Auszug aus einem Interview der Zeitschrift „Umwelt und energie“
Weltweitwandern spricht als Gäste naturverbundene Menschen mit einem gewissen Entdeckergeist an, die sich wandernd mit herrlichen Naturlandschaften, anderen Kulturen und auch ein wenig mit sich selbst auseinandersetzen und aktiv einbringen wollen. Das schenkt sowohl den Gästen wie auch den GastgeberInnen in den bereisten Ländern wertvolle Begegnungen. UMWELT & energie führte ein Gespräch mit DI Christian Hlade, dem Gründer und Geschäftsführer von Weltweitwandern, der sich seinen liebsten Hobbies – Reisen und Wandern – zum Beruf gemacht hat.
U&e: Was bedeutet Wanderreisen für Sie persönlich?
Reisen ist für mich das Entdecken von neuen Dingen und eine Zeit gesteigerter Aufmerksamkeit. Immer lerne ich beim Reisen etwas Wertvolles für mich dazu! Wandern ist für mich kein Sport, es geht mir dabei nie um eine körperliche „Leistung“. Wandern ist eine wunderbare Art anderen Menschen, schönen Naturlandschaften und immer auch mir selbst und meinem Körper und Geist näher zu kommen!
U&e: Was waren die Hintergründe dafür, dass Sie vor mittlerweile 17 Jahren Ihre Firma Weltweitwandern gegründet haben?
Ich war unzufrieden mit meinem „Brotberuf“ als junger Architekt, bei dem ich die meiste Zeit hinter dem Computer im Büro gesessen bin. Ich wollte raus, weg vom sitzenden Beruf und wollte meinen Traum des Reisens und des Abenteuers leben. Um die einige Jahre davor als meine Diplomarbeit geplante Schule im Himalaya tatsächlich zu bauen nahm ich dann ein Jahr „Auszeit“ vom Bürojob. Um mir das Jahr zu finanzieren konzipierte ich 4 Gruppenreisen für gegen Bezahlung mitreisende Gäste: 2 nach Ladakh und 2 nach Marokko. Ende 2000 stand dann eine wirklich lässige Solarschule auf 4000m Seehöhe.
(Infos: http://www.weltweitwandernwirkt.org/archiv-lingshed/ )
Zugleich war aber auch meine Wanderreisefirma Weltweitwandern „geboren“. Denn alle vier Reisegruppen waren sehr erfolgreich verlaufen und ich wollte dann einfach nicht mehr als „Zeichensklave“ hinter den Computer zurückkehren….
Nachdem nun also ein soziales Projekt der Auslöser für die Firmengründung war, gehören Sozial- und Bildungsprojekte sozusagen zur DNA meiner Firma Weltweitwandern. 2015 habe ich wir eigenen Verein – „Weltweitwandern wirkt“ – dafür gegründet. Heuer im April 2017 war nun der Baustart der Kundalinee School in Nepal, unseres bisher größten Projektes. Sie wird bis zu Ihrer Fertigstellung ca. im Jahr 2020 über eine Million Euro kosten, die wir noch gar nicht haben… Aber ich hab inzwischen sehr großes Vertrauen – und wir finden hoffentlich viele tolle UnterstützerInnen, sodass uns auch das gelingen wird!
(Infos dazu: www.weltweitwandernwirkt.org )
U&e: Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit in der Philosophie von Weltweitwandern.
Einen großen! Wobei ich das Wort „Nachhaltigkeit“ gar nicht mehr so gerne verwende. Es ist zu vieldeutig und löst daher oft Missverständnisse und Begriffsverwirrungen aus. Wenn wir uns als „nachhaltiger“ Reiseveranstalter bezeichnen, dann kommt sofort das Umweltargument. (siehe letzte Frage)
Wo wir im Bereich „Nachhaltigkeit“ sehr, sehr gut sind ist der Bereich „lokale Wertschöpfung“ und darüber hinaus eben im Bereich unserer mittlerweile wirklich sehr großen weltweiten Bildungsprojekte. Ich denke es ist nicht übertrieben, wenn ich uns da zum weltweit engagiertesten Reiseveranstalter in diesem Bereich erkläre:
www.weltweitwandernwirkt.org
U&e: Wo liegen die Schwerpunkte bei den Reiseangeboten von Weltweitwandern?
Unsere wichtigsten Reiseziele sind:
Marokko, Madeira & Portugal, der Himalaya und die Mongolei, Rumänien, Armenien & Georgien, Spanien, Kuba & Costa Rica, Zentralasien – aber auch Irland, Island und Italien.
