Die Diskussion, die im Moment in unserem Land betr. „Sparmaßnahmen“ und „Abbau der Sozialleistungen“ sehr emotional läuft bewegt mich persönlich sehr!

Wieder einmal kann ich keiner der zwei oder mehreren Parteien / Meinungsfronten voll zustimmen, bzw. die Argumente jeder Seite voll negieren.

Ich weiß, daß ich mich mit meinen Gedanken nun sicher in „Nesseln“ setze – ich möchte diese meine Gedanken aber nun mal öffentlich aussprechen – und bitte auch um Feedback dazu!

1) ICH BIN SEHR GEGEN EIN UNWIRTSCHAFTLICHES, FREUDLOSES STAATS – SYSTEM!

a) Ich finde zum Beispiel, daß in meinem Land Österreich mit meinem Steuergeld in Bezug auf die Verwaltung NICHT optimal gewirtschaftet wird. Vergleichskennzahlen zeigen anschaulich, daß z. B. in der Schweiz die Verwaltungskosten des Staates bei nur ca. 60-70% der Kosten von Österreich liegen. (Angaben lt. meinem Steuerberater)
Ich finde unsere staatliche Verwaltung und die dahinterstehenden Denkweisen und Frust-/Macht- Systeme und Hierarchien gehören DRINGEND verschlankt und modernisiert. (Stichworte: Mehr Demokratie! Mehr modernes Vernetzungsdenken.)

b) Ich begegne als „Firmenleiter“ und auch als Bürger verdächtig oft sehr unmotiviert und sehr unwirtschaftlich arbeitenden staatlichen Einrichtungen. Solch unwirtschaftlichen und freudlosen Institutionen und Macht-Strukturen bekämpfe ich mit meiner vollen Energie als aktiv gestaltender Mensch!

Der Gerechtigkeit halber sein an dieser Stelle unbedingt erwähnt, dass die überwiegende Mehrzahl aller BeamtInnen. LehrerInnen, Bahnbedienstenen, usw. ihre persönliche Arbeit sehr gut machen.  Da wird sehr engagiert gearbeitet!
Ich will nun auch keinesfalls eine undifferenzierte Front gegen den „Staat“ eröffnen.
Ich bin aber für ein ehrliches kompromissloses „Hinsehen“ und Erkennen von schlechten / freudlosen / unwirtschaftlichen Strukturen. …und dann für eine sehr, sehr rasche Veränderung von diesen!

Die Unwirtschaftlichkeit unseres Systems liegt häufig ohnehin meist im Strukturbereich:
(Schlechte Strukturen erzeugen frustrierte Menschen, die dann unmotiviert arbeiten…)

  • Keine Vernetzung von verschiedenen Abteilungen / Behörden untereinander,
  • Spitalsbau als „Machtmonopol“ von Landshauptleuten,
  • zu viele regionale Baugesetze (jedes Bundesland in Ö hat ein eigenes Bau-Gesetz!),
  • Besetzung von hohen Führungspositionen in Staatsbetrieben als Machtmittel von Parteien und auch
  • Besetzung von hohen Posten in staatsnahmen Betrieben als Entlohnung für politische „Günstlinge“ (= hier existieren anscheinend immer noch meist männlich dominierte politische „Seilschaften“)
  • Altmodische, sehr starre und lange Hierachien in Behörden, im Spitalswesen und anderen öffentlichen Einrichtungen schaffen kostenintensive, frustrierende, unwirtschaftliche Arbeitsplätze und Machtstrukturen

c) Ich habe auch Thilo Sarazin (Deutschland schafft sich ab) fast ganz gelesen und gebe diesem in einigen Kern-Aussagen durchaus recht! (Seine Aussagen über vererbte „Gene“ lehne ich allerdings strikt ab!) Ich finde man muss/soll aber durchaus offen über Integrationsprobleme und auch über Bildungsprobleme „bildungsferner Schichten“ reden!

