Bericht unseres Partners Armin –  einem gebürtigen „Steirer“ – über seine „exotische“ Reise mit Weltweitwandern nach Nepal mit einer Reisegruppe aus Costa Rica:

Felipe, mein costa-ricanischer Freund, kam zu mir und sagte: „ Armin, mein Bruder, meine Schwester, meine Schwägerin, meine Freundin und ich wollen die große Annapurna Runde sowie den abgelegen Tiliucho See besteigen, organisiere das für uns“! Gerne mache ich euch das, aber ich werde euch als Bergführer begleiten, antwortete ich ihm.

Eine Trekkingreise zu organisieren nimmt einige Zeit in Anspruch und daher machte ich mich gleich an die Arbeit. Sofort viel mir die „WeltWeitWandern- Akademie“ wieder ein, die ich im März 2012 besuchte. An dieser Akademie beteiligen sich Partnerinnen aus 30 verschiedenen Destinationen. Ich setzte mich also mit Weltweitwandern in Verbindung, so nahm alles seinen Lauf. Nach einigen Emails stand das Programm. Der Termin wurde mit 14.9.-11.10.2014 vereinbart um den großen Massen ein wenig auszuweichen. Jetzt lag es nur mehr an uns, uns physisch auf die Tour vorzubereiten.

Schon die Anreise ist eine Herausforderung.

Wenn man von Österreich aus nach Nepal fliegen will, ist das keine so große Sache! Aber aus Costa Rica, Zentralamerika, das hat es sehr wohl in sich. Laura, meine Teilnehmerin aus Admont und ich kamen von Wien via Paris nach Katmandu. Meine Freunde aus Costa Rica entschieden sich für den Weg über den Pazifik das bedeutete San Jose – Los Angeles, weiter nach China und von da aus nach Nepal. Anreisezeit ca. 50 Stunden. Nach so einer langen Anreise geht am ersten Tag mal gar nichts. Wir nützen aber trotzdem die Zeit und besorgen restliche Ausrüstungsgenstände. In Tamel bekommt man alles was für eine Trekkingtour benötigt wird. Von leichten Wanderhosen bis hin zu Daunenbekleidung, Schlafsäcke, Isolierjacken, Stirnlampen, Schuhe und vieles mehr. Vor allem zu einem recht günstigem Preis und handeln ist auch erlaubt.

Eintauchen in den Buddhismus und Hinduismus.

Weltweitwandern hat uns ein tolles Hotel (Sweet Home) besorgt, direkt am Eingang zum Kulturerbe von Bhaktapur. Hier beginnt auch unsere Tour mit einem Rundgang und eine Einführung in die Religionen, die uns auf der gesamten weiteren Tour, auch hoch oben in den Himalaya Bergen der Annapurna Range, begleiten wird. Khadgar, unser Reiseleiter vor Ort, der gut deutsch spricht, nimmt sich sichtlich Zeit um uns alles genauestens zu erklären. Wir besuchen Paläste und Tempel, sind begeistert von der  Bauweise und den tollen Fassaden. Rund um Bhaktapur stehen hohe Schornsteine, Khadgar erklärt, dass diese zur Ziegelbrennung gebraucht werden. Bhaktapur ist die Nummer eins unter den Ziegelbrennereien und den roten Ziegelstein sieht man bei jedem Gebäude. Am Nachmittag geht es weiter zu einem nahegelegen Aussichtspunkt von wo aus wir in das Becken um Kathmandu einsehen können.

Im Stadtzentrum von Bhaktapur
Im Stadtzentrum von Bhaktapur

Jetzt geht’s los!

Nach all den Vorbereitungen, die wir an den vorigen Tagen getroffen hatten, freuen wir uns schon auf die Berge. Auch ein wenig, dass wir aus der immer hektischen, lauten Stadt raus kommen. Unglaublich wie viele Mopeds es in Katmandu gibt und hupen ist Pflicht. Damit wir den Morgenverkehr aus dem Weg gehen, starten wir sehr früh und verlassen unser nettes Hotel Sweet Home in Richtung Katmandu wo wir die restlichen Träger noch einsammeln. Die Fahrt geht vorbei am Nagdhunge Check Post und weiter in Serpentinen talwärts. Sehr oft geht es eng her, wenn sich Busse und Lastwagen kreuzen. Von hier aus haben wir das erste Mal das Vergnügen, schneebedeckte Berge zu erspähen. Ein Staunen geht durch den Bus und die Kameras laufen heiß! Khadgar erklärt uns alle Berge und weist auf den Manaslu hin. Für fast alle der erste Achttausender „live“ sozusagen. Die Stimmung steigt und wir können es kaum noch erwarten endlich loswandern zu können.

Endlich, der Rucksack sitzt, die Wanderstöcke sind auf die richtige Höhe eingestellt, das Gesicht  und die Beine sind eingecremt die Kappe am Kopf, die Träger, die von nun an unsere ständigen Begleiter sein werden, haben ihre Ausrüstung auch geschnürt und wir starten los. Es geht einen mächtigen Fluss entlang, den wir im Laufe dieser Tour einige Male, auf schwindelerregenden Hängebrücken, überqueren müssen. Der Anfang ist noch ein wenig hektisch da uns immer wieder hupende Lastwägen entgegen kommen. Ganz in der Nähe wird ein Kraftwerk für Stromerzeugung gebaut um auch die Bevölkerung, die in den Bergen wohnt, mit Elektrizität zu versorgen. Wir nehmen es gelassen und ab dem zweiten Tag hören wir nichts mehr von den Lastwägen.

