Soziale Verantwortung in der Wirtschaft: Können sich Unternehmer ein soziales Gewissen in einer globalisierten, kapitalistischen Welt überhaupt leisten?
Ist Geiz wirklich sooo geil?
Fast täglich hören wir Nachrichten über große Wirtschaftsprobleme in der EU und weltweit. Das Vertrauen in Wirtschaft und Politik wird in aktuellen Umfragen vor allem von jungen Menschen als sehr gering angegeben. Laut einer von “Gemeinwohlökonomie-Mastermind” Christian Felber unlängst zitierten Bertelsmann-Umfrage wünschen sich 90% der ÖsterreicherInnen und 88% der Deutschen eine “neue Wirtschaftsordnung”. Das sind wichtige Warnzeichen!
Ethik und Werte sind die Grundbedingung – sozusagen das “Fundament” – auf dem alle unsere gelingenden zwischenmenschlichen Beziehungen aufbauen.
Auch für eine funktionierende Wirtschaft, eine langfristig stabile und glückliche Gesellschaftsordnung und unser langfristiges positives Überleben sind Werte die wichtigste Grundbedingung.
In meiner Firma Weltweitwandern verfolgen wir von Beginn an einen sozialverantwortlichen und kooperativen Ansatz beim Zusammenarbeiten und bei der Erstellung unserer Produkte. Unser zentrales Ziel ist: Maximierung von Glück. Wertschätzung und schöne, erfüllende Rahmenbedingungen für möglichst viele Menschen.
Unser Fokus liegt – wie bei anderen Firmen auch – natürlich auf unserer Kunden-Zielgruppe und der optimalen Erfüllung deren Bedürfnisse und selbstverständlich auch beim finanziellen Erfolg unserer Firma.
Es geht aber um den Weg dorthin, um das „Wie“. Hier versuchen wir andere, neue Wege zu begehen.
Mit meiner Firma Weltweitwandern möchte ich beweisen, dass unternehmerische Sozialverantwortung, Kooperation, ein Beitragen am „Gemeinwohl“ einerseits und finanzieller Erfolg andererseits sich nicht ausschließen – im Gegenteil:
- Unsere Mitarbeitenden sind durch unseren Firmen-Fokus auf „Sinn & Werten“ sehr motiviert, erbringen sehr selbstverantwortlich eine hohe Leistung und brauchen daher auch viel weniger Führung und Kontrolle. Gerade ich als „Chef“ habe so eine viel entspanntere Position!
- Bis zu 300 Personen bewerben sich bei uns auf eine offene Stelle. Wir haben daher eine riesige Auswahl an hochmotivierten Leuten, die gerade wegen unserer „Werte – Haltung“ sehr gerne gerade bei uns arbeiten möchten.
- Unsere Krankenstandszeiten und unser Mitarbeiterwechsel sind extrem gering, was sehr kostensparend und effizient ist.
- Auch unsere KundInnen fühlen sich von der besonderen Atmosphäre, die in jedem Beratungsgespräch und auch auf den Reisen spürbar wird, stark angezogen:
Fast 40% Wachstum bei unseren Buchungen im heurigen ersten Halbjahr unterstreichen das recht eindrucksvoll.
Die Frage für mich lautet also nicht:
„Können sich Unternehmer ein soziales Gewissen in einer globalisierten, kapitalistischen Welt überhaupt leisten?“
– sondern:
„Wie lange hält unsere Welt ein egoistisches „Geiz ist Geil“ – Denken noch aus?“
Noch dazu, wenn ein anderer Weg des Handelns so viele tolle Vorteile in sich birgt ;-)
Sommerliche Grüße!
Christian Hlade – GF Weltweitwandern GmbH
Zur Person:
Christian Hlade, Jahrgang 1964, ist seit der Schulzeit leidenschaftlicher Weltenbummler und Reisefotograf. Auslöser war eine Interrailreise, die ihn nach Marokko führte. Er studierte zunächst Architektur und errichtete 2000 eine Dorfschule im Himalaya. 2002 gründete er Weltweitwandern mit Sitz in Graz – inzwischen einer der größten Wanderreiseveranstalter am deutschen Markt.
Weltweitwandern gewann in den vergangenen Jahren eine große Zahl an nationalen und internationalen Auszeichnungen im Bereich CSR und Innovation (3 x Trigos, 5 x Goldene Palme Berlin, 2 x Fit im Job, Staatspreis f. Tourismus, Top of Styria, uvam…)
Angenehmer Ansatz, ich möchte dich ermutigen, so dranbleiben, manche werden es nicht sofort nachvollziehen können/wollen !