Auch hier meine persönliche Erfahrung z.B. mit vielen ausländischen MitbürgerInnen: Die überwiegende Zahl an AusländerInnen, die mir begegnen, sind sehr integrationswillig und arbeiten hier sehr engagiert in ihren Berufen. Diese große Zahl von Menschen steht niemals als Negativbeispiel in einer Zeitung – man „sieht“ diese dann ja gar nicht in der öffentlichen (Medien-)Diskussion…

d) Über anstehende wichtige soziale und andere Probleme in unserer Gesellschaft gehört ganz offen und ehrlich  – ohne blinde Flecken und ohne Tabus – diskutiert. Probleme sollen weder hoch- noch heruntergespielt sondern sachlich behandelt werden.
Hier fühle ich immer häufiger mich von KEINER unserer Parteien gut vertreten:

  • Die „Konservativen“ sind viel zu sehr für „Recht & Ordnung“ – Lösungen von dieser Seite haben sehr häufig auch so einen „Rückbesinnung in die Vergangenheit – Touch“  – Neue Lösungen kommen für mich aber nicht aus einem „vergangenheitsbezogenen“ Wertedenken. Neue Lösungen bedürfen eines „frischen“ und „wachen“ Hinsehens.
  • die „Soziallisten“ sind mir zu sehr in Konfliktlinien zwischen Unternehmen (=Ausbeuter) und ArbeitnehmerInnen (=die ausgebeutete Klasse) verstrickt  – und hier spüre ich im Hintergrund aber auch die Macht der „wohlerworbenen Rechte“ der großen Parteistruktur  – hier spüre ich als jedenfalls gar kein Veränderungspotential zu einem modernen Staat und einem modernen Denken!
  • die Grünen negieren häufig völlig die real existierende Probleme (z.B. Probleme im Umgang mit Minderheiten / AusländerInnen). Hier wird für mich auch viel zu viel nutzlos diskutiert. Da habe ich das Gefühl, daß da sehr viel Zeit in Diskussionen „vernichtet“ wird. Zudem „bekämpfen“ die Grünen auch wieder andere Meinungen / Parteien und es entsteht dieser für mich unerträgliche – weil völlig undifferenzierte – politischer „Hick-Hack“.

Anstelle sachlicher Diskussionen erlebe ich auf der Ebene der Politik  – aber auch der Medien – verhärtete Fronten und sehr undifferenzierte „Parteimeinungen“ Ich  kann selbst dann keinen der Standpunkte völlig teilen. Für mich haben häufig alle ein bißchen recht und alle ein bißchen unrecht…
Ich kann sehr oft mit erbitterten „Gegeneinander- Diskussionen“ gar nichts mehr anfangen. Für mich liegen Problemlösungen eher im kostruktiven „Zusammendenken“.

e) Ich bin selbst auch sehr gegen ein Ausnutzen des Sozialstaates.
Ich merke allerdings persönlich, daß mir in meinem Leben sehr wenige „Sozialschmarotzer“ begegnen. Ich kenne diese „Typus Mensch“ überwiegend aus  Medienberichten. Hier habe ich mittlerweile den Verdacht, daß dies auch in sehr weiten Teilen ein „Medienphänomen“ ist.
Aber auch hier bitte um eine differenzierte Betrachtungsweise: Wirkliche AusnutzerInnen des Systems will ich nicht! Hier hätte ich gerne auch durchaus klarere Regeln und Strukturen.
In Österreich gibt es z.B. AsylwerberInnen aus politisch ganz klar NICHT unstabilen Staaten (z.B. Mongolei) die 6 – 8 Jahre als „AsylwerberInnen“ bei uns im Land sind und noch immer keine rechtsverbindliche Antwort von unserem Staat bekommen.
So ein langer Asylprozess ist nicht in Ordnung von Seiten unseres Staates!

f) Als Unternehmer finde ich zudem die Belastung durch unser System, die auf „Arbeitsstunden“ draufdrückt echt viel zu hoch. Als ich heuer meinen MitarbeiterInnen eine Sonderprämie ausbezahlte, wurde mir einmal mehr klar, daß von einer zur Verfügung gestellten Summe nur ca. 35% bei den Angestellten ankommt.
Aus EUR 10.000.- für Prämien werden nach Abzug aller Posten dann nur mehr ca. EUR 3.500.-!!!! Den Rest „schluckt“ unser System. Das finde ich zu viel!

