Die Deutschlehrerin Caroline Ouderrou aus Wien hat – mit sehr viel Engagement – im Februar & März 2014 in Ladakh unsere Weltweitwandern – Guides unterrichtet!
Herzlichen Dank dafür!
Hier ist nun Carolines persönlicher Bericht über diese, ihre Wochen am Dach der Welt:
Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass ich den nächsten Winter in Ladakh verbringen würde, hätte ich das für einen Scherz gehalten. Denn eigentlich mag ich den Winter nicht besonders. Nichtsdestotrotz war ich nun 2 Monate dort, im Winter, auf 3500m Seehöhe. Und es war eine wunderschöne, unvergessliche Zeit, die sichtbare Spuren in meiner Art zu denken und zu fühlen hinterlassen hat.
Bei Reiseantritt hatte ich die üblichen Bedenken: Werde ich das mit der Höhenanpassung schaffen? Werde ich der Kälte trotzen können? Wird der Kurs so, wie die Guides und Weltweitwandern sich das vorgestellt hatten?
Der erste Schritt aus dem Flugzeug in Leh und alle Bedenken waren verflogen – strahlender Sonnenschein und klare Sicht auf den traumhaft verschneiten Stok Range. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes im Himmel angekommen!
Natürlich war dieser Himmel in den 2 Monaten auch des Öfteren trüb und es wurde an manchen Tagen ganz schön kalt, vor allem nachts. Aber ich empfand das nicht als unerträglich und fügte mich ganz in den Alltag der Ladakhis ein, was heißt, dass ich eben alles genauso machte wie sie, zum Beispiel das Anfeuern mit Holz, wenn es im Zimmer bitterkalt wurde oder Unmengen an Buttertee zu trinken, um den Körper warm zu halten.
Wer im Yartsa Guest House ankommt, fühlt sich sowieso von der ersten Minute an ganz wie zu Hause. Diskit, die Hausherrin, ist ein Juwel und in den zwei Monaten ist sie mir richtig ans Herz gewachsen.
Die Ladakhis sind äußerst gastfreundlich und höflich, aber sie überschütten den Gast auch nicht mit Aufmerksamkeit. Man gehört einfach dazu und wird Teil des ganzen Arbeits- und Gemeinschaftsgefüges und das macht den Aufenthalt so angenehm und erfahrungsreich. Das Leben spielt sich in den Wintermonaten vorwiegend in der Küche ab. Man sitzt morgens und abends gemeinsam auf dem Boden um den wärmenden Ofen herum, schlürft stundenlang Milch- oder Buttertee und verbringt die Zeit miteinander. Von den Kindern den Hauses wurde ich gleich liebevoll „atchee“ (=große Schwester) genannt und somit war ich in den Hausverband aufgenommen und fühlte mich auch genauso.
Einen Deutschkurs unter diesen erschwerten Bedingungen abzuhalten, war Neuland für mich. Wir hatten keinen beheizten Raum und saßen alle dick eingepackt in unsere Daunenjacken mit Handschuhen und Mützen in unserem Klassenraum. Umso erstaunter war ich, zu sehen, wie engagiert und eifrig meine Schützlinge waren. Meine Gruppe bestand aus 9 Jungs und einem Mädel und alle waren pünktlich, fleißig, motiviert!
Außerdem hatten wir jede Menge Spaß und es gab viel zu lachen! Die Stimmung und der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe waren irrsinnig gut, was sicher auch damit zusammenhängt, dass bis auf eine Ausnahme alle miteinander verwandt sind und wir somit wirklich eine große Familie waren.
Um den Unterricht möglichst authentisch abhalten zu können und um die Guides auf ihren Berufsalltag vorzubereiten unternahmen wir Exkursionen und übten direkt am Objekt – natürlich auf Deutsch! Und ich bin stolz auf meine Jungs und mein Mädel, denn sie haben in der kurzen Zeit schon viel gelernt!
