Noch ein Zusatz zu meinem gestrigen Text über die „Werte“ und zum Kommentar von Harald:

Ich denke es geht um einen verstärkten Dialog.
Es kann natürlich nicht um leere Vorschriften und um sinnlose „Dogmen“ gehen.

ABER:
Ja! Ich bin der Meinung, daß man gezielt Werte und Ethik lernen / lehren und fördern kann.

Dieser Bereich des „Gemeinwohles“ muß einfach viel stärker in eine „Zieldefinition“ unserer Gesellschaft hinein.
„Wohlsein aller“ als erklärtes Ziel der Gesellschaft und Politik.
Das Ziel der Wirtschaft soll NICHT in der Gewinnmaximnierung, sondern in der Maximierung von „Wohlsein“ bestehen.

„Wohlsein“ steht über „Wohlstand“

Dafür brauchen wir aber „meßbare“ Parameter – hier bietet das Modell der „Gemeinwohl – Ökonomie“von Christian Felber mit der „Gemeinwohl-Bilanz“ einen wirklich guten Ansatz.

Lange Zeit haben wir ja geglaubt, daß mit dem „Wohlstand“ automatisch „Glück“ und „Wohlsein“ verbunden ist. Das hat sich aber als Trugbild erwiesen.

Einer der größten Lügen, die unsere westliche Kultur propagiert ist, dass mehr und mehr physischer und materieller Reichtum zu mehr und mehr Glück führt.
Das ist schlicht und einfach nicht wahr!

Wirkliches Glück liegt NICHT darin, immer mehr und mehr haben zu wollen.
Wirklich glücklich sind wir in den Augenblicken, in denen alles passt und wir NICHTS haben wollen!
Wenn wir darüber nachdenken, werden wir eventuell übereinstimmen, dass die Zeiten unserer tiefsten Zufriedenheit / unseres tiefsten Glücks diejenigen Zeiten waren wo alles “so war, wie es gerade ist”… (Wunschlos Glücklich sein…) Endloses “Haben-wollen” ist in Wirklichkeit eine große Belastung für unseren Geist!
Zitat aus dem Buch “Reflections on a mountain Lake” von Ani Tenzin Palmo

Schönes Wochenende und viele Zeiten von „wunschlosem Glück“!

wünscht euch
Christian Hlade


 

PS: Jetzt wird Harald sicher sagen, mein „Glück wünschen“ widerspricht meinem geschilderten Ideal von Wunschlosigkeit…. ;-)
Aber wir leben in einer dualen Welt und paradoxe Aussagen beschreiben die Wirklichkeit häufig besser als „einseitige“!
Ich meine so sind auch irritierende „Zen – Aussagen“ zu verstehen. Diese zeigen nur den (einen) „anderen Pol“ der Wirklichkeit. Sind aber nicht als solche allein die Wahrheit.
;-)

Mir fällt grad noch so eine „Zen-Aussage“ aus einem Buch ein, die in die Richtung geht:

Wenn Du den Buddha triffst, so töte ihn…..

Comments ( 8 )

  • Daniela

    Hallo Christian,

    finde diesen Kommentar super und wichtig. Genau darum sollte es eigentlich gehen. Wohlstand hat so wenig mit Wohlfühlen/Wohlsein zu tun. Das Wohlstand sollte korrekt eigentlich Wollstand geschrieben werden, denn es geht nur ums HABEN WOLLEN. Und das ist im Westen eine Gier, die uns krank macht. Sie bleibt unbefriedigt, denn wir hören nie auf mehr haben zu wollen. Die Wirtschaft entwickelt ständig weiter, erfindet Dinge, die wir nicht brauchen, von denen wir aber das Gefühl suggeriert bekommen, sie seien für uns wichtig.

    Ich für meinen Teil fühle mich leider auch darin immer wieder gefangen und merke zusehends, dass das Anhäufen materiellen Wohlstands nicht befriedigt. Leider wachsen unsere Kinder in einem Umfeld auf, in dem es immer schwieriger wird zu vermitteln, dass es nicht-materielle Dinge sind die zählen!

    LG
    Daniela

    • Christian Hlade

      Liebe Daniela!
      Ja – beim „Habenwollen“ bin ich selbst auch sehr involviert…..
      Auch wenn ich so „Hohe“ Gedanken neiderschreibe.
      Aber ich denke es ist schon mal ein erster Schritt zu erkennen, das diese ganz sicher NICHT die Richtung ist, die zu mehr Glück und Wohlbefinden führt.
      Ich bleib da sicher noch drann. Es geht ja zudem auch nicht um „Nicht-Haben“.

      Sondern zu merken, daß unsere Zufriedenheit mit ganz anderen Dingen zusammenhängt….

      Werde da aber sicher noch viele 100e Stunden darüber meditieren und Achtsamkeit üben und mein Tun immer wieder reflektieren und dann auch ändern…

      ;-)

  • Gerd Ullmann

    Eine gesellschaftsübergreifende Ethik kann sicherlich nicht verordnet werden, da der Nutzen dieser Ethik von dem Einzelnen jeweils selbst erkannt werden muss. Das scheint mir ein sehr wichtiger Aspekt zu sein.

