1. Alles eh total gut! – Meistens zumindest…

Ich liebe mein Leben in Österreich.
Mir gefällt meine Arbeit und ich bin glücklich über meine Familie und meinen Freundeskreis.
Alles eh total wunderbar.
Meistens….

2. Manchmal wirds eng…

Dennoch: Öfter gibt es Zeiten in denen ich am Liebsten „davonlaufen“ würde.
Ich schleppe mich durch meine Tage.
Ich entkomme meinem Hamsterrad aus Verpflichtungen nicht mehr.
Keine Energie für Veränderung.
Ich fühl mich fremdbestimmt und hab das Gefühl mein Leben nicht mehr selbst zu „steuern“.

Kennt ihr das auch?

Weit weg davonlaufen... oder reiten!

3. Kleine Sofortmaßnahmen

Da ist es dann für mich  – als Sofortmaßnahme – sehr wichtig wieder in guten Kontakt mit meinem Körper und mit der Natur zu kommen.
Bewegung, ein Spaziergang im Wald, eine kleine Bergwanderung, Yogaübungen, etc. helfen mir da oft ganz gut die Dinge wieder für eine kurze Zeit „ins richtige Lot“ zu bringen.
Aber „wirklichen Abstand“ bringen diese kurzen Spaziergänge / Übungen oft nicht.
Die Gedanken wandern halt auch immer mit…

Wandern in schöner Natur bringt für mich Klarheit und Abstand von meinen Sorgen.

4. Meine wirkungsvolle Strategie: Wandern & Reisen

Wirkungsvoller ist  – für mich zumindest  – dann immer eine längere „Auszeit“ vom Alltagstrott.

Es hilft alles nichts, aber ich muß ordentlich raus aus meiner gewohnten „Komfortzone“!

Meinen Körper in schöner Natur gesund bewegen.
Die Weite der Landschaft spüren und auch im Geist aufnehmen.
Wohltuende Sinneseindrücke, neue Anregungen und Inspirationen für den vom Hamsterrad gemarterten Geist.

All das finde ich immer wieder auf Reisen, auf denen ich wandernd andere Landschaften und Kulturen kennenlerne.
Diese Strategie nutzt „Reisen & Wandern als Lebensphilosophie“, um Körper und Geist wieder mit Energie und neuem Schwung aufzuladen.
Für mich ist „Reisen & Wandern“ wirklich ein großes „Heilmittel“!

Ein „normaler“ Urlaub mit relaxen am Strand oder am See ist für mich nicht sehr erholsam. Die Gedanken an das Hamsterrad sind alle immer wieder da und ein wirklicher Abstand gelingt mir so gar nicht gut.
Ohne Bewegung und Naturkontakt ist – für mich zumindest – Abstand vom Trott des Alltages nicht gut möglich.

Mongolei: Wandern durch weite Landschaften schafft immer auch Weite im Kopf!

5. Die Hürden

Zwischen der Sehnsucht nach einem „Ausbruch“ aus dem Hamsterrad und dem tatsächlichen Start der Wanderreise gibts aber noch ein paar Hürden zu bewältigen.
Eigentlich ist für eine Reise in absehbarer Zeit kaum Zeit und auch kaum Geld vorhanden.
Das eigene Leben ist vollgefüllt mit Verpflichtungen und „sinnvollen“ Investitionen.
Es gibt gar keinen Platz für so eine Zeit- und Geld- „Luxus“!
Solange man keine Entscheidung fällt, bleibt man weiter in der Tretmühle des Alltages hängen. Das ist aber gar nicht lustig!

PS: Nicht gemachte Reisen stehen ganz oben auf der
„Hitparade der letzten Reue“ am Ende des Lebens.


6. Entschluß fassen und Pläne schmieden

Ohne ein Ziel und eine Entscheidung kommt man aus dem zermürbenden Getriebe nicht raus.
Meine persönliche Strategie ist es inzwischen viele Monate im vornehinein mal einen Reisetermin festzulegen und halbwegs gut im persönlichen Umfeld abzustimmen.
Reisebilder von meinen Traumdestinationen zu Hause und am Arbeitsplatz aufzustellen erleichtern diesen Prozess.
Dann  -und das ist dann schon ein Bestandteil der späteren Reise – folgen die Erkundigungen:
Wohin? Mit wem oder doch allein? Gibts spannende Bücher / Filme zur Einstimmung?
Wichtigste Maßnahme in der Planungsphase: Reise dann auch wirklich buchen!
Obwohl auch NUR in der Phantasie zu reisen auch sehr reizvoll sein kann.
Ein Gleichnis dazu: Man kann viel über den Geschmack einer Orange lesen und Bilder von Orangenbäumen und reifen Früchten ansehen. Man kann anderen zuhören, die vom Genuß der Orangen berichten. Nichts wird allerdings die eigene Erfahrung ersetzen können.
Also: WANDERREISE BUCHEN! (…und endlich die Orange selbst kosten.)

