Wenn ich sehr gestresst bin, suche ich Erholung in der Natur, und am besten entspannen kann ich mich immer beim Wandern entlang von Bächen oder entlang des Meeres. Wasser muss eine Art Ursehnsucht in uns sein, wir verbinden damit eine Urgewalt. Die Atlantikinsel Madeira ist ein Platz, an dem es sich an unterschiedlichsten Wässern wandern lässt. Die ganze Zeit wird man von den Klängen der hunderte Kilometer langen Levadas begleitet, jener von Menschen gemachten Wasserkanäle, die die ganze Insel durchziehen. Sie murmeln, glucksen und brausen. Dieses „Levada-Wandern“ gibt es nur auf Madeira: fast eben und am plätschernden Wasser entlang. Dann gibt es noch die vielen Wasserfälle und -treppen, und wieder ganz andere Wassergeräusche hört man unten an der Küste, wenn man oberhalb der Steinklippen geht: Da tost der Atlantik so richtig wild.

Jeder Wandereinsteiger ist auf Madeira richtig, und jeder, der wandert, muss einmal hierher. Es ist sicher, man ist schnell da, und die Insel ist einfach wie geschaffen für das Wandern: Es ist das ganze Jahr über möglich. Die Temperatur sinkt fast nie unter 15 Grad und steigt selten auf über 30 Grad. Die Sonne scheint das ganze Jahr über recht konstant, es regnet mäßig. Es blüht auch das ganze Jahr, immer wieder andere und immer wieder neue Blumen sind zu sehen. Einfache Spaziergangwanderungen sind genauso möglich wie richtiges Bergsteigen, und es gibt so unterschiedliche Landschaften: Dschungel wie in Südamerika und dann wieder Hochgebirge, von dem man auf den Atlantik schaut. Durch den Lorbeer-„Zauberwald“ gehe ich besonders gern, mit seinen mystischen Nebelstimmungen und den Moosen und Flechten, die von den Bäumen hängen.

Da die Insel nie mit dem Festland verbunden war, haben sich hier mehr als 200 endemische Pflanzenarten entwickelt. Der Madeira-Stolz gehört dazu, der unserem Natternkopf ähnelt. Am Abend oder am Morgen hört man an der Küste den Gelbschnabel-Sturmtaucher krächzen, der in die Klippen Nisthöhlen gräbt und darein jeweils nur ein einziges Ei legt. Manche finden, seine Rufe hören sich nach Jammern an, aber für mich klingt es eher nach Lachen.

Auch das Essen auf Madeira hat es mir angetan, zum Beispiel Espada com Banana: Dazu wird Degenfisch – er ist nur an wenigen Orten der Welt zu finden und die Filets sind sehr saftig! – zusammen mit Bananen paniert und gebraten. Gemerkt habe ich mir auch den Pudding aus Maracuja, von denen es auf Madeira die verschiedensten Arten gibt. Ihr süßer Geschmack, das starke Aroma und ihre unterschiedliche Säure (je nach Reifegrad) kommt wunderbar in Desserts und Getränken zur Geltung.

Ich bin seit mehr als 15 Jahren immer wieder auf Madeira, das kam so: 2002 lernte ich auf der Ferienmesse in Wien Gerald Bretterbauer kennen, einen gebürtigen Admonter, der mit seiner Frau Christa nach Madeira ausgewandert war. Sie wollten nie wieder schneeschaufeln! Die beiden haben alte Routen wiederbelebt, neue ausfindig gemacht und haben sich so einen Ruf als Wanderführer erarbeitet. Kurze Zeit nach unserem ersten Treffen habe ich die beiden auf Madeira besucht und wir haben ein erstes gemeinsames Wanderreise-Programm ausgearbeitet. Inzwischen sind auch die Kinder von Christa und Gerald auf die Insel nach-ausgewandert und in den Familienbetrieb eingestiegen, und Madeira ist zu unserer meistgebuchten Destination vorgerückt.

Ganz wesentlich dazu beigetragen hat die „Quinta dos Artistas“, die unsere Partner nach den Plänen von Gerald, er ist selbst Künstler, und seines Sohnes Raimund gebaut haben. Sie haben einen wunderschönen Flecken Land gekauft und darauf ein Künstlerlandgut errichtet, auf dem unsere Wandergäste wohnen können und zu der auch eine kleine Öko-Farm gehört. Es liegt nicht nur an der sonnigen Südseite von Madeira, in Santa Cruz, es fällt sogar in die Bananenzone: Wo Bananen wachsen, muss ein gewisses warmes Klima mit vielen Sonnenstunden bestehen.