Was mich zudem ärgert ist die „Verschleierungstechnik“ unseres Systems. Schon bevor der Bruttolohn dem Arbeitsnehmer „gezeigt“ wird kommen Abgaben auf dessen Lohn: Dienstgeberbeiträge, Gemeindeabgaben, Tourismusabgaben, usw.
Diese Systemkosten werden für die Angestellten vom System „verschleiert“.
Auch hier hat die Schweiz ein viel ehrlicheres / transparenteres System.
Eventuell liegt es aber auch gar nicht im Interesse unseres Staates, wenn auch die Angestellten merken, daß von den tatsächlichen Stundenlöhnen bis zu 65% und mehr an Abgaben an unser „System“ bezahlt werden. Das wird dann lieber in Form von „Dienstgeberanteilen“ verschleiert. So regen sich dann weniger Leute auf, weil das weniger Menschen merken…..

2) GEGEN SOZIALABBAU UND ENTSOLIDARISIERUNG UNSERER GESELLSCHAFT!
FÜR MEHR FAIRNESS UND GERECHTIGKEIT AUF DER WELT!

Ich finde es fatal was derzeit passiert:

a) Bei der Bildung und bei der Jugend zu sparen ist eine „Zeitbombe“ für unsere Zukunft!

b) Gerade die Jungen, die Schwächeren, die Neueinwanderer, die Älteren bedürfen besonderer Aufmerksamkeit und sind ein wichtiger Punkt! In diesen Bereichen darf nicht eingespart werden!!!
Das zum Beispiel bei Jugendlichen aus schwierigen sozialen Verhältnissen eingespart werden soll ist doch ein Wahnsinn! Ein schwerer Fehler für die Zukunft!

c) Eine Gesellschaft in der:

  • 1% der Bevölkerung 34% des Vermögens, weitere
  • 9% dann 35% des Gesamtvermögens und der
  • 90%ige Rest dann nur mehr 31% des Gesamtvermögens besitzt

(Quelle Christian Felber / lt. Statistik Austria)
steuert einem krassen Ungleichgewicht zu – das können wir doch so nicht wollen! Dieses „Auseinanderklaffen“ führt mittelfristig zu einem Auseinanderbrechen unserer Gesellschaft. So eine Entwicklung will ich nicht!

d) Auch zu unserer globalen Verantwortung müssen wir stehen: Österreich gehört zu den reichsten Ländern unserer Erde. Ich schäme mich für die Unanständigkeit unseres Landes bei den lächerliche Zahlen in der Entwicklungshilfe!

Die ganze Aussage mit dem „Wir müssen sparen“ – kommt mir zudem echt verlogen und falsch vor:

Wieso kann sich bitte eines der reichsten Länder der Erde nun plötzlich kein innovatives, zukunftsträchtiges Schulsystem und kein gutes, modernes Sozialsystem und keine gute Förderung von schwächeren Mitgliedern der Gesellschaft mehr leisten?

  • Wir müssen unseren Staat effizienter verwalten. Ja!
  • Wir sollen unsere BürgerInnen nicht für dumm verkaufen. Ja!

Hier denke ich ist es wirklich an der Zeit MEHR Demokratie zu bekommen.
Aktives Mitdenken. Mitfühlen. Mitbestimmen. Mitgestalten.

Allein die Einführung des „Gratiskindergartens für alle“ mit einem riesigen finanziellen Werbeaufwand und pompösen Auftritten von PolitikerInnen in unserem Bundesland – gefolgt von der Rücknahme dieser Aktion nach weniger als 2 Jahren macht mich echt wütend. Hier wird unseriös regiert und gearbeitet. Ich fühle mich hier als „dummes Stimmvieh“, das um die Zeit von Wahlen mit Versprechen gekauft wird und dann wenig später für dumm verkauft wird. Ich bekomme den Eindruck, daß die Regierenden keine Strategie verfolgen…

—————————————————————————————-

Als Unternehmer bin ich natürlich unbedingt der Meinung: (Meine / Eine) Leistung soll sich durchaus auszahlen! Gute Ideen sollen sich durchsetzen. Ich will auch Vermögen besitzen – bzw. über Kapital frei verfügen können, um meine Pläne zu verwirklichen.