Bilder von Wunsch- / Sehnsuchtsdestinationen zu Hause aufhängen. Das schafft anschauliche Ziele! (Im Bild ein Kloster in Ladakh)

7. Abreiseangst

Als kleiner Trost für „Neulinge“:
Auch mich als „abgebrühten“ Reiseprofi – nach über 30 Jahren Abreiseerfahrung – plagt immer wieder ganz schreckliche Abreiseangst.
a) Ich bereue regelmäßig meinen Entschluß zu verreisen. („Jetzt, wo es doch gerade SO schön ist zu Hause…“)
b) Ich fürchte mich vor dem Ungewissen: „Was erwartet mich?“ „Die anderen Menschen in der Reisegruppe sind bestimmt ganz furchtbar?“ „Dieses Land ist eigentlich gar nicht das richtige Ziel für mich.“
c) Mich befällt Panik beim packen: Paß, Impfungen, Geld, Visum, Schlafsack,… „Ich hab diesmal sicher etwas wichtiges vergessen“

8. Ankommen

Zu Beruhigung:
Die Ängste verschwinden meist schon im Flieger oder bei der Ankunft am Zielort.
Wichtigste Reisebegleiter für mich ist dann immer mein Leitsatz:

„Reise mit offenem Herzen!“

  • Geduld: Das Ankommen braucht eine gewisse Zeit.
    Die Indianer sagen: “Die Seele braucht ihre Zeit um von einem Ort zum anderen zu gelangen.”
  • Keine Vergleiche mit zu Hause oder anderen Reisen anstellen.
  • Es muß nicht alles, genau so wie man sich das selbst vorstellt „funktionieren„.
    (Gerade von der Skaverei des Funktionierens will man ja weg.)
  • Sich und anderen Zeitluxus gönnen! Langsamkeit ist jetzt wichtiger als Effizienz und eine „Maximierung der Urlaubseindrücke“.
  • Versuchen möglichst viel im Hier und Jetzt zu leben.
  • Aktives Beobachten ohne einzugreifen oder zu urteilen.
  • Fragen stellen und zuhören.
  • Über unsinnige Dinge schmunzeln anstelle sich aufzuregen.
  • Wenig oder gar nicht an zu Hause denken.

Das Erleben von anderen Kulturen schafft Distanz zum Eigenen.
Es gibt auf unserer Welt so viele Arten das eigen Leben zu gestalten.
Inspirationen tauchen auf.
Oft ist es einfach ein neuer Blick.
Eine neugefundene Wertschätzung für die gewohnten Dinge zu Hause.

Das Wandern selbst trägt ja auch immer seinen Teil dazu bei.
Nach einigen Tagen des Gehens wird der Geist viel ruhiger.
Der Körper spürt sich einfach gut an. Müdigkeit. Zufriedenheit. Ruhe.
Weite!

Wüstenwandern in Marokko: Unsere Weltweitwandern-Gäste berichten nach der Heimkehr oft von berührenden, persönlichen Erlebnissen.

8. Heimkommen

Früher habe ich mich oft gleich am nächsten Tag nach der Rückkehr in die Arbeit gestürzt.
Habe mich dann gewundert, dass ich dann viele Tage innerlich zerissen und leer war.
Es gilt auch hier die alte Indianerweisheit: „Die Seele braucht ihre Zeit um von einem Ort zum anderen zu gelangen.“
Also bin ich inzwischen milder mit mir und gebe mir auch beim Heimkommen selbst Zeit.
Ich muß nicht sofort 100% da sein und ich muß nicht gleich wieder zu 100% funktionieren.

Was aber  – nach einer gewissen Zeit – immer eintritt: Das Leben zu Hause wird wieder frischer, lebendiger und ich habe den nötigen Abstand zu drängenden Problemen.
Das gibt Energie und erleichtert das Leben sehr.
Diese „innere Weite“ nehme ich mir meist für viele Monate von meiner Reisen mit nach Hause. Hoffentlich auch immer mehr Toleranz. Anderen und mir selbst gegenüber.

Bis mich die „Mühlen“ meines Alltages wieder in die Mangeln nehmen und ich die nächste Reise plane…

Comments ( 10 )

  • Josua Alfred Engl

    Lieber Christian!

    Gratulation zu deinen Reisegedanken und Reisegeschichten, die ich immer wieder gerne lese.

    Im August 2010 habe ich mein Motorrad nach Alaska verschifft und meinen beiden Firmen eine Auszeit von mir gegönnt.

