Heute schreibe ich eine Nachbetrachtung meines einwöchigen Retreats (= buddhistische Einkehrtage mit Vorträgen und Meditationen, im Schweigen) mit Stephan Pende Wormland vom 18. – 28. August 2018 in Garanas bei Schwanberg / Südsteiermark.
Meine Sätze unten sind eher Fragmente und Erinnerungsfetzen, aber eventuell ist ja ein inspirierender Satz für Dich dabei, zum darauf „herumkauen“…
;-)

Wenn etwas unrichtig geschrieben oder erklärt wird, dann ist das rein mein Versehen und meine Unwissenheit, bitte um Nachsicht und bitte gerne um Rückmeldung / Richtigstellung dazu.

 

1. Tsewa – die Essenz

Wenn man nur ein Wort für die buddhistische Lehre hätte, dann würde Stephan das tibetische Wort „TSEWA“ nehmen.
Tsewa: Herzenswärme, Nicht-Verurteilen, Widerstand entspannen, sich radikal mit Zärtlichkeit hinwenden.

  • TSEWA (Entspanntes ICH – Weite)
    Alles ist mit allem verbunden und verändert sich ständig.
    Du bist eine Fülle von Prozessen, verbunden und sich fortwährend verändernd.

vs

  • SHEMPA (MINI – ICH – Enge):
    Singulär / Unveränderlich / Autonom
    Dieses enge Mini-ICH ist eine Einbildung, eine Konstruktion, eine Fiktion – so wie der Weihnachtsman!
    Es gibt kein unabhängiges Kontrollzentrum in Dir!
    Das eingebildete „Kontrollzentrum“ ist nur einer von unzähligen Prozessen, die laufend in und um dich herum ablaufen.

 

2. Probleme sind gut! Schwierigkeiten sind gut!

Wut, Angst, Verzweiflung, Ärger, Trauer  – sind alles gute Chancen zu üben!

Meditation heißt auch sich dem allen zu stellen, nichts zu verdrängen und alles liebevoll zu betrachten.
(Aber immer nur in der Dosis, die für Dich gesund und aushaltbar ist.
Bei großen Problemen solltest Du das im Rahmen einer Psychotherapie aufarbeiten)

Leiden entsteht durch Widerstand – in dem Moment, wo der Widerstand sich auflöst, verringert sich das Leiden.
Liebevolles Anschauen ist eines der kraftvollsten Heilmittel.

Wie oft laufen wir innerlich wie „mit einer leeren Tasse“ herum und erwarten, dass Andere diese füllen.

Wir sind selbst dafür verantwortlich unsere Tasse zu füllen. Meditation bietet gute Möglichkeiten dafür.

Zu meditieren, damit es nur mir selbst besser geht ist zwar ok – aber das ist noch nicht das Dharma!

 

 

3. Medidationsarten

Shamata (Konzentrationsmeditation) mit Objekt

Sinnbild: Man geht mit einem Tablett mit gefüllten Gläsern durch einen Raum voller Menschen.
Hauptaufmerksamkeit liegt auf dem Tablett (=auf unserem gewähltem Meditations-Objekt)
Periphere Aufmerksamkeit bemerkt aber auch die Umgebung (= auf den Gedanken und Ablenkungen während der Meditation)

Alles kann Objekt auf Deinem Tablett sein: der Atem, alle 5 Sinne, Visualisierungen, später auch Trauer, Gedanken..

Was liegt auf Deinem Tablett? Was ist auf der Bühne?

Einladung auch mal zu „switchen“: Wenn ein Gefühl, ein Gedanken so stark ist, dass er die Meditation schwer macht, dann lege das „auf Dein Tablett“ und betrachte es (aber nicht darüber nachdenken, nur liebevoll betrachten / Wie fühlt es sich im Körper an, verändert es sich…)

Shamata (Konzentrationsmeditation) ohne Objekt

„panoramisches Gewahrsein“
Die Erfahrung, dass Du der Himmel bist
Die Trennung von Sehendem, dem Sehen und dem Objekt verwischt

„Ich ging in die Berge, um zu meditieren – dann waren da nur mehr die Berge!“

Das Ziel ist: Auf unserem Tablett liegt „reines Gewahrsein“ – die Buddhanatur

Vipassana (Analytische Meditation / Kontemplation)

Geistige Stabilität (erzeugt durch Shamata) führt NICHT zur Befreihung!
Dazu braucht es „tieferes Sehen / befreihendes Sehen“ – Sehen der 3 Charakteristiken des Seins.
Tiefes Schauen ist nicht Nachdenken. Betrachten, liebevolles Hinschauen.

 

4. Die 3 Charakteristiken des Seins

ANICCA     /    DUKHA    /    ANNATA

Anicca: Vergänglichkeit, Unbeständigkeit, Alles fließt, Pulsieren, Kommen-Bleiben-Gehen (Ohm-Ah-Hum), Jeder Gedanke/jedes Geräusch kommt-bleibt-geht
Die Einsicht in die Vergänglichkeit wird unterschätzt: Wer das erreicht ist schon ganz nahe dran!
Aber es geht um direktes Sehen, nicht um intellektuelles „Wissen“…

Dukha: Unbefriedigendheit der Dinge / Gedanken,
Leiden durch ständige Veränderung, durch „Haben wollen“ (Anhaftung) und „Nicht Haben wollen“ (Abwehr)

Annata: Nicht-Identifikation, „Das bin nicht ich“, Meine Gedanken bin nicht ich,
Ich habe Gedanken – ich bin aber nicht meine Gedanken.
Ich bin der, der die Gedanken wahrnimmt…

Du bist nicht der Inhalt Deiner Gedanken!
Wer bin ich?
Du bist der Raum
Du bist das, was wahrnimmt.

