„Da gibt es nichts Festes da draußen. Alles nur Erscheinungen in deinem Bewusstsein. Aus demselben Stoff gemacht wie deine Träume.“ – Stephan Pende Wormland

Als Chef von Weltweitwandern bin ich viel in der äußeren Welt unterwegs – von Nepal bis Marokko. Doch genauso wichtig sind für mich meine „Reisen nach innen“. Seit über 15 Jahren gönne ich mir regelmäßig buddhistische Retreats: eine Woche Schweigen, Handy abgeben, Ablenkungs-Detox pur.

Freunde fragen mich oft: „Wie hältst du das aus?“ – Und jedes Mal sage ich: Es ist eine der wohltuendsten Erfahrungen überhaupt. Nach einer Woche im Schweigen fühlt man sich geistig frisch, klar und gestärkt.

Gerade haben wir wieder ein intensives Retreat mit Stephan Pende Wormland in der Steiermark erlebt – diesmal rund um die fünf Taras, weibliche Buddha-Aspekte, die verschiedene Qualitäten unseres Bewusstseins repräsentieren. Eine tiefgehende und transformierende Erfahrung.

Vom 24. bis 31. August 2025 fand unser intensives 8-tägiges Retreat mit Stephan Pende Wormland im bewährten Seminarhotel Schöckelblick statt. Die „zweite Heimat“ unserer offenen Meditationsgruppe „Buddhismus im Alltag“ bot wieder den perfekten Rahmen für tiefe innere Arbeit: ein herrlicher Spätsommer mit klaren warmen Tagen und kühlen Nächten, gutes vegetarisches Essen, viel Stille, traumhafte Bergluft und der weite Blick ins Grüne des Hochtals hinter dem Schöckl bei Graz.

Ausblick von der Pension Schöcklblick

Eine Reise mit den fünf Taras

Dieses Retreat war diesmal ganz besonders strukturiert rund um die fünf Taras – weibliche Buddha-Aspekte, die verschiedene Qualitäten und Emotionen repräsentieren. Jeder Tag stand unter dem Zeichen einer anderen Tara, wodurch wir systematisch verschiedene Dimensionen unseres Bewusstseins erforschen konnten. Die fünf Taras repräsentieren die verschiedenen Buddha-Familien und ihre jeweiligen Weisheitsaspekte.

Jeder der fünf Taras ist eine Farbe zugeordnet und sie steht für einen spezifischen Emotions- und Gefühlsbereich und auch dessen „Schattenseiten“ (Kleshas). Diese Lehre ist ein zentraler Bestandteil des tibetischen Buddhismus und des Tantra.

Schon im Vorfeld hatten wir die Info bekommen, Kleidungsstücke in der fünf Farben mitzunehmen: weiß, rot, blau, grün, gelb. Und so war dann der Meditationsraum an jedem der fünf „Taratage“ von diesen unterschiedlichen Farben geprägt.
Auf den Altar vorne legten wir an den jeweiligen Tagen dann auch kleine „kostbare“ Fundstücke in den jeweiligen Farben aus der Natur. Am Abend vor dem Schlafengehgen sangen wir dann auch noch das jeweilige Mantra der „Tara des Tages“.

Om Tare, Tutare, Ture Soha – ist zum Beispiel das Mantra der grünen Tara.

Die grüne Tara – umgeben von vielen weiteren Taras.

Die fünf Taras – Weibliche Buddha-Aspekte als spirituelle Praxis

Die weiße Tara verkörpert Heilung, den weiten Raum und mütterliche Fürsorge mit ihren sieben Augen der allsehenden Fürsorge. Sie transformiert Unwissenheit in raumhafte Präsenz, ihre Schattenseite (Klesha) zeigt sich in spirituellem Bypassing – alle sind so „lieb“ – und Konfliktvermeidung.

