei Weltweitwandern echt lässige und an anderen Kulturen sehr interessierte Gäste haben. Wir hatten viel Spaß miteinander und ich konnte von den anderen in der Gruppe viel lernen und erfahren.
Das hat echt viel Freude gemacht zusammen mit so netten Menschen das Land kennenzulernen!
Hektor unser cubanischer Guide war echt ein Traum: Viel Know How und vor allem extrem viel Fingerspizengefühl. Auch einer der besten Salsatänzer, die ich getroffen habe! ;-)
Es wird ganz sicher nicht die letzte Reise nach Cuba für mich sein!
Hasta luego, mi Cuba!
PS: Tipp für alle Cuba-Interessierte: Salsa-Grundkurs besuchen und etwas Spanisch vor der Abreise lernen – dann ists noch besser!
Tolle Krimis zur Einstimmung mit vielen Details aus dem Alltag heute und damals schreibt übrigens Leonardo Padura.
Ich war vor etwa 8 Jahren für 4 Wochen auf Cuba und kann JEDES Wort von Herrn Hlade nur vom Herzen bestätigen – das mit vorher Salsa lernen auch … wurde sofort zum Tanzen aufgefordert – ja, wenn ich zurückdenke an dieses wunderschöne aber sehr arme Land, geht mir noch heute das Herz auf … besonders fasziniert und überrascht hat mich die landschaftliche Vielfalt und die Masse an Essbarem, dass die Natur gibt und dennoch sehen die meisten Menschen das nicht. Ich habe an den Menschen aber auch eine gewisse Lethargie festgestellt – ja schon fast eine Resignation …
Hola!
Ja, wirklich schade, daß vom Wanderland Kuba so selten zu hören ist! Derweil gehört die „Landsicht“ doch dazu, wenn man ein Land wirklich kennenlernen möchte! Und wenn dann die „Touristenfassade“ mit glänzenden Oldtimer – Caddies gar keine ist, sondern authentisches Leben, dann ist das doppelt so spannend. Danke für die Anregung!
Liebe Grüße!
Bernd