Reisen ist die populärste Form des Glücks, die Urlaubszeit ist emotional die zweitwichtigste Zeit im Jahr, gleich nach Weihnachten – meinte Freizeitforscher Peter Zellmann kürzlich in einem Interview.
Auf Urlaubreisen lastet also ein sehr hoher Erwartungsdruck!
Im selben Interview war dann auch am Ende zu lesen:
„…von den geschiedenen Ehen wurden sicher mehr als die Hälfte im Urlaub aufgelöst.“
Autsch!
Als Gründer der Firma „Weltweitwandern“ beschäftige ich mich seit vielen Jahrzehnten sehr intensiv mit dem Thema „Zufriedenheit auf/mit Reisen“ – zunächst auf ausgedehnten eigenen Reisen, später dann im Rahmen von Reiseplanungen für unsere Weltweitwandern-Gäste.
Mein persönliches „Glücksrezept für gelungene Reisen“ entstand auf empirische Art im Rahmen sehr vieler „Reiseselbstversuche“ über einen Zeitraum von über drei Jahrzehnten.
;-)
Gute Einstimmung.
Als sehr wesentlich erachte ich eine gute Einstimmung auf das Land & die dortige Kultur. Reiseführer vor der Abreise zu lesen empfinde ich allerdings eher anstrengend.
Viel leichter sind Romane und Geschichten mit „Kulturfarben“ oder auch Filme.
Eine wirklich gute Reise findet ja immer (auch) im Kopf statt. Auf den Spuren von imaginären oder auch echten Abenteurern unterwegs zu sein und auch ein wenig die historischen Zusammenhänge zu kennen vergrößert mein Vergnügen dann unterwegs beträchtlich! Mit ein wenig Stöbern in Buchhandlungen und im Internet finde ich da immer eine passende Einstimmung.(Freizeitforscher Zellmann hat statistisch belegt, dass gerade die Vorfreude auf eine Reise einen wesentlichen Zufriedenheitsfaktor für das eigene Wohlbefinden darstellt!)
Bewegung bewegt
Die höchste „Erlebnisdichte“ habe ich persönlich immer beim langsamen Reisen.
Langsam heißt aber keinesfalls „unbewegt“!
Bewegung ist für mich sogar eine sehr wichtige Voraussetzung für intensive Reiseerlebnisse.
Erst beim Radfahren oder Wandern erschießen sich mir Landschaften und fremde Kulturen in großer emotionaler Fülle. Man sieht, hört, riecht die Landschaft. Spontane Begegnungen werden durch das langsame Tempo bzw. durch einen gemeinsames begangenen Weg erleichtert. Auch das „Schmecken“ wird durch den guten Appetit nach der Bewegung ungleich intensiver. Ausgedehnte Spaziergänge oder auch langsames Jogging durch fremde Städte versetzen mich regelrecht in euphorische Stimmungen wegen all der Eindrücke, Geräusche, Gerüche und Stimmungen, die ich dabei aufnehme.
Reise als Mix von Freiheit und Struktur.
Ein zu hoher Aufwand für spontane Quartiersuche und Organisation von Transporten vor Ort behindert stark meinen persönlichen Reisegenuss. Eine vorab zu straff durchorganisierte Reise lässt hingegen keinen Raum für spontanes Erleben. Die gelungensten Reisen waren für mich selbst immer jene, bei denen ein „Grundgerüst“ durch eine gut gewählte Route und passende Quartiere vorgegeben war und ich mich dann in dieser „Struktur“ frei auf die Eindrücke einlassen konnte.
Auseinandersetzen mit den eigenen Erwartungen.
Eine wirkliche Reise ist kein fertig verpacktes Industrieprodukt aus dem Supermarktregal. Reisen leben. Jede Reise ist mit hunderten anderen Akteuren verwoben.
Man kann Vieles nicht vorausplanen: Wetter und Natur gehen eigene Wege.
Straßenzustand oder Fluglinien sind oft unkalkulierbare Faktoren.
Positive oder negative Begegnungen entstehen spontan und bereichern oder verleiden den Reisegenuss.
Bei Weltweitwandern legen wir ein sehr großes Augenmerk auf hohe „Reisequalität“ im Sinne guter Planung & guten Vorinformationen, guter Ausbildung unserer Führer und des Teams und vielen liebevollen Details.
Dennoch bemerken wir, dass die Zufriedenheit unserer Gäste auch sehr, sehr wesentlich von deren jeweiligen Erwartungshaltungen abhängt.
Zu „fixe Bilder im Kopf“ sind häufig ein Auslöser für Enttäuschung!
Hier denke ich liegt es sowohl in der Verantwortung von uns TouristikerInnen, realistische Informationen zu geben – als auch in der Verantwortung der Reisenden sich vorab mit der geplanten Reise und den eigenen Erwartungen auseinanderzusetzen und sich von falschen, bzw. zu starren Vorstellungen zu lösen, bzw. nicht mit einem zu hohen „Glücks – Leistungsdruck“ loszureisen…
Die beste „Garantie“ für ein „Glück auf Reisen“ ist für mich – neben genannten Punkten – vor allem eine „positiv gestimmte Unvoreingenommenheit“!
Auch manche „mühsame“ Momente sind ja ein wichtiger Teil von Reisen im Sinne von „Lebenserfahrung“.
Seit über 20 Jahren begleiten mich nun schon Aurel Schmidt mit folgende Zeilen auf meinen eigenen „Reisewegen“:
Niemand, der richtig reist kommt unverändert zurück.
Das Reisen verändert den Menschen.
Nicht immer allerdings und nicht bedingungslos.
Man muss dafür einen kleinen Einsatz leisten.
Reisen ist in jedem Fall eine Art sich auszusetzen.