Die rote Tara bringt Lebendigkeit: „Sich lebendig fühlen, seine Gefühle intensiv fühlen.“ Hermann Hesses Zitat aus „Stufen“ „…und ist man wohlig eingewöhnt, da droht erschlaffen“ veranschaulicht das. Stephan forderte uns heraus: „Welche Kreativität hast du in deinem Leben hinter dir gelassen? Keine Angst vor Freude, vor Sex und vor Tanzen.“ Er sprach von der Sehnsucht, auch mit 60 noch einmal Straßenmusiker in Paris zu sein, nochmals neu zu starten. Der Schattenaspekt hier ist: Der hungrige Geist, nie genug zu bekommen, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick.

Die blaue Tara ist die kraftvolle Beschützerin. „Heiliger Zorn setzt Grenzen, fühlt sich richtig gut und richtig an. Hier bin ich und hier ist mein Platz und da ist meine Grenze.“ Wir arbeiteten mit Ärger als spirituelle Praxis: Ärger spüren, nicht sofort reagieren, Transformation durch Gewahrsein. Stephan unterschied kalten Ärger (Verachtung) und heißen Ärger (Explosion) – beide können in „heilsamen Zorn“ transformiert werden.

Die grüne Tara„Das rechte Bein ist vorgerückt. Ich bin bereit zu handeln. Was ist jetzt das Beste in dieser Situation für alle?“ Sie transformiert Neid in wirksames Handeln, doch ihre Schatten zeigen sich in neurotischem Helfen, Neid und Besserwisserei. Die Kunst ist immer das Ego-lose Handeln – nicht vorpreschen, sondern üben, mehr hier zu sein.

Die goldene/gelbe Tara„Alles, was du brauchst, ist schon da.“ Sie steht für Fülle, die nicht aus materiellen Dingen kommt, passend zur goldenen Spätsommer-Jahreszeit, zu den reichen Früchten im Herbst. Auch das Thema „Loslassen“ ist da drinnen.
Ihr Schatten: „Ich bin nicht sicher in der Welt, ich leide Mangel“ – der hungrige Geist und das Greifen nach mehr.

Die Grundlagen der Meditationspraxis – Ānāpāna und Vipassana

Die ersten Tage des Retreats legten das solide Fundament für alle weitere Arbeit. Ānāpāna – die Atempraxis – als Methode, den Geist zu schärfen und zu verfeinern. Wie ein Werkzeug, das für einen wirkungsvollen Einsatz erst geschliffen werden muss.

Ānāpāna – Den Geist schärfen, nicht nur konzentrieren

Die Atempraxis besteht darin, die Aufmerksamkeit ausschließlich auf den natürlichen Atem zu richten, speziell auf die Empfindungen im kleinen Bereich um die Nasenlöcher und Nasengänge. Dabei wird der Geist zunehmend geschärft und verfeinert. Die Praxis folgt klaren Prinzipien: Es gibt keine Imagination und keine innere Verbalisierung, keine Kontrolle über den Atem – er wird weder bewusst verlangsamt noch beschleunigt. Es ist reine Atembeobachtung – nichts als den Atem selbst.

Schrittweise verlagert sich die Aufmerksamkeit auf die physischen Empfindungen im kleinen Bereich unterhalb der Nasenlöcher und oberhalb der Oberlippe. Die Aufmerksamkeit bleibt auf diesem begrenzten Bereich, da ein kleinerer Fokus die Klarheit des Geistes schärft. Zunächst wird lediglich beobachtet, wie sich der Körper mit der natürlichen Atmung ausdehnt und zusammenzieht. Sobald der Geist fokussierter wird, richtet sich die Aufmerksamkeit auf das dreieckige Gebiet zwischen den Nasenlöchern und der Oberlippe. In diesem Bereich wird der Luftstrom des Atems gespürt – der sanfte Kontakt des Atems mit der Haut.

Wir haben das dann viele Stunden lang gemeinsam geübt. Bei mir wurden dann die Empfindungen immer feiner und feiner. Mein Geist wurde durch diese Übung wirklich sehr ruhig. Es gelang mir immer länger und länger beim Atem zu verweilen und mich nicht mehr so oft in „klebrige“ Gedankenkreise zu verlieren. Ein großer innerer Frieden und auch ein wunderbares Gefühl von Weite und unendlichem Raum kam zum Vorschein. Während der Gehmeditation erlebte ich die umgebende Natur, die Wolken, den Himmel und auch den Spätsommerwind dann extrem intensiv und von kraftvoller Schönheit. War sehr Dankbar!