    Seither hat sich mein Leben verändert. Ich habe Nord-, Zentral- und Südamerika bereist und mich selber wieder gefunden. Ich hatte vergessen, wie es sich anfühlt ich selber zu sein.

    Ich habe am Ende der Welt, in der Antarktis meine Frau kennen gelernt und am 6. Jänner dieses Jahres hat uns unser Sohn Felix kennengelernt.

    Ich hatte schwerste Probleme mich in Österreich zurück, wieder zurecht zu finden. Verantwortungen, Verpflichtungen und so manches Hamsterrad, das getreten werden will.

    Und doch gibt es immer einen Weg.

    Unserer ist es ganz einfach die nächste Reise zu planen. Es muss nicht immer alles perfekt sein und viele Fragen können manchmal erst knapp vor Reisebeginn geklärt werden.

    ABER: es gibt immer eine Lösung, es gibt immer einen Weg – wenn er ich manchmal etwas anders ausschaut, als ich es mir vorgestellt habe.

    Das habe ich auf meinen Reisen kennengelernt.

    Gratulation zu deinem Blog und dem Mut dass zu tun, was du liebst!

    Josua Alfred Engl

    • Christian Hlade

      Hallo Josua Alfred!

      Dein Leben klingt echt spannend. Nach viel „Aufbruch“!
      Wenn man da mal „durchgegangen“ ist läßt es einen nicht mehr los, oder?
      Allerdings immer nur Reisen ists ja auch nicht, zumindest für mich.
      Da gilts halt die Balance zu finden…
      Viel Erfolg dabei!
      Ich arbeite da selbst seit 30 Jahren darn – am Finden der Balance…. zwischendem WEggehen und dem Ankommen und Da-Sein….

  • Ingeborg

    Lieber Christian, wir waren ja schon einige Male in Kontakt. Dein letzer Blog hat mich total berührt und angesprochen. Jedes Wort kann ich 100 %ig emotional nachvollziehen und ich nehme mir vor, wieder mehr allein zu reisen und zu wandern und weniger Reisen zu begleiten. Ich bemerke dabei nämlich immer mehr, dass selbst bei Wander- bzw. Pilgerreisen das Haben immer mehr vor das Sein gestellt wird. Noch mehr ansehen, noch mehr Kultur besichtigen und noch viel mehr Kilometer machen beim Gehen und alles wird festgehalten mit der Kamera. Es drängt sich mir die Gewissheit auf, dass viele der Reisenden ihre Reisen erst im Rückblick erleben, denn vor Ort sind sie mit „Sich Einverleiben“ beschäftigt. Kein Innehalten, kein Wahrnehmen, kein im „Hier und Jetzt sein“. Wir wandern durch die schönste Landschaft und sie reden davon, was sie schon alles „gemacht“ haben. „Die Schweizer Hochalpen habe ich gemacht, Vietnam hab ich gemacht“ usw. Es klingt nach Liste zum Abhaken. Das frustriert mich. Ich versuche diese Muster durch kleine philosophische Tagesimpulse zu durchbrechen, das kommt super gut an, doch danach stürzen sich immer einige auf mich und wollen meine Impulse schriftlich…HABEN. Im SEIN reisen wird verlernt: Leider. Das sich langsam annähern, damit die Seele mitkommt, der Luxus inne zu halten, in die Tiefe zu gehen, die Ewigkeit eines schönes Augenblicks spüren, wenn einem die Gänsehaut aufsteigt, bei einem wunderschönen Anblick und man spürt, dass die Welt für einen Augenblick der Ewigkeit den Atem anhält. Ich wünsche dir für WWW solche Kunden, die den Wert deiner Angebote „erkennen“.
    In diesem Sinne wünsche ich dir eine wunderbare Woche. Ingeborg Hofbauer

    • Christian Hlade

      Liebe Ingeborg!

      Auch Deine Worte haben mich nun sehr berührt. Natürlich kenne ich das, wovon Du sprichst selbst.
      Von mir beim Fotografieren, aber natürlich auch von meinen Erfahrungen als Reiseleiter von Gästen.
      ABER: Gib nicht auf. Mach weiter mit den Impulsen. Das kommt an. Wenn auch manchmal zeitverzögert…

  • Karin Klug

    Lieber Christian Hlade, ich lasse mich immer sehr gerne inspirieren von Ihrer Seite… ist wie ein „Mini-Urlaub“ im Alltag… habe mir erlaubt, ein paar Worte von diesem blog auf meiner Seite (www.karinklug.at – Zitate) unterzubringen – ich hoffe, das geht in Ordnung?

    Liebe Grüße, Karin Klug

    • Christian Hlade

      Liebe Karin!
      Fühl mich voll geehrt da auf der Zitate – Seite zu stehen.
      Gefällt mir!

