„Wenn wir als Bedeutung für Ewigkeit nicht unendliche zeitliche Dauer, sondern Zeitlosigkeit annehmen, dann gehört das ewige Leben denen, die in der Gegenwart leben.“ – Wittgenstein

Heute möchte ich meine Gedanken / Hypothesen über
„optimale Bedingungen für Entwicklung“ niederschreiben und dazu auch gleich herzlich zu Rückmeldungen / Anregungen einladen!

Blitzlichter:

„Voneinander lernen“ = ein Lernen aus der Vergangenheit.
In der Vergangenheit bewährte und gesammelte Konzepte des Anderen kennenlernen und zum Teil übernehmen. (Sender-Empfänger – Kommunikation, Kopieren, „Downloading“). Dies ist nicht schlecht, birgt aber wenig Potential für eine gemeinsame Entwicklung und „Freude“.

„Miteinander lernen“ bedeutet für mich zusammen etwas Neues erschaffen. Hier bringen alle Beteiligten ihr Wissen und ihre persönliche Geschichte in einen gemeinsamen Prozess ein. Im besten Fall taucht dabei etwas „Neues“ auf, das zuvor bei keinem der Beteiligten vorhanden war. (Ein Mehr-Wert, Evolution, „Emergenz“)
Diese optimale Form eines „Miteinander-Lernens“ und „Miteinander schöpferisch Gestalten“ erfordert von allen Beteiligten ein wirkliches Sich-Einlassen und große Offenheit. Die Bedingungen dazu möchte ich weiter unten noch weiter ausleuchten.

„Freude ist die Belohnung der Natur für Evolution“
Robert Slameczka (Fa. Norris)

Glück, Freude, tiefe Verbundenheit und „Sinn“ entsteht – meiner Erfahrung nach – bei uns Menschen sehr häufig dann, wenn wir Anteil an einem schöpferischen Prozess haben.

Verbinde Dich mit Deinem höchstmöglichen SELBST
Otto Scharmer / U-Theory

Die Gründe für Stagnation von einzelnen Menschen, Projekten, Mißerfolge von Unternehmen, Initiativen, Bewegungen liegen sehr oft im „Inneren“ der Person der Akteure – vor allem der leitenden Akteure – und viel weniger in den „richtigen“ Rezepten oder Theorien. (Heute ist manchmal die eine Strategie richtig und angebracht, morgen schon wieder etwas ganz anderes…)

Zusätzlich zu den aktiven, „sichtbaren“ Handlungen eines Menschen ist immer auch ein „innerer Weg“ – extrem wichtig. Erst ein konzentriertes und wirkliches „Hinschauen“, eine Reflexion über die eigenen Motive, Muster & Schwächen ermöglicht das Ausschöpfen des ganzen Potentials eines Menschen und/oder einer gestellten Aufgabe.

Leider ist dieser „innere Weg“ in unserer westlichen Welt sehr stark in Misskredit gekommen. Unsere westliche Wissenschaft akzeptiert nur „Materie“ und arbeitet ausschließlich mit Sichtweisen „von außen“ und ist möglichst „objektiv“.

Ein wunderschönes Beispiel für die Irrelevanz so einer „wissenschaftlichen“ Vorgangsweise schildert Otto Scharmer in seinem Buch „U-Theory“:

Wie entsteht ein Bild / ein schöpferisches Werk?
Um das zu ergründen gibt es 3 Vorgangsweisen:

a) Analyse des fertiges Bildes.
(Zerlegen, Erklären, Vergleichen – die klassische „wissenschaftliche“ Methode)
b) Dem Maler beim malen des Bildes zusehen.
(Handlungen beobachten – also klassische „Verhaltensforschung“)

All dies hilft uns aber nicht viel weiter, weil es sehr wenig über den „Schöpfungsprozess“ aussagt. Was das wirklich Relevante für das Entstehen eines Bildes (eines schöpferischen Werkes) ist, ist ja im „Inneren“ des Kopfes des Malers, also:

c) Das Bewußtsein (die Gedanken) des Malers, der vor der noch leeren Leinwand steht.