Der christliche Mystiker Meister Eckhart über seine Erfahrung der Vereinigung mit dem Göttlichen durch den Atem: „Wenn ich einatme, atme ich Gott ein. Wenn ich ausatme, dann gebe ich mich Gott ganz hin.“

Natürlich traten auch Herausforderungen auf: Große Schmerzen in meinem Rücken. Sorgen, weil ich seit 1 1/2 Jahren noch immer an meinem Bandscheibenvorfall leide. Pläne, Sorgen und Gedanken über meine Arbeit, meine Familie…

Vipassana – Einsichtsmeditation mit geschärftem Geist

Ab dem dritten Tag wechselten wir zur Vipassana-Praxis, der Einsichtsmeditation nach der Tradition von S.N. Goenka. Mit dem durch Ānāpāna geschärften Geist konnten wir nun systematisch den Körper durchscannen – von oben nach unten, vom Scheitel des Kopfes bis zu den Zehenspitzen. Anfangs liegt der Fokus auf den Oberflächenempfindungen, später vertieft sich die Wahrnehmung bis in die inneren Strukturen des Körpers. Das Ziel ist es, alle Empfindungen wahrzunehmen – sowohl grobe als auch subtile – im gesamten Körper.

Die Haltung des Gleichmuts (Upekkhā) ist dabei zentral: Keine Anhaftung an angenehme Empfindungen, keine Aversion gegen unangenehme Empfindungen. Alles wird als vergänglich (Anicca) betrachtet – weder erfreulich noch störend, sondern als sich ständig wandelnde Erscheinung. Die Technik der Empfindungsbeobachtung entwickelt sich schrittweise: Zunächst wird der Fokus auf die Haut gelegt, dann wird systematisch die gesamte Körperoberfläche durchwandert. Der Geist soll neutral bleiben, weder erfreut noch abgeneigt gegenüber den Empfindungen. Später wird die Aufmerksamkeit nach innen gelenkt, die inneren Organe beginnen sich allmählich zu „öffnen“, und subtile Empfindungen werden wahrnehmbar. Ein wichtiger Aspekt: Die Aufmerksamkeit bleibt stets in Bewegung, nicht länger als einige Minuten an einer Stelle verweilend.

Hier habe ich zu Beginn wieder stärker bemerkt, wie mein Geist immer wieder abschweift und sich in „Geschichten“ verliert. Da hilft dann nur sanftes Bemerken und wieder neu ausrichten auf die Übung. Nach einiger Zeit und mehreren Sitzungen hatte ich dann so ein Gefühl von „mein ganzer Körper ist ein Energiefeld, alles in mir ist in ständiger Bewegung, auch die Grenzen zwischen meinem Körper und seinem Umfeld scheinen sich aufzulösen. Veränderung, Energie – und alles in einem weiten Raum…

Das klingt jetzt alles recht „abgespaced“ – ist aber einfach ein sehr anschauliches inneres Erleben, dass alle Prozesse, alle Gefühle und alle Gedanken vergänglich sind. Alles ist im ständigen Wandel, fließt, hat keinen unveränderlichen „Kern“.
Alles ist „leer“, wie der buddhistische Begriff dazu lautet. Aber das für mich Entscheidende: Im Buddhismus und bei der Meditation kann man – ja man muß – sich hinsetzen und diese Dinge dann selbst an sich spüren, sehen und erleben…

Tantra – Integration statt Askese, das Leben vollständig umarmen

Ein zentraler Aspekt dieses Retreats war die Einführung in die tantrische Sichtweise, die sich fundamental von der traditionellen asketischen Herangehensweise unterscheidet. Stephan erklärte, dass Tantra vermutlich nicht vom historischen Buddha selbst gelehrt wurde, sondern aus der Verbindung indischer Weisheitslehren mit dem Buddhismus in den ersten Jahrhunderten nach Christus entstanden ist.