      ;-)

  • Marco

    Hallo Christian
    Sehr schöner Bloggpost!! Ich finde Du machst es genau richtig! Wichtig ist doch: Folgt Euren Herzen und sucht das Glück und die Erfüllung in der Welt, indem Ihr ihr mit offen Augen und offenem Herzen begegnet!!
    Mach weiter so, damit wir wieder lernen die Welt, die Natur und das wichtige in unserem persönlichen Leben zu schätzen und darauf zu achten!!!
    Danke und Gruess http://www.zenbackpacker.com

  • Teresa

    Lieber Christian,
    dieser Artikel hat mir sehr gut gefallen, und mir zum Grossteil aus der Seele gesprochen…
    Die richtige Balance zu finden zwischen Abenteuer und Routine ist auch meine derzeitige Herausforderung. Ich bin die letzten 10 Jahre gereist…. und oft habe ich das Gefühl nicht nur von einem Land in das Andere gereist zu sein, sondern viel eher von einem Leben in ein komplett anderes gereist zu sein…. wie ein Vogel immer unterwegs, auf der Suche nach seinem Platz
    Vor ein paar Jahren sagte ein Freund dann zu mir: „Una Flor sin raíces ni crece ni florece!“ dies heisst soviel wie: Eine Blume ohne Wurzeln wächst nicht und blüht auch nicht. Mit der Zeit habe ich begonnen diesen Spruch zu verstehen…. Ich habe begonnen mich komplett entwurzelt zu fühlen… mir hat einfach mein “Nest” gefehlt… eine Rutine für Körper und Geist, ein nicht ständig “wandelnder Freundeskreis”.
    Seit genau einem Jahr bin ich jetzt in Österreich, ohne eine einzige Reise gemacht zu haben, ich war damit beschäftigt Wurzeln zu schlagen… habe alle 4 Jahreszeiten irsinnig genossen (sogar den Winter!) und fühle derzeit ein innerliches Erblühen wie nie zuvor… Es fühlt sich wunderbar an dass meine Seele nach so langer Zeit des herumwanderns endlich das Gefühl hat angekommen zu sein…

    Jede meiner Reisen war sehr intensiv und sehr kostbar und ich möchte keine einzige missen…gerade dieses Leben als “Travelholic” gibt meinem derzeitigem Dasein im HIER und im JETZT diesen hohen Stellenwert…

    “Innere Weite” und Toleranz sind gerade in der heutigen Zeit die Besten Begleiter ☺

    Danke für diesen sehr persönlichen Post der viele Reisenden zum Schreiben bewegt hat.
    Viel Glück auf deiner nächsten Reise!!
    Teresa

    • Christian Hlade

      Liebe Teresa!
      Ist eh voll spannend, dass sich hier vor allem Menschen angesprochen gefühlt haben, die selbst gerne und viel reisen. Dein Gefühl vom „Entwurzelt – Sein“ kenne ich selbst auch gut. Am Ende meiner ersten großen Asienreise hatte ich dann auch genug vom „Immer nur Schauen“. Mir kommt nach einiger zeit des Reisens dann mein Zustand recht passiv vor. Da ists für mich auch wieder wichtig an einem Ort an konkreten Sachen zu arbeiten. Wurzeln eben. Aber wie schon mehrfach in den Postings anklingt: Es geht um die Balance zwischen „Ruhe“ und „Unruhe“… Weder „Reisen“ noch „Alltag“ ist für sich alleine nur positiv oder negativ….
      PS: Winter ist für mich DIE Lieblingsjahreszeit, ich steh total auf die Stille und ich geh irrsinnig gerne Schitouren im frisch gefallenen Schnee…

  • Propeller und Lisa

    lieber christian,

    wir sind über facebook auf Deinen blog gestossen und können uns Deiner denkweise anschliessen. wir sind gerade auf unserer grossen reise, die uns das heurige jahr durch mittel- und südamerika bringt. Du bist herzlich eingeladen, einen blick auf unseren blog zu werfen auch wenn Du da viel bekanntes und im vergleich zu deinen reisen weniger wandern finden wirst. für uns war es immer notwendig das gewohnte hamsterrad zu verlassen, um anschliessend weiterradeln zu wollen, denn oft stellt sich das gefühl ein, wesentliche lebenserfahrungen im rad zu versäumen. auf dieser reise bestätigt sich dieses gefühl. also reisen wir weiter ins jetzt, zu neuen begegnungen, anderen lebensumständen, unerwarteten erfahrungen und reifen vor uns hin.

    wir wünschen Dir und Deinem team alles gute. vielleicht trifft man sich auf einer reise oder zurück in österreich.

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