Da erst fängt Meditation richtig an:

Dorthin schauen, wo das Schauen anfängt.
Neugierig sein, auf den, der erfährt.
Wer schaut? / Was schaut?
Non-Duale Meditation: Schaut sich den Schauer an.
Alles immer mit Forschergeist, Neugier, „Anfängergeist“ betrachten – NICHT mit Expertengeist (der eh immer alles schon von vornherein besser weiß…)

 

5. Relative und Absolute Ebene des Geistes

SEM
die relative Ebene unseres Geistes
Alles, was Du erfährst, erfährst Du in Deinem Geist
Du co-kreierst unsere Welt in Deinem Geist
In der Quantenphysik hat man je herausgefunden, dass der Betrachter den Ausgang des Versuches beeinflusst.

RIGPA
die erleuchtete, absolute Ebene des Geistes, die Buddhanatur

 

6. Die 3 Qualitäten des Erwachens

Der Buddhismus bietet „time tested“ – Methoden an.
Methoden, die von Wissenschaftlern des Geistes über Jahrtausende entwickelt wurden.
Der Buddhismus versteht sich auch als „Bauchladen“: Es gibt eine große Zahl von funktionierenden Methoden.
Jeder Mensch ist einzigartig, jeder braucht eine andere Methode.
Gehe zu verschiedenen Lehrern und suche die für Dich persönlich passende Methode / Weg.

Die Qualitäten des Erwachens sind aber immer gleich und unverwechselbar.
Damit kannst Du auch überprüfen, ob Du am richtigen Weg bist:
Klarheit
Der erkennende Aspekt unserer Natur, mühelos, immer da.

Leerheit
Der raum, das Potential aus dem heraus die Dinge kommen können

Nin-je
tiefes Gefühl von Verbundenheit, Herzens-Adel, ursprüngliche Liebe

UND:

„Fake it – till you make ist!“
To take the result of the path as a part of the part!

 

7. Die 2 Ansätze im tibetischen Buddhismus

Der eine Ansatz ist der „Stufenweg“ / Lam Rim
Entwicklungsidee, Befreihung ist ein langer Weg über viele Stufen, die durchlaufen werden, Schritt für Schritt zur Erleuchtung, das entspricht auch sehr unserem christlichen Gedankengut, es gibt ein eigenes Curriculum zur für den Erleuchtungsweg

Der andere Ansatz ist der „direkte Weg“ / Entdeckungsweg
Du BIST schon erleuchtet, es ist nur verdeckt.
„pointig out Instructions“

Beide Wege ergänzen sich und haben beide das gleiche Ziel!

8. Metta Meditation

…dann liebe ich mich mehr – und nicht weniger!

Wenn ich einen furchtbaren Fehler gemacht habe – dann liebe ich mich mehr – und nicht weniger!
Wenn ich mich depressiv und niedergeschlagen fühle – dann liebe ich mich mehr – und nicht weniger!
Wenn ungerecht und gemein zu jemandem war – dann liebe ich mich mehr – und nicht weniger!
Wenn ich wütend geschimpft habe und mich deshalb jetzt schlecht fühle – dann liebe ich mich mehr – und nicht weniger!
Wenn ich jemandem heute nicht geholfen habe, weil ich engstirnig war – dann liebe ich mich mehr – und nicht weniger!
Wenn ich etwas aus Egoismus nicht herborgen wollte – dann liebe ich mich mehr – und nicht weniger!

 

Ich hoffe es waren inspirierende „Fragmente“ / Gedanken / Sätze / für Dich dabei!

Über Kommentare / Rückmeldungen / Inspirationen freue ich mich!

Christian Hlade


 

PS: Termine und Weiterführende Links

  1. YOGA & MEDITATIONSKURSE
    Im Weltweitwandern – Büro finden 4 x wöchentlich folgende Kurse statt, zu denen wir auch Gäste sehr HERZLICH willkommen heißen:
  • Achtsamkeits-Yogakurs jeden Di., 8:00- 9:00 Uhr
  • Meditationskurs jeden Do., 8:00 – 9:00 Uhr
  • Meditation – offene Praxisgruppe: jeden Do., 18:00 – 19:30 Uhr
  • Kundalinee Yogakurs jeden Fr., 19:00 – 21:00 Uhr

Unkostenbeitrag 15.- / Einheit  – Interessiert? – HERZLICH WILLKOMMEN!

2. SAVE THE DATE: RETREATS VON STEPHAN PENDE

Zu diesen Tagen kommt Stefan für Retreats zu uns nach Österreich.
Nur der Ort stehen derzeit noch nicht fest…
Aber Voranmeldungen sind ab sofort möglich an christian.hlade@gmail.com
Mi., 27.2.- So., 3.3.2019
Sa., 17.8. – 24.8. 2019

 

3. GEFÜHRTE MEDITATIONEN ONLINE
Von Stephan Pende Wormland gibt es eine große Auswahl an geführten Meditationen auf „YouTube“ und auf „Soundclud“, hier die links:

https://www.youtube.com/user/Stephanpende

 

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von soundcloud.com zu laden.

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4. Denkanstoß: Wieviele Budhhismen gibt es eigentlich?

5. Externe Termine:

Programm des Dhammazentrums Nyanaponika Graz
21.September um 19.00 Uhr

Liebe Freundinnen und Freunde im Dhamma!
Wir laden Euch herzlich ein, am kommenden Freitag um 19.00 Uhr zu einem Vortrag ins Dhammazentrum Nyanaponika, Parkstr. 13, 8010 Graz zu kommen
Probleme und Schwierikeiten als Mittel der neuen Orientierung und Erkenntnis“
Mit Bhante Seelawansa

 

 

 

 

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