Aber die Arbeits-Leistung eines Menschen kann aber nicht das 100 oder gar 1000 fache anderer Menschen ausmachen, wie das bei gewissen Fondverwaltern und anderen Managern heute der Fall ist. Das ist nicht nachvollziehbar, das ist nicht fair oder gerecht!

Ich gehe da durchaus mit der Meinung von Christian Felber konform, der Einkommen von Spitzenverdiener auf das ca. 20-fache des Durchschnittseinkommen begrenzen will. Auch das private Vermögen von Einzelpersonen sollen auf einige Mio EUR begrenzt werden. (Ansonsten droht immer die Gefahr des Machtmißbrauches durch das vorhandene Kapital – siehe unten)

Firmen / Strukturen sollen durchaus größer sein können (obwohl es kritische Größen gibt, die dann nicht mehr gesund sind…) Aber: Diese größeren Strukturen sollen dann nicht mehr Einzelpersonen allein gehören. Zudem brauchen wir – frei nach dem „Bruttosozialglück“ von Bhutan auch eine neue Größe als Leitbild der Wirtschaft: „Gemeinwohl“ soll über dem Gewinnstreben stehen.

Genauso müssen wir DRINGEND Spielregeln für das Kapital machen. Das zu viele Geld in der Hand von sehr wenigen Menschen „ruiniert“ unsere Demokratie, unsern gesellschaftliche Zusammenhalt. Zu viel Geld in der Hand einiger Weniger macht sehr viel kaputt!

Ich habe ja die ungute Vermutung, daß schon jetzt unter dem „Deckmantel“ des Wortes „Lobbying“ ganz massiv von Seiten der wenigen sehr Reichen unsere Gesetzgebung und unsere Demokratie und Medienwelt massiv beeinflußt / korrumpiert werden. Das ist – denke ich – durchaus keine „Verschwörungstheorie“. Wenn ich mir die Zahlen über das viele Geld in Händen sehr weniger Menschen ansehe wird mir das plötzlich irgendwie klar….

Auch in globaler Sicht haben wir – in einem der reichsten Länder der Erde – eine große Mit-Verantwortung. Wir können uns nicht mehr sehr lange vor der Welt „einigeln“.
Wir müssen für mehr Gerechtigkeit und Fairness auf der Welt sorgen.
Die Verteilung der Rohstoffe, der Energie, der Lebensmittel, usw. auf dieser Welt muß fairer werden!
Es ist ganz sicher nicht in Ordnung, daß viele 100 Millionen Menschen auf der Erde Hunger leiden. Hier sind wir gefordert da aktiv etwas dagegen zu unternehmen. (Globale Gesetze, Faire Preise für Rohstoffe, Faire Preise für Arbeit weltweit)

Wir brauchen also auf alle Fälle MEHR Demokratie und auch mehr GERECHTIGKEIT und Fairness. (In unserem Land – aber auch global!)

Wir brauchen gute, starke Werte:

  • Ehrlichkeit,
  • Wertschätzung,
  • Transparenz/Klarheit,
  • Entwicklungsmöglichkeit für jeden/e,
  • Teilen & Fairness

Wir brauchen eine neue Basis von politischem, gesellschaftlichem und unternehmerischem Handeln.

Was mir persönlich für mich immer mehr „schwant“:
Ein sehr großes Umdenken auf dieser Welt kann / wird durch ein neues, werteorientiertes wirtschaftliches Handeln ausgelöst werden! In diesem Bereich liegt ein enormes Veränderungspotential!

Gerade in kleineren und mittleren Unternehmen können neue Arten von „Handlungs-Systemen“ rasch verwirklicht und ausprobiert werden.

Ich merke, daß „wache“ kleinere / mittlere Unternehmen viel rascher auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren, als große staatliche Strukturen oder auch große Unternehmen.

Durch die ständige „Bewährungsprobe“ durch die Gesellschaft und den „Markt“ muß man als Unternehmen auch außerordentlich „wach“ sein, um als Struktur  „gesund“ zu bleiben.