Die Zeit ist jedenfalls reif dafür !
„Auch für eine funktionierende Wirtschaft, eine langfristig stabile und glückliche Gesellschaftsordnung und unser langfristiges positives Überleben sind Werte die wichtigste Grundbedingung.“
Lieber Christian,
ein paar einfache Gedanken dazu:
Ich hab sehr oft über diese Punkte nachgedacht, und vor allem ob und inwiefern ein Gemeinwohl tatsächlich realisierbar ist.
Wir müssen akzeptieren, dass, wenn in irgendeiner beliebigen Situation Gewinn, Erfolg, Schönheit, Behaglichkeit entsteht, implizit auch deren Gegenteil enthalten ist.
Solange wir im WETTBEWERB mit Anderen handeln, verteilt sich die Welt in Verlierer und Gewinner und solange diese dualistischen Mechanismen greifen, werden wir ein Gemeinwohl nicht erleben können, zumindest nicht auf dem ganzen Planeten. Die Antagonismen von Gewinn und Verlust sind auf diese Weise (Wettbewerb) nicht zu überwinden. Eventuell lassen sich vorherrschende negative Entwicklungen verlangsamen, wenn wir bewusster mit Ressourcen umgehen lernen ,wie du auch schreibst. Das Räderwerk der Gewinnsucht und Verlustangst, Armut und Reichtum und die Kräfte die dahinter stehen, ist wohl so nicht zum Stillstand zu bringen
Wenn wir davon sprechen, weniger oder „anders“ zu konsumieren, konsumieren wir trotzdem.
Ok, vielleicht müssen wir dies akzeptieren.
Wir wollen Glück und Wohlstand und versuchen Leid und Armut in den Keller zu schicken. Glück braucht Leid und Wohlstand nährt sich von Armut irgendwo auf der Welt.
Im Handel mit Gütern und Dienstleistungen wird es, so wie dieser Handel funktioniert, immer Protagonisten auf beiden Seiten von Gewinn und Verlust geben.
Ich verkaufe ein Produkt deshalb, weil ich besser bin als mein Mitstreiter. Vielleicht habe ich intelligenter eingekauft, habe motiviertere Mitarbeiter, einen besseren Standort oder Infrastruktur , lebe in einem Land mit besseren Bildungsangeboten etc.
Egal, ich habe das Geschäft gemacht. Punkt. Der Andere nicht! Mein Gewinn, meine Mitarbeiter, meine Produkte, meine Verantwortung…..
Für alle kann das nie gelten, sonst könnte die „soziale Marktwirtschaft“ gar nicht funktionieren.
Sie produziert auch immer das nicht “Annehmbare“, das Unangenehme, die soziale Härte.
Wir müssen also akzeptieren, dass mit unserem Tun immer produziert wird und etwas entsteht, das uns nicht gefällt.
Soweit der Pessimismus!
Auf der jeweiligen Verantwortungsebene eines Unternehmens kann man sehr wohl für Ausgleich sorgen, für ein Wohlbefinden der Mitarbeiter, für ein Klima in dem Mitgefühl, soziale Wärme, Förderung von menschlichen Werten und Potenzialen und vor allem Freude gedeihen kann. Sehr schön, dein Beispiel!
Ich finde es sogar sehr wichtig, deine Geschichte zu publizieren, um der breiten Öffentlichkeit zu zeigen, dass es doch anders geht. Somit haben solche Firmen eine Vorbildfunktion um zumindest auf dieser Ebene das Räderwerk der puren kalten Leistungsgesellschaft zu reformieren.
Optimismus:
LÖSUNGSANSÄTZE finden sich z.B. hier:
20Punkte
http://www.gemeinwohl-oekonomie.org/uber-uns/inhalte/
Einen sehr spannenden Punkt will ich dabei herausgreifen, denn hier geht’s um die Zukunft der kommenden Generationen mit einem völlig neuen Bildungswesen:
19. Um die Werte der Gemeinwohl-Ökonomie von Kind an vertraut zu machen und zu praktizieren, muss auch das Bildungswesen gemeinwohlorientiert aufgebaut werden. Das verlangt eine andere Form von Schule sowie andere Inhalte, z. B.
-Gefühlskunde,
-Wertekunde,
-Kommunikationskunde,
-Demokratiekunde,
-Naturerfahrenskunde und
-Körpersensibilisierung,
ich würde diese List noch ergänzen
-mit Praktiken, um die Achtsamkeit zu entwickeln,
(Meditation, Yoga statt Hochsprung :-) ….etc.)
-Introspektion
-Bewusstseinsschulung
etc…
Gruß,
Gerd