    Also: „Wieso soll ich mein Denken ändern? Zu was führt das. Welche Auswirkungen hat dieses oder jenes Verhalten…“
    Das heißt, es muss ein individueller Erkenntnisprozess in Gang kommen, der jedoch eine Grundlage , eine Basis dieses Nachdenkens braucht.

    In der Buddh. Philosophie unterscheidet man deshalb das Verhalten und das Wissen.
    Nur bloßes Wissen wird uns allerdings keinen einzigen Schritt voran bringen. Sind wir nicht eh eine Wissensgesellschaft? Nur ein Beispiel : Der Suchbegriff „Wissenschaft“ mit Google generiert über 81 Mio Einträge! Ethik nur 15 Mio!!!! Schon hier zeigt sich ein Missverhältnis .

    Was ist mit Ethik eigentlich gemeint?

    Wenn wir nur mal auf die Achtsamkeitswelle (MBSR, etc.) schauen, die uns gerade überrollt, geht es hier nicht um das ethische Verhalten , sondern gerade im Gegenteil nur um das urteilsfreie Betrachten des Geistes. Dies ist das momentan vorherrschende Procedere , wenn von Achtsamkeit außerhalb eines religiösen Kontextes die Rede ist.

    Wie siehts im Buddhismus aus?

    Hier hat die Achtsamkeit vor allem den Aspekt der Vergegenwärtigung von Wissen im Allgemeinen. Im Besonderen die Vergegenwärtigung dessen, was man in der buddh. Philosophie unter Gewaltlosigkeit versteht. Dabei ist der Begriff sehr weit gefasst und geht über das bloße Vermeiden von Gewalt hinaus, man übernimmt vielmehr für das Leiden oder „Unwohlsein“ der Anderen die Verantwortung .Aber dies nur am Rande.

    Warum habe ich das erwähnt? Es ist irgendwie schade, wenn das religiöse Wissen ständig säkularisiert werden muss um dann als Fastfood(vielleicht ein wenig überspitzt formuliert) in der Gesellschaft anzukommen.

    Grundlegende Werte wie Mitgefühl, Respekt, Rücksichtnahme, wie sie Christian teilweise angesprochen hat, bleiben dabei auf der Strecke, da all diese Arten von Geistestraining, die in dieser non-religiösen Form bei uns landen, vor allem das eigene Wohlbefinden zum Ziel haben und nicht die Veränderung des Verhaltens.

    Dabei wäre es so wichtig zu erkennen, wie wir alle verbunden und aufeinander angewiesen sind. Dann ist es auch logisch, dass dies Auswirkungen auf unsere Handlungen hat, mit denen wir ja ständig auf die Gesellschaft einwirken.

    Selbst wenn wir uns einig sind, dass es absolut notwendig ist, nicht nur darüber nachzudenken, sondern auch Veränderungen herbeizuführen, muss klar sein, dass wir dazu gut ausgebildete „Lehrer“ brauchen, die nicht nur ein Wissen haben, sondern gleichzeitig über Erfahrungen verfügen, die aus der Meditation kommen und diese auch anleiten oder vermitteln können.

    Ethik kann man, meiner Meinung nach, nicht aus Büchern lernen, hier müssen gerade kontemplative Methoden gelehrt werden, die aus den religiösen Traditionen kommen.

    Vielleicht stehe ich mit dieser Meinung alleine da, ich bin jedoch überzeugt davon, dass die großen Welt –Religionen einen wichtigen Beitrag zu einer neuen mitfühlenden Gesellschaft beitragen können und vielleicht auch MÜSSEN.

    Herzlichst,
    Gerd

  • Christian Hlade

    Lieber Gerd!

    Ich stimme mit Dir da überein, daß in der Entwicklung von Werten und Ethik den Religionen große Bedeutung zukommt.
    Bei dem Wert von MBSR & Co bin ich mir selbst noch unsicher. ich sehe das schon eher positiv, weil solche Methoden für mich „Berührungsängste“ mit weiteren Inhalten aus dem Buddhismus abbauen.
    Ich sehe diese Dinge aber auch als einen (ersten) Schritt – bei dem man nicht stehenbleiben darf / soll….

    • Gerd Ullmann

      Servus Christian,
      natürlich sehe ich solche Entwicklungen wie MBSR etc. sehr positiv. Bisher haben wir uns im Westen auch nur um den Körper ge-kümmert und den Geist ver-kümmern lassen. So gesehen, wie du sagst ein Schritt in die richtige Richtung.
      Allerdings könnte hier eine neue eher egozentrische Haltung entstehen analog zu: Heute gönne ich mir eine Massage und Morgen ein bisschen Achtsamkeit.
      Trotzdem gut, wenn sich der Fokus verschiebt……

      • Christian Hlade

        Hallo Gerd!
        Da gibts ein gutes und auch lustiges Buch genau zu dem Thema von Ken Wilber: „Boomeritis“.
        Ken Wilber beschreibt darin ironisch in Romanform diese neue Art von „spirituellem Egotrip“…

        lg

        Christian

  • Gerd Ullmann

    …immer wieder Ken Wilber! Jetzt muss doch mal ein Buch her!…aber die Liste der Bücher ist sooo lang!

    Danke dir, Christian
    Gerd

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