Der entscheidende Unterschied zur asketischen Tradition liegt im Umgang mit der Sinnenwelt: Sinnesfreude und Sexualität werden integriert statt abgelehnt. Tantra sagt nicht: „Unterdrücke deine Begierden“, sondern: „Transformiere sie“. Nicht die Begierde an sich ist das Problem, sondern die Anhaftung (Klesha) daran, das blinde Verhaftet-Sein und natürlich unser Ego, das kleine Selbst! (Was ist da FÜR MICH drinnen?)

Die tantrische Sichtweise öffnet einen völlig anderen Weg der spirituellen Praxis. Anstatt die Welt und ihre Freuden zu fliehen, lädt uns Tantra ein, das Leben vollständig zu umarmen – mit all seinen Freuden und Herausforderungen. Ein Zitat von Thomas Merton veranschaulöicht diese Erkenntnis: „Wir leben in einer Welt, wo Gott durch alles durchscheint.“

Die tantrische Praxis erkennt, dass alle Erscheinungen – sowohl die als „rein“ als auch die als „unrein“ betrachteten – aus demselben Bewusstsein entstehen. Dies führt zu dem kraftvollen Verständnis, das Stephan immer wieder betonte: „Da gibt es nichts Festes da draußen. Alles sind nur Erscheinungen in deinem Bewusstsein. Aus demselben Stoff gemacht wie deine Träume. Da gibt es nichts, was dich behindert oder aufhält – da ist nur Weite und Raum!“

Die eigenen Gefühle fühlen, nichts verdrängen

Stephan konfrontierte uns immer wieder mit der zentralen Frage: „Was ist in mir noch nicht durchgefühlt worden?“ Seine klare Anweisung: „Man muss dorthin fühlen, wo’s Probleme gibt. Was schmerzt, was befreit werden muss, schwierige Gefühle, die mich quälen – der Geist vermeidet schwierige Gefühle, aber dort muss man hingehen. Man kann sich nicht um die Gefühle herum befreien, sondern man muss durch diese Gefühle durchgehen, sie ganz fühlen.“

Die 7-Punkte-Methode – Dämonen füttern

Kristina, die Ehefrau von Stephan, stellte uns eine kraftvolle Methode zum Umgang mit schwierigen Emotionen vor – die tibetische Praxis des „Dämonen-Fütterns“. Schritt für Schritt lernten wir, schmerzliche Gefühle nicht wegzuschieben, sondern sie zu erkennen, zu erforschen, zu personifizieren, in einen Dialog zu treten, sie zu nähren und schließlich zu integrieren:

  1. Bemerken: Wann fühlst du dich von Schmerz, Gefühlen oder Gedanken überwältigt?
  2. Tief schauen: Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Schaue in die Wurzel.
  3. Erforschen: Nutze die Neugier – wie riecht es, wie schmeckt es, wie schaut es aus?
  4. Externalisieren: Hol es aus dir heraus, stell es dir gegenüber, personifiziere es.
  5. Dialog führen: Lass es sprechen: „Was ich will ist…“ – „Was ich wirklich will ist…“
  6. Füttern: Gib ihm die Medizin, die es braucht – deine Energie, deine Aufmerksamkeit.
  7. Integration: „Bist du mein Verbündeter? Wie kann ich mit dir in Verbindung treten?“

Eine Katze als mein Schutzengel!

Um die Methode anschaulich zu machen, nahm Kristina mich als freiwilliges „Demonstrationsobjekt“. Dabei erschien vor meinem inneren Auge ein Wesen, das aussah wie aus Herr der Ringe: hager, runzlig, mit gierigen Augen – fast Gollum-artig. Es raunte mir zu: „Ich will dein Rückenmark essen.“ Sofort war mir klar: Es war das Sinnbild für meine Bandscheibenprobleme, die mich seit Langem plagen.

Im Dialog fragte ich: „Was willst du wirklich?“ – und das Monster antwortete: „Ich will satt sein. Nicht mehr so hungrig, rastlos, unzufrieden.“ Also begann ich, es zu nähren, gab ihm meine Energie und Aufmerksamkeit – und allmählich wurde es ruhig. Plötzlich verwandelte sich die Gestalt: zuerst schimmerte sie blau wie eine Figur aus Avatar, dann wurde sie zu einer schnurrenden Katze.