Das ist interessant! Da müssen wir hinsehen.
Alle Handlungen / Werke entstehen ja zuerst als „Samen“ im Bewußtsein eines Menschen.
Dorthin müssen wir „hingehen“ – das ist die Quelle aller menschlichen Schöpfung – das ist sehr spannend!!

Jedes Werk, jede Handlungsabsicht entsteht ja immer zunächst als Gedanke in unserem Bewußtsein. Um also an die Wurzeln von „Evolution“ und „Entwicklung“ zu kommen, muß man als Mensch dort ins „Innere“ gehen.
Dies funktioniert aber nur mittels der ruhigen Beobachtung des eigenen Geistes.
Der einzige Weg dorthin ist ruhig hinsetzen und tiefes, wirkliches Hinschauen!

Was vielen Menschen im Westen diesen Weg erschwert sind mehrere Dinge:

1) Ruhig sitzen und „in sich hineinschauen“ hat in unserer Kultur eher einen negativen Beigeschmack: Diese Person ist dann ja faul, sie „tut“ ja gar nichts.
Nur das aktive (wenn auch oft planlose) „Handeln“ wird als bei uns positiv und „produktiv“ angesehen.

2) Das grosse Mißverständniss über Spiritualität:
Das Wort „Spititualität“ hat mehrere Bedeutungen und wird oft falsch verstanden:

„New-Age-Spiritualität“ – diese Art der „Spiritualität“ bezieht sich sehr stark auf magische und mystische Inhalte. Diese Form der „Spiritualität“ ist rückwärtsgewandt und auf prä-rationale Inhalte bezogen. Die Praktiken dienen häufig eher einer „Realitätsflucht“ bzw. einer „Beschwörung“ von z.B. mehr Glück, Geld, usw.

Es geht aber um „Post-rationale“ Spititualität – also um eine Spititualität, die die rationale Welt akzeptiert, einschließt – weiterentwickelt  und „transzendiert“

„Spititualität“  – wie ich Sie verstehe – ist das Streben nach dem höchsten, erhabensten Selbst des Menschen mittels Innenschau, Weisheit, Wissenschaft und Werten.
Es werden also alle Errungeschaften & Potentiale unserer menschlichen Entwicklung einbezogen.

„Spititualität“ – bedeutet auch nicht prinzipiell einen meditierenden Weisen, der sein Leben weitab der Gesellschaft in einer Höhle verbringt.

„Spititualität“ spielt sich im optimalen Sinn mitten in unserem Leben ab.
Mitten drinnen im „Gewurrl“ & Sinnchaos der westlichen Gesellschaft.
Dort ist Sie im Moment auch extrem brauchbar und daher jetzt gerade so wichtig!

Also – meine Meinung nochmal:

Um sich als Mensch zu entwickeln, aber auch für die Weiterentwicklung von Unternehmen, Gesellschaften und Systemen ist sowohl „Aktion“ als auch „Kontemplation“ wichtig.
Erst zwischen diesen 2 Poolen des Agierens und des „aktiven Zuschauens“ entsteht der Raum für Evolution.

„Aktives Zuschauen“ verstehe ich für mich so, wie ein liebevoller Gärtner seinen Pflanzen „zusieht“.
„Werte“ sind wichtig als Grundraster / Basis / Energiequelle von menschlichen Systemen.
Werte sind extem wichtig als „Orientierungsgeber“.
Die „Vision“ dient als Ziel und auch als Kompaß…


 

Zum Abschluß noch ein Zitat vom „großen Meister der Kontemplation“, Lord Buddha himself:

Alle Dinge entstehen im Geist, sind unseres mächtigen Geistes Schöpfung.
Rede mit unreinem Geist,
Handle mit unreinem Geist,
Und Leid wird dir folgen,
Wie das Rad dem Zugtier folgt, das den Wagen zieht.

Alle Dinge entstehen im Geist, sind unseres mächtigen Geistes Schöpfung.
Rede mit reinem Geist,
Handle mit reinem Geist,
Und Glück wird dir folgen,
Wie der Schatten dem Körper folgt, und nicht weicht.

1. Vers Dhammapada / Buddha

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