Ich hatte schon jahrelang mit einer eigenen Weltweitwandern-Lodge geliebäugelt. Da kommt der Architekt in mir durch, ich eröffne gerne Räume für Menschen, auch im gebauten Sinne. Deswegen habe ich unsere Freunde in Madeira bei der Umsetzung ihres Lebenstraumes einer nachhaltigen Öko-Lodge stark unterstützt. Ich sehe die Quinta als leuchtendes Beispiel, wie wir einzigartig werden können. Manchmal hatten wir schon Angst, dass wir auf Madeira irgendwann von Billiganbietern mit riesigen Massentourismus-Hotels hinweggefegt werden. Aber jetzt ist uns das egal. Erstens haben wir unsere großartigen Guides wie Christa oder Richard, von denen sich herumgesprochen hat, dass sie ihre Wandergäste auf „geheimen“, wenig bekannten Wegen führen. Und jetzt haben wir auch noch die Lodge, seit deren Eröffnung sich die Zahl unserer Buchungen verdoppelt hat. Ich sehe es als gebautes Manifest für nachhaltigen Tourismus, wie wir ihn uns vorstellen. Ein Gebäude macht schon etwas mit den Menschen, das habe ich auch damals bei der Solarschule in Ladakh und unserem Weltweitwandern-Basecamp in Graz gemerkt. Ich hätte solche Weltweitwandern-Unterkünfte auch in anderen Ländern gern. Im Herbst fliegen wir mit zwanzig weltweiten Partnern nach Madeira, vielleicht holt sich der eine oder die andere einen Gusto, selber so eine Lodge zu bauen. Ein paar interessieren sich schon sehr dafür.

Planung

Die beste Reisezeit ist für mich…
Auf Madeira blühen das ganze Jahr über die Blumen! Das geniale Klima der Insel im Atlantik sinkt fast nie unter 15 Grad und erreicht selten über 30 Grad.

Die beste Wanderung die ich dort gemacht habe ist …
Im Nebel durch den „Zauberwald“ zu gehen, die regenwaldähnlichen Urwälder mit vielen großartigen Wasserfällen zu durchstreifen, der Ausblick vom Pico Ruivo (1.861m) und dann als Kontrast die schroffen, orangen Felsen des Ostkaps von Sao Lourenzo, umtost von den Wellen des Atlantiks. (UNESCO WELTNATURERBE)

Was macht die Wanderung besonders?
Die jahrhunderte alte Lorberrbäume die mit Moosen und Flechten bewachsen sind und die „Wolken melken“ indem sie die Feuchtigkeit kondensieren lassen und das Wasser aus Ihnen heruntertröpfelt. Die Vielfalt, das Plätschern des Wassers, die Blumen,…

Toll finde ich diesen Wanderführer, dieses Buch, diesen Film
Der Madeira-Reoiseführer von Irene Börjes aus dem  Michael Müller, Madeira – was hier alles wächst! von Susanne Lips, Raquels Töchter von Helena Marques

Auf was muss man aufpassen?
Suchtgefahr!

Mein persönlicher Geheimtipp:
Die wunderbaren Gerichte vom Restaurant O´Moinho. Dieses Restaurant in Assomada kenne ich seit über 10 Jahren. Eine kleine Kneipe, die von Feliciano und seiner Familie betrieben wird. Noch nie hat mich hier die Qualität seiner Speisen enttäuscht. Feliciano kocht nach alter Tradition und hat in der offenen Küche einen aus Lava gemauerten Steinbackofen zum Schmoren, Grillen und Backen. Seine Frau Gilberta kümmert sich um die Beilagen und den liebevoll zubereiteten Salat. Die Rezepte sind alle nach alter Hausfrauenart. Geschmacksverstärker, oder Fertigprodukte finden wir hier nicht. Das Gemüse kommt zum größten Teil aus der kleinen, hinter dem Gasthaus gelegenen Landwirtschaft, die seine Mutter mit dem Bruder betreibt.

Espada com Banana – seine Art den Degenfisch mit Banane und Maracujasauce zuzubereiten ist beste. Die ausgesuchten frischen Fischfilets sind paniert und grätenlos. Dazu gibt es Beilagen.
Espetada – Fleischspiess am offenen Feuer gegrillt mit Beilagen.
Bokra, ein Hühnereintopf mit Gemüse in einem Tongefäß aus dem Holzofen

Fotos: https://www.facebook.com/media/set/?set=a.10151911719522030&type=1&l=f947e527dd
Reisen: https://www.weltweitwandern.at/europa/portugal/


 

Comments ( 2 )

  • Abdulaziz Qosimov

    Malerische und geschmackhafte Beschreibung von Madeira! Ich habe schon Lust auf Madeira – Reise! Viel Erfolg!

  • Susanne Lavicka

    Ich war v. 23.2.-2.3. auf der Madeira! Quartier war auf der Quinta DOS ARTISTAS . Ein Geheimtipp!! Begleitet wurden wir zum einen von super sonnigen, frühlingshaften Wetter und natürlich der professionellen Reiseführung von Richi und Camillo ! Richi‘s und der gesamten Familie Dornfeld-Bretterbauer freundliche , lehrreiche und lustige Art uns die Insel mit ihren wunderschönen Plätzen zu präsentieren macht Sehnsucht auf weitere Besuche dieser wundervollen Insel ! Auf ein baldiges Wiedersehen ! LBG. Susanne

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