Die Palette reicht dabei von leichten „Spaziergangswanderreisen“ in gemütlichen Hotels bis zur mehrwöchigen Trekkingtour im Zelt durch den Himalaya oder den Hohen Atlas. Die Geschmäcker und konditionellen Wünsche unserer Gäste sind eben verschieden. Wobei unser Schwerpunkt sicher bei den Genußwanderreisen mit 4-5 Std. Gehzeit pro Tag liegt.
Hier etwas aktuelle „Statistik“:
Weltweitwandern bietet fast 200 unterschiedliche Reisen in 85 verschiedene Länder.
Pro Jahr vereisen mit Weltweitwandern aktuell 3500 Gäste auf ca. 600 durchgeführten Reiseterminen, die von 15 WWW-MitarbeiterInnen im Basecamp in Graz und dann vor Ort von ca. 600 MitarbeiterInnen betreut und umsorgt werden.
Unsere Gäste stammen aus dem gesamten deutschen Sprachraum. 60% unserer Gäste sind weiblich, 40% männlich.
U&e: Ist nachhaltiger Tourismus mit Klimaschutz vereinbar?
Die Fluganreisen zu vielen unserer Wanderdestinationen verursachen ganz schön viel CO2-Ausstoß. Das ist uns sehr bewusst und da wollen wir uns – und unsere Gäste – nicht darüber hinwegtäuschen. Wir bieten daher keine „Kurztrips“, sondern planen eine vernünftig lange Aufenthaltsdauer und empfehlen zudem die Möglichkeit den CO2 Ausstoß bei seriösen Initiativen wie z.B. Atmosfair.de zu kompensieren.
Zudem sollte man mit dem Luxusgut „Fernflugreisen“ einfach sehr achtsam umgehen und viel weniger, dafür aber intensiver und gut vorbereitet reisen.
Allerdings immer nur zu Hause zu bleiben halte ich auch nicht für sinnvoll, das erzeugt „Scheuklappen“. Ich denke es geht um einen bewussten Umgang, hier sind wir als überwiegender Fernflugreiseveranstalter gefordert transparente Informationen zur Umweltbelastung unserer Reisen zu geben.
Wen meine weiterführenden Gedanken dazu interessieren, dem empfehle ich meine Blog-Beiträge zu diesem Thema:
Hallo Christian,
das ist ein nachdenkenswerter Beitrag. Mit dem Wort Nachhaltigkeit rücken sich gern Unternehmen in ein positives Licht. Dabei ist der Begriff viel zu komplex. Für mich persönlich darf sich eine Region in wirtschaftlicher, sozialer und natürlicher Hinsicht nur gesund entwickeln. Beim Wandern heißt das, es dürfen nur so viele Menschen in einer Region wandern, dass die natürlichen Bedingungen aber auch die Lebensbedingungen einer Region nicht zerstört werden. Bedauerlicherweise ist das in einem expansiven Wirtschaftssystem kaum möglich. Kaum heißt aber nicht gar nicht. Deswegen wünsche ich Dir und Deiner Firma Weltweitwandern weiterhin viel Erfolg.
Viele Grüße aus Dresden
Peter
Hallo Christian,
ich kann dich nur beglückwünschen!
Dein Lebensmotto: Ich will nie in einem „Job“ arbeiten und ich will nie „in Pension gehen“. Ich will jene Dinge tun, die mir und anderen Menschen Freude bereiten und dadurch meinen Lebensunterhalt ermöglichen.
Das war immer auch mein Traum und trotzdem habe ich dann begonnen zu „arbeiten“, machte mich selbstständig, war überdurchschnittlich erfolgreich. Da der Beruf nicht mein Lebenstraum war, war ich aber über weite Strecken nicht zufrieden. Seit ich 60 bin mache ich endlich, was mir Spass macht, und mit der selben Absicht wie Du – nie in Pension zu gehen – etwas zu machen, was andere glücklich macht und mich selber auch.
Vielleicht kreuzen sich ja mal die Wege. Jedenfalls finde ich das was und wie Du dein Leben gestaltest vorbildlich und ich bin sogar überzeugt, dass wenn die Menschen sich mehr getrauen würden sich selber zu sein, ihre Art zu Leben für ganz viele Menschen realistisch und wahr werden könnte.
Nochmals alles Gute und Freude und Erfolg mit deinem Lebensprojekt.
Lieben Gruß – Elmar Muxel