Von da an begleitete mich diese Katze als Sinnbild durch das ganze Retreat: Entspannen, Pausen erlauben, mich wie eine Katze einrollen. Immer wenn mein Rücken beim Sitzen schmerzte, legte ich mich hin, als würde ich selbst schnurren – und spürte, wie der Schmerz sich veränderte, manchmal sogar auflöste. Keine Zauberheilung, aber eine tief hilfreiche Erfahrung: Ich durfte lernen, achtsam loszulassen und den Körper in seiner Verletzlichkeit anzunehmen.

Ein Drache als mein „ÖAMTC-Rettungshubschrauber“

In einer weiteren Einheit, in der ich die Methode für mich selbst angewandt habe, begegnete ich meinen tiefsten Ängsten: dass meine Firma und mein Leben zusammenbrechen, dass ich versage, kraftlos und allein zurückbleibe. Diese Sorgen nahmen in der Meditation Gestalt an – zuerst als verletzter, halbtoter Vogel, ein Sinnbild für meine Angst vor Scheitern und Ohnmacht. Ich begann auch ihn zu nähren, zu trösten, ihm Aufmerksamkeit zu schenken, bis er sich langsam erholte.

Dann geschah etwas Unerwartetes: Aus diesem verletzten Vogel wurde ein Drache – so majestätisch und kraftvoll wie Saphira aus Eragon. Für mich war das ein starkes Bild: Wenn ich meinen Sorgen und Ängsten wirklich begegne und sie versorge, dann kann daraus eine ungeheure Stärke erwachsen. Der Drache Saphira wurde zu meinem Sinnbild, dass in jeder scheinbar ausweglosen Situation – selbst in den schlimmsten Befürchtungen von Konkurs, Zusammenbruch oder Verzweiflung – eine rettende Kraft bereitsteht. Wie ein ÖAMTC-Hubschrauber, der im Notfall aus dem Himmel kommt, um einen sicher aus der Katastrophe herauszufliegen.

Loslassen und der Jugend Dinge abgeben

Noch ein drittes Mal probierte ich die Methode während des Retreats – diesmal, um meiner Überlastung zu begegnen. Immer wieder habe ich das Gefühl, dass mir alles zu viel wird: zu viele Projekte, viel zu viele Verpflichtungen, die von mir gegründeten Vereine, die Familie, die vielen Firmenaufgaben. Diese totale Überforderung hängt auch eng mit meinen Rückenschmerzen zusammen – als würde mich die Last körperlich niederdrücken.

Wieder erschien zunächst ein Monster, das mich von innen auffressen will. Doch in der Transformation zeigte sich diesmal ein ganz anderes Bild: die Jugend – wie griechische jugendliche Götter, leicht, frisch, kraftvoll. Für mich war das Sinnbild für meine eigenen Kinder, aber auch für unser Team bei Weltweitwandern. Die Erkenntnis war klar: Ich darf loslassen. Ich kann, soll und darf Aufgaben und Verantwortung der nächsten Generation übergeben. In diesem Abgeben liegt Schutz, Leichtigkeit und Vertrauen.

Diese Erfahrung fügte sich wunderbar in die Praxis mit der Goldenen Tara: Fülle verschenken, nicht alles festhalten, sondern weitergeben. So entstand ein runder Kreis zwischen persönlicher Einsicht und spiritueller Symbolik.

Zentrale Erkenntnisse und Lehrsätze

Das Greifen als Grundursache alles Leidens

„Das Greifen ist das Problem“ – diese Erkenntnis durchzog das gesamte Retreat. Nicht die Phänomene selbst, sondern unser Festhalten und Ablehnen erzeugt Leiden.

Staunend verweilen statt kämpfen

„Man soll da in der Meditation niemals einen Kampf anfangen, sondern staunend verweilen. Warum lasse ich diesen heiligen Moment des „Jetzt“ nicht im Vordergrund sein? Warum/Wovor möchte ich flüchten?“

Stephan erinnerte uns daran, dass alle Strategien, die wir seit Jahren anwenden, um „nach Hause zu kommen“, nicht funktionieren. Stattdessen geht es darum, neugierig zu bleiben – sich über eine warme Dusche, über die Natur, über Bergluft zu staunen und die Meditation frisch zu halten.

