Mir geht es zunehmend so, dass ich bei vielen Konflikten beiden – sich häufig völlig widersprechenden – Standpunkte innerlich Recht gebe.
Häufig gibt es nicht die „EINE Wahrheit“. Gerade menschliches Zusammenleben, menschliche Konflikte, Begegnungen von verschiedenen Kulturen, etc. sind hoch komplexe Angelegenheiten. Da gibt es immer viele „Wahrheiten“ zugleich.
Für mich liegt die „Wahrheit“ mehr und mehr in einer „Pluralität“ von Meinungen und Ansichten. Auch wenn sich Aussagen widersprechen, ist doch häufig für mich eine Sache oder ein Prozess besser mit Widersprüchen beschrieben, als ohne.
Besser als sich mit starren eigenen Meinungen zu bekämpfen ist es doch unterschiedliche Meinungen und Auffassungen „stehen“ zu lassen.
Zudem ändert sich auch meine Meinung und mein eigener Standpunkt laufend….
Ganz wichtig als Basis des Miteinanders ist dabei sicher ein gemeinsames „ethisches Fundament“, wie diese ja auch der Dalai Lama immer wieder postuliert:
… Deshalb sage ich, dass wir im 21. Jahrhundert eine neue Ethik jenseits aller Religionen brauchen. Ich spreche von einer säkularen Ethik, die auch für über eine Milliarde Atheisten und für zunehmend mehr Agnostiker hilfreich und brauchbar ist. ()
Unser 21. Jahrhundert sollte das Jahrhundert des Dialogs sein! / Dalai Lama
Was meint ihr dazu?
Ja, genau. Ich empfinde es auch so.
Es gibt unzählige Wahrheiten, wird doch jeder/jede von uns in einen anderen Kulturkreis, in einen anderen Familienkreis hineingeboren und bekommt so eine zweite Haut übergestreift.
Kann man sich, soll man sich von dieser Haut befreien?
Muss man sich , will man sich von dieser Haut befreien?
Allein das wird jeder /jede anders beantworten.
Es gibt wirklich nur eine Möglichkeit mit all unsere menschlichen Verschiedenheiten in Frieden zu leben, und das ist der Dialog!
Miteinander reden (leicht), zuhören (leicht), die Meinung der Anderen respektieren (schwer), ihre Sicht der Dinge wenn auch nicht verstehen, doch stehen zu lassen ( schwer).
Doch so könnte sich der gegenseitige Widerstand vielleicht langsam lösen…
Ja, das 21.Jahrhundert sollte das Jahrhundert des Dialogs sein.
Vielleicht sollte es auch das Jahrhundert der Frauen sein!
Frauen tun sich beim Miteinanderreden einfach leichter.
Sie sind auch dem Leben mehr zugewandt.
Ich hab überhaupt nichts gegen Männer, aber wenn ich in den Nachrichten immer nur die Männer verhandeln sehe, krieg ich die Krise. Sie entscheiden über 100% der Menschen, nur 50% werden gar nicht gefragt.
Ich fühle mich immer hilflos diesen testoterongesteuerten Männern ausgeliefert und frag mich, fällt nur mir das auf?
Wie unsere Erde heute ausschaut, all die Kriege, gewalttätigen Auseinandersetzungen, Umweltzerstörungen gehen auf ihr Konto zurück- klingt hart, aber ist es leider nicht wirklich so?
Wenn es so ist, könnte man dann einmal etwas Neues ausprobieren?
Vielleicht dieses:
Lasst die Frauen vor!
Natürlich dürfen die Männer mitreden, wir wollen ja den Dialog!
Aber unter anderer Führung.
Einen Versuch wäre es wert.
Hallo Christian,
ich lebe seit vielen Jahren in Myanmar, einem Land, das für viele eine extreme Herausforderung darstellt, u.a. was Meinungen, Einschätzungen, Beurteilungen und alle anderen Auffassungen angeht. Der Satz „da prallen Welten aufeinander“ bekommt hier eine ganz eigene Bedeutung :-)
Ich bin da selbst durch dieses ständige Anderssein der Umwelt durch viele Meinungsrevisionen durch. Pluralität von Meinungen etc. anzunehmen ist eine Grundvoraussetzung für Integration. „Sie“ machen es halt so, ok! Ich mache es so, auch ok! Man muss nicht alles an sich ändern, andere Werte annehmen, wenn sie keinen Sinn machen, sondern nur toleranter werden. Diese Menschen leben schon seit 1000 Jahren so, da muss also was dran sein, oder?
Aus meiner buddhistischen Perspektive hat „ich meine“, „ich finde“ immer ein großes ICH, das Ego spricht also und duldet wenig neben sich. Da kann man achtsam an sich arbeiten, sich dessen bewusst sein, dass bei einer Diskussion mit 100 anderen Egos alle Recht haben!!! :-) – aus ihrer jeweiligen Sichtweise jedenfalls, denn die ist von vielen Faktoren bestimmt wie soziale und berufliche Stellung, Alter, das Umfeld, Eigennutz, Erfahrungen… wie kann es da nur eine Meinung geben?
Für mich persönlich hat die hier (noch) meist vorherrschende ethische Grundlage einen großen Einfluss gehabt und mein Leben geprägt. Ich denke nicht darüber nach, ob Ethik säkulär oder religiös ist, denn das ist sie beides nicht. Es ist die Grundlage unseres Zusammenlebens wird dann „brauchbar“, wenn sich die Menschen ihrer Wichtigkeit bewusst werden. Ich würde hier vorschlagen, das Wort „Ethik“ selbst etwas weniger zu verwenden, weil es vielleicht für viele Menschen etwas Oberlehrerhaftes hat, und die Werte pur zu propagieren, einfach als Teil unseres Menschseins…oder ist das zu idealistisch :-) ?
Liebe Grüße aus dem Goldenen Land Birma
Petra Kühl
Lieber Christian
Du sprichst mir aus der Sele, leider zeigt sich das unsere Gesellschaft im allgemeinen leider nichts oder die falschen Leren aus der Vergangenheit gezogen hat.