Natürlich bedarf es auch gesetzlicher Rahmenbedingungen und politischer Arbeit!

Auch hier gilt wieder: Es sollen bitte NICHT in diesen alten „Frontendenken“ (gün gegen schwarz, rot gegen blau, orange gegen alle, UnternehmerInnen gegen ArbeiterInnen, usw.) gedacht und gehandelt werden.

Hier fühle ich als Unternehmer mich sehr angesprochen nach neuen Wegen zu suchen und diese aktiv zu beschreiten.

Losgegangen bin ich eh schon…

Wohin wird der Weg noch führen?

Gute Nacht für heute!

Super Quelle für „andere“ Zahlen zur Wirtschaft von Christian Felber auch: http://www.bawo.at/fileadmin/user_upload/public/Dokumente/Bildungsangebote/Fachtagung/2010/Felber_Neue_Werte.pdf


 

Comments ( 8 )

  • Daniela Luschin-Wangail

    Genau so sehe ich es auch. Als größtes Problem sehe ich jedoch, dass sämtliche Regierungsparteien immer nur in 4-Jahres-Phasen (oder noch kürzer, weil die Wahlkampfphase ja bereits vor Ablauf der 4 Jahre beginnt) denken. Über wirklich große Umstrukturierungsmaßnahmen traut sich eh keiner drüber – zu viel Aufwand, zu viel Ärger … dh es wird schnell, schnell gemacht, wo Erfolge (oder eben Misserfolge) gleich sichtbar werden. Ähnlich wie sehr häufig in der Schulmedizin, wo man mehr oder minder erfolgreich Symptome behandelt, aber nicht die Wurzel des Übels.

    Beispiele zur schlankeren Verwaltung könnte man sich in der Wirtschaft holen, darf dabei aber sein soziales Auge nicht verschließen. Die sogenannten Sozialschmarotzer seh ich eher auch nicht in der Praxis, sondern eher in reißerischen Artikeln diverser Tageszeitungen.

    Und ohne wirklich effiziente Bildungsmaßnahmen, schaff ich mir langfristig Wähler, denen auch das Verständnis für politische Prozesse und nachhaltige Umstrukturierungen fehlt. Je bildungsferner die Österreicher werden, desto mehr schaffen wir uns eine populistische Politik, die unser politisches System in komplett falsche Richtungen bringt.

    So schwer ist es ja nun wirklich nicht das „Unternehmen“ Österreich auf Vordermann/frau zu bringen – man muss halt nur auch gewillt sein, Arbeit auf sich zu nehmen, Diskussionen (auch unangenehme) in Kauf nehmen, Lobbyisten die kalten Schulter zu zeigen (soviel zum Thema Ehrlichkeit) und seinen Blickwinkel etwas zu erweitern.

    Und danke auch für das Ansprechen des Gratiskindergartens – seit dem „tollen“ kostenlosen Kindergarten, der wirklich unüberlegt und zu schnell eingeführt wurde, hat die Qualität wirklich abgenommen. Die KindergartenpädagogInnen krächzen und klagen über zu wenig Geld. Lieber zahle ich etwas für den Kindergarten (in OÖ gab es dafür einen einkommenabhängigen Beitrag und habe dafür auch eine Qualität. Jetzt zahl ich nichts mehr, dafür kann ich aber auch nichts mehr einfordern.

    Die Kindergartenplätze fehlen und gleichzeitig sollen wir Mütter aber nicht „nur“ zu Hause sitzen, sondern auch was in den „Topf“ einzahlen. Österreich hinkt in Bezug auf Kinderbetreuung europaweit wirklich hinten nach! Gibt man sein Kind (sofern man einen Kiga-Platz kriegt) schon unter 3 Jahren in den Kindergarten, wird man mancherorts sogar schief angeschaut (die böse Rabenmutter) – da muss politisch gegengewirkt werden. Gerade weil unsere Bildung so mies abschneidet, würde es ja vielleicht Sinn machen, Kinder schon früher in pädagogische Einrichtungen zu schicken. Gerade Kleinkinder aus bildungsfernen Schichten würden von der Zeit im Kindergarten mehr profitieren, als daheim vorm Fernseher und der Playstation zu sitzen. Die KindergartenpädagogInnen sind gut ausgebildet und können Wesentliches beitragen – sollten dafür auch wirklich besser entlohnt werden (ihr Gehalt ist für die Verantwortung, die sie übernehmen, und die Leistung, die sie bringen, wirklich eine Frechheit!). Und Kinder, die in einem nicht-deutschsprachigem Haushalt aufwachsen hätten im Kindergarten genug Zeit deutsch zu lernen – nie mehr geht es so leicht wie im Kleinkindalter eine Fremdsprache zu lernen – damit klappt es auch in der Volksschule besser!