Die vielen Wasserfälle sind faszinierend! Aus jeder Ecke schießt das Wasser mit voller Kraft ins Tal und mündet in dem Fluss, den wir schon seit Tagen folgen. Seit einigen Jahren führt auch eine Straße bis nach Manang hinauf, was bedeutet, man könnte sich einige Tage das Wandern ersparen. Wir bevorzugen jedoch das Wandern aus zwei Gründen: Ersten ist es viel sicherer sich richtig zu akklimatisieren und zweites würde man eine ganze Menge tolle Eindrücke verpassen. Die gigantischen Felswände, oft bis zu 1000 Meter hoch, an denen wir vorbeiwandern, stoppen mich des Öfteren. Ich versuche eine optimale Linie zu suchen für einen Durchstieg, finde sie aber nicht, zu glatt und zu ausgesetzt ist der Fels, dass es mir fast unmöglich erscheint hier hoch klettern zu können. Jeden Tag queren wir den Fluss mindestens einmal, manchmal öfter, was für Laura und Lorena anfangs nicht so angenehm ist, aber nach der 10. Brücke ist es auch für die beiden schon reine Routine. Nach sechs Trekking-Tagen erreichen wir Manang. Hier können wir unsere Batterien noch einmal aufladen. Diesen Ruhetag nutzen wir um unsere Bekleidung zu waschen, in ein paar vorhandene Internetkaffees Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen und kleinere Wanderungen stehen auch am Programm.

Tilicho Lake 4919 mH und Thorong La 5416 mH „almost there“

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Die erste große Herausforderung in dieser Tour ist der höchst-gelegene Gletschersee der Erde, der „Tilitscho Lake“. Umringt von Fünftausender bis hin zu fast Achttausender befinden wir uns hier in teilweise alpinem Gelände. Eine Querung unterhalb bizarrer Felsnadel verlangt gute Trittsicherheit. Der Weg ist aber immer sehr gut daher kommen wir alle gut voran. Die Entfernungen sind sehr trügerisch, was uns den Spruch einbringt „almost there“! Khartgar gab noch einen drauf, „Just around the corner“! Glücklich erreichen alle den See. Die Freude darüber ist sehr groß, da es für viele der Teilnehmer noch nie so hoch hinauf ging.

Der Abstieg sowie der Übergang zur Standartroute verläuft sehr gut und so erreichen wir alle sehr positiv gestimmt das Thorong La Base Camp. Jetzt müssen noch einmal alle Kräfte mobilisiert werden für die längste Etappe der Tour. 1000 Meter Aufstieg und fast 2000m Abstieg erwarten uns und bringen uns auf eine Höhe von 5416 Meter. So eine Etappe muss früh gestartet werden um genügend Reserven zu haben in einem Notfall. Aus diesem Grund starten wir schon um 4 Uhr morgens. In der Dunkelheit zu wandern ist von Vorteil, da man nicht sieht wie weit es hinaufgeht. Bereits um 5:30 Uhr beginnt die Dämmerung. Wo wir anfangs noch kaum andere Trekker wahrgenommen hatten, merken wir nun doch, dass die Saison begonnen hat. Immer wieder werden wir überholt oder wir überholen andere „Leidgenossen“. Manche reiten mit Pferden über den Pass. Für den Notfall ist das auch eine Möglichkeit, sicher hinauf zu kommen, Standard sollte es aber nicht werden. Das letzte Stück zieht sich noch sehr, gegen 10:00 Uhr erreichen wir jedoch den Pass. Überglücklich umarmen wir uns alle, Fotos werden gemacht und in der Passhütte stärken wir uns mit einer kräftigen Suppe. Beim Abstieg fängt es leicht an zu schneien und danach zu regnen. Super, wir haben unsere Regenjacken nicht ganz umsonst mitgenommen!

„Pilgerweg und Jimmy Hendrix“

In Muktinath befindet sich einer der wichtigsten Tempelanlagen für Hindus, Buddhisten sowie für die Moslems in Mekka. Tausende von Pilger besuchen sie Jahr für Jahr. Wir dürfen die Anlage betreten, aber ohne die Schuhe. Unsere Tour ist noch lange nicht vorbei und so wandern wir gemütlich und gelassen Talauswerts weiter mit dem Bewusstsein, den schwierigsten Teil bereits absolviert zu haben. Laura aus dem Gesäuse und ich machen uns in Jomsom auf die Suche nach dem Hostel wo einst Jimmy Hendrix 1969 residiert hatte. Ich überlege mir, was ihn wohl dazu bewegt haben könnte hier her zu kommen… Wir wandern weiter, vorbei an Marpha, dem wohl saubersten Ort der ganzen Trekkingroute und kommen zur letzten Hürde der Tour: Tatopani hinauf zum Poonhill. 2000 Höhenmeter Aufstieg! Sonnenaufgang am Poonhill mit Daulagirie, Anapurna und Fischtail runden diese 250 Kilometer lange Trekking tour noch ab. Wir erreichen nach 20 Tagen überglücklich den Ort Naya Pul, dort werden wir mit dem Bus abgeholt.

Wir bedanken uns alle bei unserer Weltweitwandern-Begleitmannschaft für die tolle Arbeit die sie über die gesamte Strecke geleistet hat. Hand aufs Herz, ohne sie hätten wir diese Tour nicht meistern können!

Abgerundet wird die Reise noch im Nationalpark Chitwan, der südlich von Pokarha hin zur Indischen Grenze liegt. Unsere kleine familiäre Lodge liegt am Ufer eines breiten Flusses. Wir können auch Elefanten und Gürtelnashorn beobachten. Nach 27 Tagen müssen wir uns verabschieden und die Rückreise antreten. Wir bedanken uns bei dem Weltweitwandern-Nepalteam  für eine super organisierte Reise und die Gastfreundschaft die wir in Nepal erleben durften!

Nameste!


 

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