Eine Art sich zu entkonditionieren und den Panzer der bequemen Gewohnheiten,
der so wunderbaren Halt gibt, abzulegen.
Dann erst fängt alles an:
Wahrnehmung, Erfahrung, Veränderung.
Das Reisen wird mehr als das bloße Aufsuchen von Sehenswürdigkeiten.
Nichts wird mehr selbstverständlich,
jeder Gang geht in eine Welt,
die neu ist, wie der erste Tag in einem fremden Land.
Aurel Schmidt / aus seinem Buch: „Wege nach unterwegs“
In diesem Sinne eine schöne Reise!
Ihr Christian Hlade (GF von Weltweitwandern)
Reisen und Glück zu verbinden hat für mich immer einen besonderen Stellenwert – vorallem da ich es stehts aus 2 Perspektiven betrachte.
Zum Einen aus jener der Reiseleiterin, Köchin und Almführerin, zum Anderen aus jener der Reisenden.
Als Reiseleiterin und Köchin möchte ich vermitteln! Ich möchte meinen Gästen die Schönheit, die Eigenheit und die Besonderheit des bereisten Landes zeigen.
Für mich Stellt die Besonderheit einer jeden Stadt / eines jeden Dorfes der belebte Marktplatz dar. Nirgendwo sonst trifft man auf besser auf Menschen die das Gebiet ausmachen, als am Markt. Zugleich wird man aber in ein Geheimnis von Düften, Farben und Tradtionen eingebunden, das man kaum woanders besser kennenlernen kann und darf.
Glücklich sein auf Reisen heißt für mich mit Menschen in Kontakt kommen, ihre Geschichten zu hören, von ihrem Alltag und ihren Sorgen zu erfahren, über das Essen zu reden. Ich suche meist einen Gleichklang zwischen dem bereisten Land und mir!
Glücklich sein auf Reisen heißt für mich weiters Zeit zum Fotografieren haben, Besonderheiten entdecken, auf Veranstaltungen oder Festivals gehen, die abseits von Touristenpfaden abgehalten werden.
Reisen ist für mich Nahrung für meine Seele, Nahrung für meinen Horizont, den ich dadurch immer wieder erweitern kann, immer wieder mit Bildern füttern kann, die mir bisher unbekannt waren.
Was ich nicht mag sind zu überbuchte Regionen, sind Strandurlaube, sind 5* Hotels, sind sterile Eingangshallen, sind sich gleichende Tagesabläufe.
Ich muss nicht immer weit weg fahren um glücklich zu sein. Ich finde die steirischen Almen sind Naturjuwele und die Sütitalienischen kennt kaum jemand, sind aber von natürlicher, fast nostalgisch anmutender Schönheit… Wer war schon mal in Bosnien auf Wandertour? Man muss nicht weit fahren, um Schönheit und Glück zu erleben!!!
Mein größtes Glück bei all diesen Unternehmungen jedoch ist ganz klar, dass mein Partner und ich auf Reisen immer „in die gleiche Richtung schauen“….
Liebe Grüße,
Sabine Zettl
Glück ist, geduldig zu sein. Das haben wir bei unserer Reise zu den Nomaden der Westmongolei öfters am Tag von unserem Führer, einem mongolischen Nomadenkind gehört. Und: ein Geschenk reihte sich an das andere. Wir durften sogar an einer Zeremonie der Schamanen teilnehmen. Glücklich sein heißt, im Hier und Jetzt zu leben. Und bei den Nomaden sahen wir, dass sie ohne Besitz glücklich sind. Sie leben in der Existenz. Das hat uns sehr beeindruckt. Wir kehren reichlich beschenkt von dieser Traumreise nach Hause.
Monika
ja, Monika, ich frage mich auch, wer diese „Idee“ des Besitzes in die Welt gebracht hat…
Dein Stichwort „Langsamkeit“ finde ich sehr wichtig. Wir tendieren im Westen zum schnellen KONSUM. Der Urlaub soll uns Erholung bringen, uns wieder auftanken lassen … für mich persönlich ist es daher auch wichtig, sich Zeit zu lassen, wenige Highlights pro Tag und nicht eine Liste von wichtigen Sehenswürdigkeiten „konsumieren“, auf meiner persönlichen „Urlaubs-To-Do-Liste“ abhaken.
UND mach Dich frei für Überraschungen, erwarte sie und erhoffe sie. Denn das macht den Urlaub eigentlich spannend. Wer sich zu sehr auf ein vorgegebenes Programm fixiert, ist am Ende zu oft enttäuscht. Gerade in exotischeren Reiseländern lässt sich vieles nicht planen. Aber gerade das ist ja der Reiz der Sache – es muss ja nicht zum Nachteil sein, wenn sich etwas ändert. Mag sein ich verpasse vielleicht den Besuch eines laut Reiseführer wichtigen Monuments, wenn ich meinen Geist offen halte für Unerwartetes; aber ist eine unerwartet ausgesprochene Einladung zu einer netten Bauernfamilie nicht viel interessanter?
Meine Devise beim Reisen: Let it go (Lass es hinter Dir) – das Konsumieren, die Schnelligkeit, die To-Do-Listen, das Beharren auf Festgeschriebenem, die Strenge und Kälte und lass all das rein, was Dich locker und glücklich macht! Denn das ist es was wir im Urlaub eigentlich brauchen.
Danke für eure schönen Anregungen für die „Glücksmomente“!
Wir haben uns nun überlegt im nächsten WWW_Katalog ev. ein eigenes Kapitel dazu zu machen.
Da werden wir diese Anregungen dann gerne aufgreifen!
…es werden im Urlaub nicht nur Ehen aufgelöst, es finden sich auch neue Paare…life´s a secret…