    Könnte da noch viel mehr schreiben, weil mich die Kurzsichtigkeit und das „Schwanzeinziehen“ der österreichischen PolitikerInnen (aber auch der österreichischen WählerInnen) wirklich ärgert …

    • Christian Hlade

      Ja – Daniela, ich denke wir sollten da etwas tun. Wir tun allerdings eh auch schon in unserer gemeinsamen Arbeit. Laß uns das noch Besser tun!
      Freu mich schon auf Donnerstag!
      Mit dem „Weitblick“ (= das Magazin von Weltweitwandern, für das Daniela die Redaktion macht ) werden wir eh wieder viele Dinge „ausdrücken“ und „bildlich“ machen können.

  • Ben

    Hey wo ist der like Button? :-)

  • Irmingard Gypser

    @Christian: Du bringst hier wirklich ein paar sehr wichtige Dinge auf den Punkt. Dass wir immer noch zu den reichsten Staaten der Erde gehören, ist kaum jemandem bewusst. Das Spiel des „Wir müssen halt alle sparen“ (wie es Voves auch diesmal geradezu ekelhaft lässig rüberbringt) wird schon viel zu lange mit uns getrieben, die Schere zwischen arm und reich geht dabei aber immer weiter auseinander. Man könnte fast meinen, wir seien ein Entwicklungsland. Unsere Steuersätze stehen in keinem angemessenen Verhältnis zu den Sozialleistungen (Vgl. Skandinavien). Wir müssen als Volk endlich aus der Lethargie erwachen und richtig mitbestimmen. Vielleicht statuieren wir hier auch damit ein Exempel für die Österreich!

  • Sabine Penker

    Hallo Christian, sehr inspirierende Gedanken zu diesem Thema, glücklich können sich die schätzen, die dich als Chef haben…

    Mache mir auch Gedanken v.a. jetzt über die 25% – Sparmaßnahmen. Diejenigen, die sowieso schon am letzten Ende der Klippe stehen, fallen nun wahrscheinlich endgültig in den Abgrund. Habe gerade heute mit Schrecken gelesen, dass die „Brücke“, die ich als sehr engagiert im Bereich Sozialem und Kultur kenne, alle Mitarbeiter kündigen muss, aufgrund der Einsparungen des Landes. Das löst schon eine gewisse Verzweiflung aus und Gedanken wie: Was denken sich eigentlich Politiker, und so genannte Fachbearbeiter bei ihren Entscheidungen? Machen Sie sich auch Gedanken, erfinden sie Strategien, wie die sozial Schwachen, Behinderten, Migranten, etc. versorgt, integriert etc. werden können? Wo bleiben hier konstruktive Vorschläge und Lösungen? Warum gibt es nicht eine Debatte mit der Bevölkerung und den Betroffenen diesbezüglich? Habe so das Gefühl, die Ideen bleiben beim Geld stecken. Ich arbeite selbst z. Z. bei einer caritativen Institution (genaueres wage ich nicht zu sagen…) als Deutschtrainer für Migranten, das Projekt fällt auch dem Sparrotstift zum Opfer und die uns Anvertrauten sind dann wieder im „Abseits“. Irgendwelche Ideen?