Die äußere Welt ist ein Spiegel deiner inneren Welt

Das vielleicht wichtigste Zitat des Retreats: „Da gibt es nichts Festes da draußen. Alles sind nur Erscheinungen in deinem Bewusstsein. Aus demselben Stoff gemacht wie deine Träume. Da gibt es nichts, was dich behindert oder aufhält. Da ist nur große Weite und Raum.“

Beziehung zu den inneren Kräften

„Wir sind von wundersamen Mächten umgeben“ – so begann Stephan ein wichtiges Zitat über unsere Beziehung zu den inneren spirituellen Kräften. Seine Botschaft war klar: „Diese wundersamen Mächte musst du einladen, die kommen nicht von selbst. Wir kultivieren dadurch ja eine Beziehung zu diesen Kräften in uns. Das sind nicht irgendwelche Götter im Außen, sondern das ist in uns.“

Die Einladung zur Transformation

Dieses Retreat war eine Einladung, mutiger und authentischer zu werden. Stephans Fragen hallten noch lange nach: „Was ist das Thema deiner Ablenkungen? Wovor hast du Angst? Was sind deine schlimmsten Ängste?“ Und dann die wichtigste Frage von allen: „Was fehlt dir in diesem Augenblick? Warum willst du davon weg?“

Die tantrische Sichtweise lädt uns ein, das Leben vollständig zu umarmen – mit all seinen Freuden und Herausforderungen. Thomas Mertons Worte begleiteten uns: „Wir leben in einer Welt, wo Gott durch alles durchscheint.“

Farbenfrohe Gemeinschaft und Kakao-Zeremonie

Ein besonders schönes Element war, dass wir uns jeden Tag in der Farbe der jeweiligen Tara kleideten – wer entsprechende Kleidung dabei hatte. Diese farbige Visualisierung half, die Qualitäten der jeweiligen Tara zu verkörpern und zu integrieren.

Am Ende des Retreats (ich mußte leider kurz vorher abreisen) durfte sich jeder für seine Hauptfarbe entscheiden, und alle Tara-Farben waren durch die Teilnehmenden vertreten – ein kraftvolles Symbol für die Vielfalt und Fülle unserer Gemeinschaft. Den Abschluss bildete eine Kakao-Zeremonie, mit Kakao, den Stephan und Kristina aus ihrer Reise aus Brasilien mitbrachten – eine wunderbare Verbindung ihrer Erfahrungen mit unserer gemeinsamen Praxis.

Praktische Integration

Die acht Tage im Schöcklblick waren intensiv und transformativ. Der klare Tagesrhythmus mit frühmorgendlichen Körperübungen, langen Meditationssitzungen im Sitzen, Liegen und Gehen, die herrliche Umgebung und die inspirierende Worte von Stephan schufen den idealen Rahmen für tiefe innere Arbeit.

Was bleibt, ist die Erkenntnis „Alles, was du in dir heilen möchtest, musst du berühren.“ Die Einladung lautet: „Geh an die Orte, die du fürchtest“ – nicht im Geist des Kampfes, sondern mit der Haltung des staunenden Verweilens.

Ausblick und Anmeldung

Dieses Retreat war bereits Monate im Voraus ausgebucht – ein Zeichen für die wachsende Stabilität und das Vertrauen in unsere offene Meditationsgruppe „Buddhismus im Alltag“. Das nächste Retreat mit Stephan Pende Wormland findet im November 2025 statt, alle aktuellen Veranstaltungen findest du auf: www.buddhismus-im-alltag.at.

PS:
Wenn du Interesse hast, solltest du dich relativ bald anmelden – die Plätze sind sehr gefragt. Wir sind eine offene Gemeinschaft von „Übenden“ und würden uns sehr freuen, dich bei einer der kommenden Veranstaltungen begrüßen zu dürfen!

PPS: Hier geht es zu meiner Weltweitwandern-Podcastfolge mit Stephan: „Meditation & Wandern – die spirituelle Dimension des Gehens: https://www.weltweitwandern.at/podcast/meditation-und-wandern-die-spirituelle-dimension-des-gehens/


 

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