Abgesehen von der spannenden Arbeit und dem Familienzuwachs – mittlerweile habe ich schon etliche Schwestern, Brüder, Onkel … in Ladakh – hat es einen ganz besonderen Reiz im Winter hierher zu kommen.
Nur im Winter hat man die Möglichkeit eine Vielzahl von Klosterfesten mit den berühmten Maskentänzen anzuschauen. Im Sommer finden zwar auch einige Feste statt, aber mit Sicherheit ist die Atmosphäre im Winter eine ganz andere, weil sich das Publikum fast ausschließlich aus Einheimischen zusammensetzt. Und da kann man dann ladakhische Frauen in bunter, prächtiger traditioneller Kleidung sehen und Männer im traditionellen Goncha.
Und was man wirklich nur im Winter erleben kann, ist der Auftritt der Orakel beim Klosterfest in Matho und Stok.
Wenn ich daran denke, habe ich die eindringliche, intensive Musik der Mönche mit ihren Alphörnern, Zimbeln und Trommeln im Ohr, sehe all die bunten, prächtigen Gewänder und wunderschönen Masken vor mit und…bekomme Gänsehaut. Es war einfach unvergesslich und einzigartig. Das Orakel von Matho hat mich gesegnet, was kann mir noch passieren!
Ebenfalls nur im Winter hat man die Möglichkeit für ein Trekking auf dem gefrorenen Fluss. Dabei kann man gefrorene Wasserfälle sehen, welche für mich besonders faszinierend und bezaubernd waren. Für mich waren auch die Ruhe und Stille etwas ganz Besonderes. Es gibt um diese Jahreszeit kaum Touristen in Ladakh und man fühlt sich beim Trekken ganz allein mit der Natur und den vereinzelten Tieren, die einem unterwegs begegnen, wie zum Beispiel Blauschafe, Adler und, wenn man ganz viel Glück hat, auch Schneeleoparden.
Die Atmosphäre in den Klöstern ist im Winter auch eine ganz besondere. Man rutscht auf Stofffetzen über die eiskalten Steinböden, was ganz im Kontrast zu den starken, warmen Farben der Versammlungsräume in den Klöstern steht. Ich habe jedenfalls angesichts dieser herzlichen, warmen Wohlfühl-Umgebungen nie an kalte Füße gedacht. Im Gegenteil, es war für meine Jungs eher schwer, mich wieder aus den Klöstern herauszubekommen!
Im Winter sind die Klöster teilweise wie ausgestorben oder verweist, es gibt wenig Besucher und die Mönche selbst haben auch weniger zu tun als im Rest des Jahres. Dann wird man schon immer mal wieder von einem Mönch auf einen Milchtee eingeladen und kommt ganz nett ins Plaudern. In solchen Momenten wäre ich am liebsten dageblieben!
Mein Winter in Ladakh war bunter und abwechslungsreicher als ich es erwartet hatte. Unvergesslich war der morgendliche Blick auf die märchenhaft verschneiten Gipfel des Stok Range. Wenn dies der erste Ausblick des Tages ist, muss es ein ganz besonderer werden. Und so war es in der Tat – jeder Tag in Ladakh war ereignis- und gefühlsreich, eindrücklich und unvergesslich.
Dankbar, dass ich das alles erleben und spüren durfte, erinnere ich mich gern an diese Zeit zurück und trage viele Erinnerungen, Gefühle und Gedanken im Geist und im Herzen!
Es waren Momente fürs Leben!
Dschulley
PS: Seit Anfang April 2014 ist nun Guide Tsewand Dorjey hier bei uns in Österreich. Wir suchen noch Menschen, die Ihm als „Österreich-Guide“ Graz und Umgebung zeigen.
Vormittags ist Tsewand ja im Sprachkurs, aber einige Nachmittage und Abende hat er noch frei… Hier ist seine Handynummer: 0681 81330017