    Noch ein mich bewegendes Thema: Das Bettelverbot. Jetzt können dann die Konsumenten „sorglos“ einkaufen, ohne dass sie mit dem Thema Armut konfrontiert werden und die mit dem Menschenrechtspreis (!) ausgezeichnete Stadt Graz kann sich eines schönen Straßenbildes „erfreuen“….. Ich möchte hier noch das Gedicht meiner Freundin Christine Schnitzer anführen, eine Umdichtung eines Poems von Rabindranath Tagore, die sie in ihrem Rundbrief an diverse Stadt- und Landespolitiker mitgesendet hat, und das mich immer wieder tief berührt:

    Mein König Mein Herr,
    du hast mich berufen Bürgermeister der Stadt Graz,
    am Wegrand zu sitzen ich sitze am Straßenrand
    und die Flöte zu spielen und halte den Hut auf,
    auf dass die, welche die Last auf dass die, welche die Last
    stummen Lebens zu schleppen haben abgestumpften Lebens zu schleppen haben,
    einen Augenblick anhalten einen Augenblick anhalten
    und staunend zu dem Balkon und staunend zu dem Balkon
    deines Palastes emporblicken; des Rathauses emporblicken;
    auf dass sie das ewig Alte auf dass sie die alten Werte
    wieder neu erkennen, wieder neu erkennen,
    und das, was sie immer umgibt, und das, was sie nicht mehr umgibt,
    von neuem entdecken und rufen: von neuem entdecken und rufen:
    „Die Blumen blühen „Es gibt sie noch, die Menschenrechte,
    und die Vögel singen!“ in dieser, dafür ausgezeichneten Stadt.“
    (Rabindranth Tagore) (Christine Schnitzer)

  • Sabine Penker

    UUps, habe mir jetzt die Mühe gemacht, die beiden Gedichte nebeneinander zu posten und nach dem Absenden ist ein wunderbares Mischi Machi herausgekommen…… klingt auch interessant, aber wohl kaum berührend, oder??? Also noch einmal, diesmal untereinander….. Sorry. Die Technik und ich.

    Mein König
    du hast mich berufen
    am Wegrand zu sitzen
    und die Flöte zu spielen
    auf dass die, welche die Last
    stummen Lebens zu schleppen haben,
    einen Augenblick anhalten
    und staunend zu dem Balkon
    deines Palastes emporblicken;
    auf dass sie das ewig Alte
    wieder neu erkennen,
    und das, was sie immer umgibt,
    von neuem entdecken und rufen:
    „Die Blumen blühen
    und die Vögel singen!“
    (Rabindranth Tagore)

    Mein Herr,
    Bürgermeister der Stadt Graz,
    ich sitze am Straßenrand
    und halte den Hut auf,
    auf dass die, welche die Last
    abgestumpften Lebens zu schleppen haben,
    einen Augenblick anhalten
    und staunend zu dem Balkon
    des Rathausese emporblicken;
    auf dass sie die alten Werte
    wieder neu erkennen,
    und das, was sie nicht mehr umgibt,
    von neuem entdecken und rufen:
    „Es gibt sie noch, die Menschenrechte,
    in dieser, dafür ausgezeichneten Stadt.“
    (Christine Schnitzer)

  • Gertrude Weingerl

    Gestern habe ich davon erfahren: http://www.glueck-macht-schule.at/index.php?option=com_content&task=view&id=44&Itemid=111
    Kommt meiner Idee, dass man bei Kindern und Jugendlichen anfangen muss mit Umdenken sehr entgegen.
    Auch ich bin der Meinung, dass die Medien das berichten, was gerne gehört und daher auch gut verkauft wird. Das entspricht nicht dem was ich erlebe. Das Engagemant und die Freundlichkeit der „Nicht-Österreicher“ mit denen ich privat und beruflich zu tun habe straft die Berichterstattung Lügen.
    Auch mit dem Problem Kindergarten etc. kostenlos oder nicht werde ich immer wieder konfrontiert. Warum muß alles für alle kostenlos sein? Ich bezahle auch meinen Selbstbehalt und finde es in Ordnung. Ich bin nicht reich aber ich bin bereit für meine Gesundheit und Ausbildung zu bezahlen. Wem das nicht möglich ist, der soll unterstützt werden. Diese Einstellung ist aber bei mir von Kindheit an gewachsen. Es wurde mir nicht später aufoktroyiert.
    Liebe Grüße
    Gertrude

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